p3b_001.002 Reimlose, auf dem Rhythmus beruhende Verse p3b_001.003 (Redeverse). ------
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I. Übungen im jambischen Rhythmus.
p3b_001.005
§ 1. Bildung jambischer Verstakte.
p3b_001.006 1. Wir beginnen die praktische Anleitung und Einführung in den p3b_001.007 deutschen Vers- und Strophenbau mit Bildung jambischer Verstakte p3b_001.008 (Breve -), welche am leichtesten herzustellen sind. Es ist für den Anfang p3b_001.009 gestattet, die prosaischen Wendungen des Stoffes beizubehalten, da es p3b_001.010 lediglich darauf ankommt, daß möglichst reine Accentjamben gebildet p3b_001.011 werden.
p3b_001.012 2. Nicht die (auf der geregelten Folge von kurzen und langen p3b_001.013 Silben beruhende) sog. Silbenquantität ist es also, worauf unsere p3b_001.014 Übungen abzielen, sondern der von betonten und unbetonten Silben p3b_001.015 abhängende deutsch=accentuierende Rhythmus. Der Accent muß in unserer p3b_001.016 accentuierenden Sprache wie ein Heiligtum gepflegt werden.
p3b_001.017 3. Lediglich betonte, vom Accent getroffene Silben (Stammsilben) p3b_001.018 dürfen zu Arsen (Hebungen) gewählt werden. Dieselben können also p3b_001.019 nie in die Thesis (Senkung) gestellt werden, wohl aber gehören unbetonte p3b_001.020 bis mitteltonige Silben in die Thesis.
p3b_001.021 4. Man muß sich hüten, sprachlich unbetonten Silben durch Versetzung p3b_001.022 in die Arsis den Hochton (den rhythmischen oder Verston) zu verleihen, p3b_001.023 wie dies im Beispiel "Das furcht | bare | Geschlecht | der Nacht" p3b_001.024 geschah; es würden sonst Sprache und Rhythmus miteinander in Streit p3b_001.025 geraten.
p3b_001.026 (Es giebt nur zwei richtige Betonungen des Wortes furchtbare, nämlich: p3b_001.027 "furchtbare Geschlecht", d. i. das fürchterliche, oder furchtbare, d. i. furchtlose.
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Erstes Hauptstück.
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I. Übungen im jambischen Rhythmus.
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§ 1. Bildung jambischer Verstakte.
p3b_001.006 1. Wir beginnen die praktische Anleitung und Einführung in den p3b_001.007 deutschen Vers- und Strophenbau mit Bildung jambischer Verstakte p3b_001.008 (⏑ –), welche am leichtesten herzustellen sind. Es ist für den Anfang p3b_001.009 gestattet, die prosaischen Wendungen des Stoffes beizubehalten, da es p3b_001.010 lediglich darauf ankommt, daß möglichst reine Accentjamben gebildet p3b_001.011 werden.
p3b_001.012 2. Nicht die (auf der geregelten Folge von kurzen und langen p3b_001.013 Silben beruhende) sog. Silbenquantität ist es also, worauf unsere p3b_001.014 Übungen abzielen, sondern der von betonten und unbetonten Silben p3b_001.015 abhängende deutsch=accentuierende Rhythmus. Der Accent muß in unserer p3b_001.016 accentuierenden Sprache wie ein Heiligtum gepflegt werden.
p3b_001.017 3. Lediglich betonte, vom Accent getroffene Silben (Stammsilben) p3b_001.018 dürfen zu Arsen (Hebungen) gewählt werden. Dieselben können also p3b_001.019 nie in die Thesis (Senkung) gestellt werden, wohl aber gehören unbetonte p3b_001.020 bis mitteltonige Silben in die Thesis.
p3b_001.021 4. Man muß sich hüten, sprachlich unbetonten Silben durch Versetzung p3b_001.022 in die Arsis den Hochton (den rhythmischen oder Verston) zu verleihen, p3b_001.023 wie dies im Beispiel „Das fūrcht │ bărē │ Geschlecht │ der Nacht“ p3b_001.024 geschah; es würden sonst Sprache und Rhythmus miteinander in Streit p3b_001.025 geraten.
p3b_001.026 (Es giebt nur zwei richtige Betonungen des Wortes furchtbare, nämlich: p3b_001.027 „fūrchtbărĕ Geschlēcht“, d. i. das fürchterliche, oder fūrchtbārĕ, d. i. fūrchtlōsĕ.
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§ 1. Bildung jambischer Verstakte. p3b_001.006
1. Wir beginnen die praktische Anleitung und Einführung in den p3b_001.007
deutschen Vers- und Strophenbau mit Bildung jambischer Verstakte p3b_001.008
(⏑ –), welche am leichtesten herzustellen sind. Es ist für den Anfang p3b_001.009
gestattet, die prosaischen Wendungen des Stoffes beizubehalten, da es p3b_001.010
lediglich darauf ankommt, daß möglichst reine Accentjamben gebildet p3b_001.011
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3. Lediglich betonte, vom Accent getroffene Silben (Stammsilben) p3b_001.018
dürfen zu Arsen (Hebungen) gewählt werden. Dieselben können also p3b_001.019
nie in die Thesis (Senkung) gestellt werden, wohl aber gehören unbetonte p3b_001.020
bis mitteltonige Silben in die Thesis.
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4. Man muß sich hüten, sprachlich unbetonten Silben durch Versetzung p3b_001.022
in die Arsis den Hochton (den rhythmischen oder Verston) zu verleihen, p3b_001.023
wie dies im Beispiel „Das fūrcht │ bărē │ Geschlecht │ der Nacht“ p3b_001.024
geschah; es würden sonst Sprache und Rhythmus miteinander in Streit p3b_001.025
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(Es giebt nur zwei richtige Betonungen des Wortes furchtbare, nämlich: p3b_001.027
„fūrchtbărĕ Geschlēcht“, d. i. das fürchterliche, oder fūrchtbārĕ, d. i. fūrchtlōsĕ.
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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884, S. E1. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik03_1884/27>, abgerufen am 16.02.2025.
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