Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884.p3b_229.001 p3b_229.009 VI. Übersetzungsversuche aus verschiedenen Sprachen. p3b_229.010 p3b_229.014 § 83. Griechische Sprache. p3b_229.015A. Übersetzungen aus der griechischen Epik. p3b_229.016 p3b_229.019 p3b_229.022 p3b_229.023 p3b_229.028 p3b_229.030 p3b_229.032 p3b_229.033 p3b_229.035 p3b_229.036 p3b_229.001 p3b_229.009 VI. Übersetzungsversuche aus verschiedenen Sprachen. p3b_229.010 p3b_229.014 § 83. Griechische Sprache. p3b_229.015A. Übersetzungen aus der griechischen Epik. p3b_229.016 p3b_229.019 p3b_229.022 p3b_229.023 p3b_229.028 p3b_229.030 p3b_229.032 p3b_229.033 p3b_229.035 p3b_229.036 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0255" n="229"/> <p><lb n="p3b_229.001"/> Je mehr die Übung wächst, desto kühner wird der Übersetzer verfahren. <lb n="p3b_229.002"/> Er wird sich später die wörtliche Übersetzung nicht mehr notieren, wenn er auch <lb n="p3b_229.003"/> immer erst lesend den Wortsinn sich herstellen und vor allem in den Geist des <lb n="p3b_229.004"/> Urbilds dringen wird. Bei den einzelnen Übersetzungen werden ihm bald diese, <lb n="p3b_229.005"/> bald jene unserer Grundsätze und Handgriffe willkommen sein; er wird sie anwenden <lb n="p3b_229.006"/> und in seinen Arbeiten allmählich jenen Vorbildern in der Kunst der <lb n="p3b_229.007"/> Übersetzung sich nähern, als deren erstes ─ auch was Selbstkritik betrifft ─ <lb n="p3b_229.008"/> für lange Zeit am Übersetzerhimmel strahlen wird: <hi rendition="#g">Ferdinand Freiligrath!</hi></p> <div n="2"> <lb n="p3b_229.009"/> <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#aq">VI</hi>. <hi rendition="#g">Übersetzungsversuche aus verschiedenen Sprachen</hi>.</hi> </head> <p><lb n="p3b_229.010"/> Wir beschränken uns in den nachstehenden Aufgaben auf jene Sprachen, <lb n="p3b_229.011"/> aus welchen bisher fast ausschließlich übersetzt wurde, also auf die <hi rendition="#g">altklassischen <lb n="p3b_229.012"/> Sprachen, auf die französische und englische, sowie auf die <lb n="p3b_229.013"/> italienische, spanische, portugiesische und schwedische Sprache.</hi></p> </div> <div n="3"> <lb n="p3b_229.014"/> <head> <hi rendition="#c">§ 83. Griechische Sprache.</hi> </head> <lb n="p3b_229.015"/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#aq">A</hi>. <hi rendition="#g">Übersetzungen aus der griechischen Epik.</hi></hi> </head> <p><lb n="p3b_229.016"/><hi rendition="#g">Vorbemerkung.</hi> 1. Es ist selbstverständlich, daß ohne genaue Kenntnis <lb n="p3b_229.017"/> der homerischen Formenlehre und Syntax an eine fruchtbare Übersetzung <lb n="p3b_229.018"/> nicht zu denken ist.</p> <p><lb n="p3b_229.019"/> 2. Weitere Voraussetzung ist genaue Bekanntschaft mit den von Homer <lb n="p3b_229.020"/> geschilderten, gesellschaftlichen Zuständen und Verhältnissen, um den richtigen <lb n="p3b_229.021"/> Ton treffen zu können.</p> <p><lb n="p3b_229.022"/> 3. Es darf nie vergessen werden, daß Homer urantik ist.</p> <p><lb n="p3b_229.023"/> 4. Wenn irgend ein Dichter, so muß Homer möglichst treu, ja, wortgetreu <lb n="p3b_229.024"/> übersetzt werden, damit die Kraft und Energie, die Durchsichtigkeit und <lb n="p3b_229.025"/> Plastik, die Naivetät und Einfachheit der homerischen Vorstellungen sowie seiner <lb n="p3b_229.026"/> Redeweise nicht verloren gehe. Der ganze Umfang des Sinnlichen, von dem <lb n="p3b_229.027"/> Homer seine Bilder nimmt, ist zu beachten.</p> <p><lb n="p3b_229.028"/> 5. Deshalb muß die Übersetzung ─ sozusagen ─ „homerische Färbung“ <lb n="p3b_229.029"/> bekommen.</p> <p><lb n="p3b_229.030"/> 6. Es muß sogar, soweit möglich, Satzkonstruktion und Wortstellung beibehalten <lb n="p3b_229.031"/> werden.</p> <p><lb n="p3b_229.032"/> 7. Man schenke den Gleichnissen Homers besondere Aufmerksamkeit.</p> <p><lb n="p3b_229.033"/> 8. Zur Übersetzung für die Anfänger empfehlen wir die ersten Gesänge <lb n="p3b_229.034"/> der Jlias und das erste Buch der Odyssee.</p> <p><lb n="p3b_229.035"/> 9. Der Anfänger möge eine wortgetreue Übersetzung in Prosa versuchen.</p> <p><lb n="p3b_229.036"/> 10. Hierauf vergleiche er die Ausgabe von J. H. Voß und versuche <lb n="p3b_229.037"/> Voßens Härten zu vermeiden.</p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [229/0255]
