Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884.p3b_200.001 p3b_200.012 Grabschrift der Spartaner bei den Thermopylen von Simonides p3b_200.022(500 v. Chr.). (Griechischer Urtext. Vgl. Th. Bergk Poet. Lyr. p3b_200.023 O xein', aggellein Lakedaimoniois, oti tede p3b_200.025 p3b_200.026keimetha, tois keinon Remasi peithomenoi. Lateinische Übertragung bei Cicero. p3b_200.027
Deutsche Übersetzung von Regis (Epigramme der griech. Anthologie p3b_200.030 Wanderer, melde du denen in Lakedämon, daß hier wir p3b_200.032 p3b_200.033Liegen, weil ihrem Gebot folgsam gewesen wir sind. Schillers deutsche Übersetzung. p3b_200.034Wanderer, kommst du nach Sparta, verkündige dorten, du habest p3b_200.035 p3b_200.036Uns hier liegen gesehn, wie das Gesetz es befahl. Geibels Übertragung (Klassisches Liederbuch 2. Aufl. 1876). p3b_200.037Wanderer, meld' es daheim Lakedämons Bürgern: erschlagen p3b_200.038
Liegen wir hier, noch im Tod ihrem Gebote getreu. p3b_200.001 p3b_200.012 Grabschrift der Spartaner bei den Thermopylen von Simonides p3b_200.022(500 v. Chr.). (Griechischer Urtext. Vgl. Th. Bergk Poet. Lyr. p3b_200.023 Ὦ ξεῖν', ἀγγέλλειν Λακεδαιμονίοις, ὅτι τῇδε p3b_200.025 p3b_200.026κείμεθα, τοῖς κείνων ῥήμασι πειθόμενοι. Lateinische Übertragung bei Cicero. p3b_200.027
Deutsche Übersetzung von Regis (Epigramme der griech. Anthologie p3b_200.030 Wanderer, melde du denen in Lakedämon, daß hier wir p3b_200.032 p3b_200.033Liegen, weil ihrem Gebot folgsam gewesen wir sind. Schillers deutsche Übersetzung. p3b_200.034Wanderer, kommst du nach Sparta, verkündige dorten, du habest p3b_200.035 p3b_200.036Uns hier liegen gesehn, wie das Gesetz es befahl. Geibels Übertragung (Klassisches Liederbuch 2. Aufl. 1876). p3b_200.037Wanderer, meld' es daheim Lakedämons Bürgern: erschlagen p3b_200.038
Liegen wir hier, noch im Tod ihrem Gebote getreu. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0226" n="200"/><lb n="p3b_200.001"/> dem <hi rendition="#g">Geist</hi> seines Autors folgte (nicht jedem seiner Worte und Bilder), daß <lb n="p3b_200.002"/> er bei den lyrischen Stücken den eigentümlichen Ton derselben im Ohr, den <lb n="p3b_200.003"/> Sinn und Umriß aber im Auge behalten habe; Schönheiten habe er ihm nicht <lb n="p3b_200.004"/> geliehen, wohl aber Flecken hinweggethan, da er Balde's Genius zu sehr ehre, <lb n="p3b_200.005"/> als daß er mit kleinfügigem Stolz diesen zur Schau stellen wolle; wo dem <lb n="p3b_200.006"/> Umriß eines Gedichts etwas zu fehlen schien, habe er mit leiser Hand ─ wie <lb n="p3b_200.007"/> bei einer alten Zeichnung ─ die Linien zusammengezogen, damit er ihn seiner <lb n="p3b_200.008"/> Zeit darstelle. Überhaupt sei ihm am <hi rendition="#g">Geist der Gedichte und am Jnhalt <lb n="p3b_200.009"/> derselben mehr gelegen, als an der Einkleidung selbst.</hi> Diese die <lb n="p3b_200.010"/> Worttreue geringer achtende Treue des Sinns war für Herder die Brücke, um <lb n="p3b_200.011"/> zur Lesbarkeit zu gelangen.</p> <p><lb n="p3b_200.012"/> Herder unterscheidet zwischen den einzelnen Übersetzungen und meint, daß <lb n="p3b_200.013"/> keine Art der Poesie in der Behandlung der andern völlig gleich sein dürfe; <lb n="p3b_200.014"/> die lyrische Poesie der Alten und ihr Epigramm seien die eigensinnigsten unter <lb n="p3b_200.015"/> allen; da sie nicht übersetzt sein wollen, so müsse man sie mit der gewissenhaftesten <lb n="p3b_200.016"/> Treue täuschen, als ob sie nicht übersetzt würden. Wer hier keine <lb n="p3b_200.017"/> Versuche gemacht habe, oder wem die Muse Gefühl, Ohr und Sprache versagte, <lb n="p3b_200.018"/> sollte hierüber nicht richten, oder es sei ihm die Leier selbst zu reichen, <lb n="p3b_200.019"/> daß er sich als Meister zeige. Um Herder zu verstehen, geben wir nachstehend <lb n="p3b_200.020"/> ein einziges Beispiel eines antiken Epigramms:</p> <lb n="p3b_200.021"/> <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">Grabschrift der Spartaner bei den Thermopylen von Simonides</hi> </hi> </p> <lb n="p3b_200.022"/> <p> <hi rendition="#c">(500 v. <hi rendition="#g">Chr.). (Griechischer Urtext. Vgl. Th. Bergk <hi rendition="#aq">Poet. Lyr. <lb n="p3b_200.023"/> Graec.</hi> 3. p</hi>. 451.)</hi> </p> <lb n="p3b_200.024"/> <lg> <l> <foreign xml:lang="grc">Ὦ ξεῖν', ἀγγέλλειν Λακεδαιμονίοις, ὅτι τῇδε</foreign> </l> <lb n="p3b_200.025"/> <l><foreign xml:lang="grc">κείμεθα, τοῖς κείνων ῥήμασι πειθόμενοι</foreign>.</l> </lg> <lb n="p3b_200.026"/> <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">Lateinische Übertragung bei Cicero.