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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884.

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Eichwald, Klopstock &c. im Vers so anwenden, daß die zweite Silbe den Jktus p3b_206.002
erhält und die erste (infolge des Versrhythmus) den Accent verliert, so daß p3b_206.003
Sprachton und Versrhythmus fortwährend in Kampf geraten (z. B. ariston p3b_206.004
men udor == das fürnehmest ist Wasser. Pindar). Nie sollte man vergessen, p3b_206.005
daß Beispiele wie diese:

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Damals | war Mars | Retter der | Schlacht; p3b_206.007
Herrscher im | Donnerge | wönlk Zeus &c.

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in ihrer Betonung ebenso gegen den Sprachgeist verstoßen als ein mit "Kenhr p3b_206.009
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" beginnender Hexameter. Ebenso sollte man die Unzulässigkeit der Ausrede p3b_206.010
anerkennen, daß eine große Anzahl bacchischer Satztakte (wie Absichten, p3b_206.011
Bierfässer, Weintrinker, abfinden) die Versetzung der betonten Anfangssilbe in p3b_206.012
die Thesis gebieterisch fordern, um überhaupt im Hexameter Verwendung finden p3b_206.013
zu können, da ja unsere Sprache reich genug an sinnersetzenden Wörtern ist. p3b_206.014
(Die Wörter: Absichten, Bierfässer, Weintrinker, sind eben im Notfalle doch p3b_206.015
als Daktylen zu nehmen, wenn auch als recht klobige, schwere. Sie müssen p3b_206.016
- wenn auch ungern - zugelassen werden, ebenso wie zulässig. Bei letzterem p3b_206.017
ist es auffällig, denn zulassig würde sehr dem zu lassig ähneln. - Bei "Jm p3b_206.018
Donnergewölk Zeus
" ist wolk Zeus im Grund genommen ein guter p3b_206.019
Spondeus im antiken Sinn, da keine Silbe länger oder kürzer als die andere p3b_206.020
ist. Das Kennzeichen des deutschen Spondeus ist eine Atemholungs-Pause p3b_206.021
zwischen 2 langen Silben. Dies geht so weit, daß z. B. in "Damals schien p3b_206.022
Mars", "damals gilt Mars" jeder dieser Sätze ein Choriambus (- Breve Breve- -) p3b_206.023
ist trotz pedantischen Einspruchs. Die Konsequenz wird sicher alle dem Accent p3b_206.024
huldigenden Dichter nach und nach in diese Richtung führen.)

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Der Übersetzer muß, was Prosodik betrifft, Mund und Ohr (auch von p3b_206.026
anderen) zu Rate ziehen. Nur auf diese Weise erfährt er, wo ein Monosyllabum p3b_206.027
lang oder kurz zu nehmen ist, oder wo Disyllaba (z. B. Artikel, wie p3b_206.028
eines, einem; Pronomina deines, seines &c.) als Thesen Verwendung finden p3b_206.029
dürfen. Das gebildete oder zu bildende Ohr muß auch darüber entscheiden, p3b_206.030
wo der von den deutschen Dichtern bereits mit Erfolg in ihrem Hexameter p3b_206.031
(Sechstakter) angewandte Trochäus zulässig ist; es wird bald herausfinden, p3b_206.032
wie derselbe der Schwerfälligkeit im Verse ebenso vorbeugt, als umgekehrt der p3b_206.033
Spondeus im Senar und Oktonar die fortrollende Beweglichkeit hemmt; es p3b_206.034
wird ihn aber auch nur etwa im 3. Takte zulässig finden, damit er nicht p3b_206.035
allzusehr abschwäche.

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18. b. Apostrophierung.

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Die Aphäresen (Weglassung von Buchstaben am Anfang), welche p3b_206.038
namentlich Schlegel und Tieck in ihrem Shakespeare gebrauchen (z. B. 'nen p3b_206.039
für einen, ferner 's für es &c.), sind aus phonetischen Gründen wenig

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Ḗichwāld, Klṓpstōck &c. im Vers so anwenden, daß die zweite Silbe den Jktus p3b_206.002
erhält und die erste (infolge des Versrhythmus) den Accent verliert, so daß p3b_206.003
Sprachton und Versrhythmus fortwährend in Kampf geraten (z. B. ἄριστον p3b_206.004
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daß Beispiele wie diese:

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Dā́māls │ wā́r Mārs │ Rḗttĕr dĕr │ Schlācht; p3b_206.007
Hḗrrschĕr ĭm │ Dṓnnĕrgĕ │ wȫ́lk Zēus &c.

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in ihrer Betonung ebenso gegen den Sprachgeist verstoßen als ein mit „Kĕ̄́hr p3b_206.009
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“ beginnender Hexameter. Ebenso sollte man die Unzulässigkeit der Ausrede p3b_206.010
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ist es auffällig, denn zūlǟ́ssīg würde sehr dem zŭ lǟ́ssĭg ähneln. ─ Bei „Jm p3b_206.018
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Der Übersetzer muß, was Prosodik betrifft, Mund und Ohr (auch von p3b_206.026
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18. b. Apostrophierung.

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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik03_1884/232>, abgerufen am 24.11.2024.