Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884.p3b_251.001 [Beginn Spaltensatz] Wo der Rubinen strahlende Pracht p3b_251.002 p3b_251.008Und der Demant funkelt im dunkeln p3b_251.003 Schacht? p3b_251.004 Wo die Perlen schimmern an rosigem p3b_251.005 Strand, p3b_251.006 Jst's dort, o Mutter, das bessere Land? - p3b_251.007 "Dort nicht, dort nicht, mein Kind!" "Mein Sohn, kein Auge noch sah es zuvor, p3b_251.009 [Spaltenumbruch]
p3b_251.101Seiner Lieder Jauchzen vernahm kein Ohr, p3b_251.010 Nicht Träume malen die Welt voll Licht, p3b_251.011 Und Sarg' und Tod, dort weilen sie nicht, p3b_251.012 Seine Blumen streifet die Zeit nicht ab - p3b_251.013 Denn jenseit der Wolken und jenseit dem p3b_251.014 Grab p3b_251.015 Dort ist's, dort ist's, mein Kind!" Wo die Perle glänzt am Korallenstrand? p3b_251.102 p3b_251.104O Mutter, ist dort das bess're Land? Kein Auge sah es, mein Sohn! kein Ohr p3b_251.105 [Ende Spaltensatz]
Vernahm seiner Stimmen jauchzenden p3b_251.106 Chor. p3b_251.107 Seine Pracht - kein Träumender sah im p3b_251.108 Schlummer p3b_251.109 Solch Leuchten! - fern bleiben ihm Tod p3b_251.110 und Kummer; p3b_251.111 Nie zerstört die Zeit seinen Glanz, seinen p3b_251.112 Duft; p3b_251.113 Jenseits der Wolken, jenseits der Gruft p3b_251.114 - Da ist's, da ist's, mein Kind! p3b_251.115 p3b_251.121 p3b_251.123 § 87. Übersetzungsversuch aus dem Jtalienischen. p3b_251.124 p3b_251.125 p3b_251.132 p3b_251.135 p3b_251.136 p3b_251.138 p3b_251.001 [Beginn Spaltensatz] Wo der Rubinen strahlende Pracht p3b_251.002 p3b_251.008Und der Demant funkelt im dunkeln p3b_251.003 Schacht? p3b_251.004 Wo die Perlen schimmern an rosigem p3b_251.005 Strand, p3b_251.006 Jst's dort, o Mutter, das bessere Land? ─ p3b_251.007 „Dort nicht, dort nicht, mein Kind!“ „Mein Sohn, kein Auge noch sah es zuvor, p3b_251.009 [Spaltenumbruch]
p3b_251.101Seiner Lieder Jauchzen vernahm kein Ohr, p3b_251.010 Nicht Träume malen die Welt voll Licht, p3b_251.011 Und Sarg' und Tod, dort weilen sie nicht, p3b_251.012 Seine Blumen streifet die Zeit nicht ab ─ p3b_251.013 Denn jenseit der Wolken und jenseit dem p3b_251.014 Grab p3b_251.015 Dort ist's, dort ist's, mein Kind!“ Wo die Perle glänzt am Korallenstrand? p3b_251.102 p3b_251.104O Mutter, ist dort das bess're Land? Kein Auge sah es, mein Sohn! kein Ohr p3b_251.105 [Ende Spaltensatz]
Vernahm seiner Stimmen jauchzenden p3b_251.106 Chor. p3b_251.107 Seine Pracht ─ kein Träumender sah im p3b_251.108 Schlummer p3b_251.109 Solch Leuchten! ─ fern bleiben ihm Tod p3b_251.110 und Kummer; p3b_251.111 Nie zerstört die Zeit seinen Glanz, seinen p3b_251.112 Duft; p3b_251.113 Jenseits der Wolken, jenseits der Gruft p3b_251.114 ─ Da ist's, da ist's, mein Kind! p3b_251.115 p3b_251.121 p3b_251.123 § 87. Übersetzungsversuch aus dem Jtalienischen. p3b_251.124 p3b_251.125 p3b_251.132 p3b_251.135 p3b_251.136 p3b_251.138 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0277" n="251"/> <lb n="p3b_251.001"/> <cb type="start"/> <lg> <l>Wo der Rubinen strahlende Pracht</l> <lb n="p3b_251.002"/> <l>Und der Demant funkelt im dunkeln</l> <lb n="p3b_251.003"/> <l> <hi rendition="#et">Schacht?</hi> </l> <lb n="p3b_251.004"/> <l>Wo die Perlen schimmern an rosigem</l> <lb n="p3b_251.005"/> <l> <hi rendition="#et">Strand,</hi> </l> <lb n="p3b_251.006"/> <l>Jst's dort, o Mutter, das bessere Land? ─</l> <lb n="p3b_251.007"/> <l>„Dort nicht, dort nicht, mein Kind!