</hi> </hi> </p> <lb n="p3b_200.027"/> <p> <hi rendition="#aq"> <lg> <l>Dic, hospes, Spartae, nos te hic vidisse iacentes,</l> <lb n="p3b_200.028"/> <l>dum sanctis patriae legibus obsequimur.</l> </lg> </hi> </p> <lb n="p3b_200.029"/> <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Deutsche Übersetzung von Regis (Epigramme der griech. Anthologie</hi><lb n="p3b_200.030"/> 1856 S. 73).</hi> </p> <lb n="p3b_200.031"/> <lg> <l>Wanderer, melde du denen in Lakedämon, daß hier wir</l> <lb n="p3b_200.032"/> <l>Liegen, weil ihrem Gebot folgsam gewesen wir sind.</l> </lg> <lb n="p3b_200.033"/> <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">Schillers deutsche Übersetzung.</hi> </hi> </p> <lb n="p3b_200.034"/> <lg> <l>Wanderer, kommst du nach Sparta, verkündige dorten, du habest</l> <lb n="p3b_200.035"/> <l>Uns hier liegen gesehn, wie das Gesetz es befahl.</l> </lg> <lb n="p3b_200.036"/> <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Geibels Übertragung (Klassisches Liederbuch</hi> 2. <hi rendition="#g">Aufl.</hi> 1876).</hi> </p> <lb n="p3b_200.037"/> <lg> <l>Wanderer, meld' es daheim Lakedämons Bürgern: erschlagen</l> <lb n="p3b_200.038"/> <l> Liegen wir hier, noch im Tod ihrem Gebote getreu.</l> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [200/0226]
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dem Geist seines Autors folgte (nicht jedem seiner Worte und Bilder), daß p3b_200.002
er bei den lyrischen Stücken den eigentümlichen Ton derselben im Ohr, den p3b_200.003
Sinn und Umriß aber im Auge behalten habe; Schönheiten habe er ihm nicht p3b_200.004
geliehen, wohl aber Flecken hinweggethan, da er Balde's Genius zu sehr ehre, p3b_200.005
als daß er mit kleinfügigem Stolz diesen zur Schau stellen wolle; wo dem p3b_200.006
Umriß eines Gedichts etwas zu fehlen schien, habe er mit leiser Hand ─ wie p3b_200.007
bei einer alten Zeichnung ─ die Linien zusammengezogen, damit er ihn seiner p3b_200.008
Zeit darstelle. Überhaupt sei ihm am Geist der Gedichte und am Jnhalt p3b_200.009
derselben mehr gelegen, als an der Einkleidung selbst. Diese die p3b_200.010
Worttreue geringer achtende Treue des Sinns war für Herder die Brücke, um p3b_200.011
zur Lesbarkeit zu gelangen.
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Herder unterscheidet zwischen den einzelnen Übersetzungen und meint, daß p3b_200.013
keine Art der Poesie in der Behandlung der andern völlig gleich sein dürfe; p3b_200.014
die lyrische Poesie der Alten und ihr Epigramm seien die eigensinnigsten unter p3b_200.015
allen; da sie nicht übersetzt sein wollen, so müsse man sie mit der gewissenhaftesten p3b_200.016
Treue täuschen, als ob sie nicht übersetzt würden. Wer hier keine p3b_200.017
Versuche gemacht habe, oder wem die Muse Gefühl, Ohr und Sprache versagte, p3b_200.018
sollte hierüber nicht richten, oder es sei ihm die Leier selbst zu reichen, p3b_200.019
daß er sich als Meister zeige. Um Herder zu verstehen, geben wir nachstehend p3b_200.020
ein einziges Beispiel eines antiken Epigramms:
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Grabschrift der Spartaner bei den Thermopylen von Simonides
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(500 v. Chr.). (Griechischer Urtext. Vgl. Th. Bergk Poet. Lyr. p3b_200.023
Graec. 3. p. 451.)
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Ὦ ξεῖν', ἀγγέλλειν Λακεδαιμονίοις, ὅτι τῇδε p3b_200.025
κείμεθα, τοῖς κείνων ῥήμασι πειθόμενοι.
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Lateinische Übertragung bei Cicero.
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Dic, hospes, Spartae, nos te hic vidisse iacentes, p3b_200.028
dum sanctis patriae legibus obsequimur.
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Deutsche Übersetzung von Regis (Epigramme der griech. Anthologie p3b_200.030
1856 S. 73).
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Wanderer, melde du denen in Lakedämon, daß hier wir p3b_200.032
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Schillers deutsche Übersetzung.
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Wanderer, kommst du nach Sparta, verkündige dorten, du habest p3b_200.035
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p3b_200.036
Geibels Übertragung (Klassisches Liederbuch 2. Aufl. 1876).
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Wanderer, meld' es daheim Lakedämons Bürgern: erschlagen p3b_200.038
Liegen wir hier, noch im Tod ihrem Gebote getreu.
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