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Je mehr die Übung wächst, desto kühner wird der Übersetzer verfahren. p3b_229.002
Er wird sich später die wörtliche Übersetzung nicht mehr notieren, wenn er auch p3b_229.003
immer erst lesend den Wortsinn sich herstellen und vor allem in den Geist des p3b_229.004
Urbilds dringen wird. Bei den einzelnen Übersetzungen werden ihm bald diese, p3b_229.005
bald jene unserer Grundsätze und Handgriffe willkommen sein; er wird sie anwenden p3b_229.006
und in seinen Arbeiten allmählich jenen Vorbildern in der Kunst der p3b_229.007
Übersetzung sich nähern, als deren erstes ─ auch was Selbstkritik betrifft ─ p3b_229.008
für lange Zeit am Übersetzerhimmel strahlen wird: Ferdinand Freiligrath!
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VI. Übersetzungsversuche aus verschiedenen Sprachen. p3b_229.010
Wir beschränken uns in den nachstehenden Aufgaben auf jene Sprachen, p3b_229.011
aus welchen bisher fast ausschließlich übersetzt wurde, also auf die altklassischen p3b_229.012
Sprachen, auf die französische und englische, sowie auf die p3b_229.013
italienische, spanische, portugiesische und schwedische Sprache.
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§ 83. Griechische Sprache. p3b_229.015
A. Übersetzungen aus der griechischen Epik. p3b_229.016
Vorbemerkung. 1. Es ist selbstverständlich, daß ohne genaue Kenntnis p3b_229.017
der homerischen Formenlehre und Syntax an eine fruchtbare Übersetzung p3b_229.018
nicht zu denken ist.
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2. Weitere Voraussetzung ist genaue Bekanntschaft mit den von Homer p3b_229.020
geschilderten, gesellschaftlichen Zuständen und Verhältnissen, um den richtigen p3b_229.021
Ton treffen zu können.
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3. Es darf nie vergessen werden, daß Homer urantik ist.
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4. Wenn irgend ein Dichter, so muß Homer möglichst treu, ja, wortgetreu p3b_229.024
übersetzt werden, damit die Kraft und Energie, die Durchsichtigkeit und p3b_229.025
Plastik, die Naivetät und Einfachheit der homerischen Vorstellungen sowie seiner p3b_229.026
Redeweise nicht verloren gehe. Der ganze Umfang des Sinnlichen, von dem p3b_229.027
Homer seine Bilder nimmt, ist zu beachten.
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5. Deshalb muß die Übersetzung ─ sozusagen ─ „homerische Färbung“ p3b_229.029
bekommen.
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6. Es muß sogar, soweit möglich, Satzkonstruktion und Wortstellung beibehalten p3b_229.031
werden.
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7. Man schenke den Gleichnissen Homers besondere Aufmerksamkeit.
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8. Zur Übersetzung für die Anfänger empfehlen wir die ersten Gesänge p3b_229.034
der Jlias und das erste Buch der Odyssee.
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9. Der Anfänger möge eine wortgetreue Übersetzung in Prosa versuchen.
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10. Hierauf vergleiche er die Ausgabe von J. H. Voß und versuche p3b_229.037
Voßens Härten zu vermeiden.
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