“ </l> </lg> <lb n="p3b_251.008"/> <lg> <l>„Mein Sohn, kein Auge noch sah es zuvor,</l> <lb n="p3b_251.009"/> <l>Seiner Lieder Jauchzen vernahm kein Ohr,</l> <lb n="p3b_251.010"/> <l>Nicht Träume malen die Welt voll Licht,</l> <lb n="p3b_251.011"/> <l>Und Sarg' und Tod, dort weilen sie nicht,</l> <lb n="p3b_251.012"/> <l>Seine Blumen streifet die Zeit nicht ab ─</l> <lb n="p3b_251.013"/> <l>Denn jenseit der Wolken und jenseit dem</l> <lb n="p3b_251.014"/> <l> <hi rendition="#et">Grab</hi> </l> <lb n="p3b_251.015"/> <l> Dort ist's, dort ist's, mein Kind!“</l> </lg> <cb/> <lb n="p3b_251.101"/> <lg> <l>Wo die Perle glänzt am Korallenstrand?</l> <lb n="p3b_251.102"/> <l>O Mutter, ist dort das bess're Land?</l> </lg> <lb n="p3b_251.104"/> <lg> <l>Kein Auge sah es, mein Sohn! kein Ohr</l> <lb n="p3b_251.105"/> <l>Vernahm seiner Stimmen jauchzenden</l> <lb n="p3b_251.106"/> <l> <hi rendition="#et">Chor.</hi> </l> <lb n="p3b_251.107"/> <l>Seine Pracht ─ kein Träumender sah im</l> <lb n="p3b_251.108"/> <l> <hi rendition="#et">Schlummer</hi> </l> <lb n="p3b_251.109"/> <l>Solch Leuchten! ─ fern bleiben ihm Tod</l> <lb n="p3b_251.110"/> <l> <hi rendition="#et">und Kummer;</hi> </l> <lb n="p3b_251.111"/> <l>Nie zerstört die Zeit seinen Glanz, seinen</l> <lb n="p3b_251.112"/> <l> <hi rendition="#et">Duft;</hi> </l> <lb n="p3b_251.113"/> <l>Jenseits der Wolken, jenseits der Gruft</l> <lb n="p3b_251.114"/> <l> ─ Da ist's, da ist's, mein Kind!</l> </lg> <cb type="end"/> <p><lb n="p3b_251.115"/><hi rendition="#aq">NB</hi>. 1. Auch bei der vorstehenden Aufgabe ist zunächst wörtlich zu übersetzen, <lb n="p3b_251.116"/> bevor die metrische Übertragung versucht wird. Den Schluß bildet die <lb n="p3b_251.117"/> Vergleichung der 1. Übersetzung mit der zweiten von <hi rendition="#g">Freiligrath.</hi> Diese <lb n="p3b_251.118"/> Vergleichung wird die Übersetzungsfehler des Anfängers, wie die Vorzüge der <lb n="p3b_251.119"/> beiden Übertragungen (namentlich der Freiligrathschen) ersehen lassen; sie wird <lb n="p3b_251.120"/> instruktiver wirken als eine ins Detail eingehende Belehrung.</p> <p><lb n="p3b_251.121"/> 2. Ähnlich sind die weiteren Übersetzungsstoffe zu behandeln, auf welche <lb n="p3b_251.122"/> wir unter Ziffer 2 S. 249 verweisen konnten.</p> </div> <div n="3"> <lb n="p3b_251.123"/> <head> <hi rendition="#c">§ 87. Übersetzungsversuch aus dem Jtalienischen.</hi> </head> <p><lb n="p3b_251.124"/> Vorbemerkungen.</p> <p><lb n="p3b_251.125"/> 1. Jn keiner Sprache wird es leichter, gute Verse in jedem Versmaß <lb n="p3b_251.126"/> und über jeden beliebigen Gegenstand zu schreiben, als in der italienischen. <lb n="p3b_251.127"/> Sie steht in dieser Richtung allen übrigen Sprachen voran. Jhre Sangbarkeit <lb n="p3b_251.128"/> und ihr Überfluß an Mitteln befähigt sie, all das leichthin zu sagen, was <lb n="p3b_251.129"/> Dichter in anderen Sprachen nur nach langem Studium und Nachdenken recht <lb n="p3b_251.130"/> mühsam zu bilden vermögen, weshalb Jtalien von jeher die berühmtesten Jmprovisatoren <lb n="p3b_251.131"/> besaß.</p> <p><lb n="p3b_251.132"/> 2. Es ist daher gerade bei Übersetzungen aus der italienischen Sprache <lb n="p3b_251.133"/> höchster Wohllaut, Gefälligkeit, Sangbarkeit, Melodie, Modulation des Tons, <lb n="p3b_251.134"/> Weichheit und Anschmiegen des Ausdrucks zu erstreben.</p> <p><lb n="p3b_251.135"/> 3. Der Lernende möge das im Bd. <hi rendition="#aq">I</hi>, 531 ff. Gesagte beachten.</p> <p><lb n="p3b_251.136"/> 4. Ferner möge er nach der im § 40 dieses Bandes gegebenen Praxis <lb n="p3b_251.137"/> verfahren.</p> <p> <lb n="p3b_251.138"/> <hi rendition="#g">Aufgabe. Das nachstehende berühmteste, bei seiner Entstehung <lb n="p3b_251.139"/> wahrhaft vergötterte, Sonett von Tasso auf Lucrezia, Herzogin <lb n="p3b_251.140"/> von Urbino, ist zu übertragen.</hi> </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [251/0277]
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Wo der Rubinen strahlende Pracht p3b_251.002
Und der Demant funkelt im dunkeln p3b_251.003
Schacht? p3b_251.004
Wo die Perlen schimmern an rosigem p3b_251.005
Strand, p3b_251.006
Jst's dort, o Mutter, das bessere Land? ─ p3b_251.007
„Dort nicht, dort nicht, mein Kind!“
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„Mein Sohn, kein Auge noch sah es zuvor, p3b_251.009
Seiner Lieder Jauchzen vernahm kein Ohr, p3b_251.010
Nicht Träume malen die Welt voll Licht, p3b_251.011
Und Sarg' und Tod, dort weilen sie nicht, p3b_251.012
Seine Blumen streifet die Zeit nicht ab ─ p3b_251.013
Denn jenseit der Wolken und jenseit dem p3b_251.014
Grab p3b_251.015
Dort ist's, dort ist's, mein Kind!“
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Wo die Perle glänzt am Korallenstrand? p3b_251.102
O Mutter, ist dort das bess're Land?
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Kein Auge sah es, mein Sohn! kein Ohr p3b_251.105
Vernahm seiner Stimmen jauchzenden p3b_251.106
Chor. p3b_251.107
Seine Pracht ─ kein Träumender sah im p3b_251.108
Schlummer p3b_251.109
Solch Leuchten! ─ fern bleiben ihm Tod p3b_251.110
und Kummer; p3b_251.111
Nie zerstört die Zeit seinen Glanz, seinen p3b_251.112
Duft; p3b_251.113
Jenseits der Wolken, jenseits der Gruft p3b_251.114
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NB. 1. Auch bei der vorstehenden Aufgabe ist zunächst wörtlich zu übersetzen, p3b_251.116
bevor die metrische Übertragung versucht wird. Den Schluß bildet die p3b_251.117
Vergleichung der 1. Übersetzung mit der zweiten von Freiligrath. Diese p3b_251.118
Vergleichung wird die Übersetzungsfehler des Anfängers, wie die Vorzüge der p3b_251.119
beiden Übertragungen (namentlich der Freiligrathschen) ersehen lassen; sie wird p3b_251.120
instruktiver wirken als eine ins Detail eingehende Belehrung.
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2. Ähnlich sind die weiteren Übersetzungsstoffe zu behandeln, auf welche p3b_251.122
wir unter Ziffer 2 S. 249 verweisen konnten.
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Vorbemerkungen.
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1. Jn keiner Sprache wird es leichter, gute Verse in jedem Versmaß p3b_251.126
und über jeden beliebigen Gegenstand zu schreiben, als in der italienischen. p3b_251.127
Sie steht in dieser Richtung allen übrigen Sprachen voran. Jhre Sangbarkeit p3b_251.128
und ihr Überfluß an Mitteln befähigt sie, all das leichthin zu sagen, was p3b_251.129
Dichter in anderen Sprachen nur nach langem Studium und Nachdenken recht p3b_251.130
mühsam zu bilden vermögen, weshalb Jtalien von jeher die berühmtesten Jmprovisatoren p3b_251.131
besaß.
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2. Es ist daher gerade bei Übersetzungen aus der italienischen Sprache p3b_251.133
höchster Wohllaut, Gefälligkeit, Sangbarkeit, Melodie, Modulation des Tons, p3b_251.134
Weichheit und Anschmiegen des Ausdrucks zu erstreben.
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3. Der Lernende möge das im Bd. I, 531 ff. Gesagte beachten.
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4. Ferner möge er nach der im § 40 dieses Bandes gegebenen Praxis p3b_251.137
verfahren.
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Aufgabe. Das nachstehende berühmteste, bei seiner Entstehung p3b_251.139
wahrhaft vergötterte, Sonett von Tasso auf Lucrezia, Herzogin p3b_251.140
von Urbino, ist zu übertragen.
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Zitationshilfe: | Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik03_1884/277>, abgerufen am 16.02.2025. |