Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884.p3b_158.001 Drum bringen die Musen am heutigen Feste p3b_158.002 Das Beste p3b_158.003 Und Schönste dem Meister zur Huldigung dar; p3b_158.004 Sie winden aus Blumen in ewigem Lenze p3b_158.005 Dir Kränze p3b_158.007 § 64. Dithyrambus. p3b_158.008 p3b_158.009 p3b_158.013 Stoff. Laßt uns anstoßen; laßt uns leben und singen; laßt uns p3b_158.015 p3b_158.021 p3b_158.023 p3b_158.025 p3b_158.027 Lösung. Von Ad. v. Chamisso. p3b_158.030[Beginn Spaltensatz] Laßt uns mit den Bechern klingen, p3b_158.031 [Spaltenumbruch]
p3b_158.101Laßt uns lieben, leben, singen p3b_158.032 Und in Dithyramben ringen p3b_158.033 Freudig um den ersten Rang! p3b_158.034 Laßt uns holde Kränze weben, p3b_158.035 Küsse nehmen, Küsse geben, p3b_158.036 Jst die Liebe ja das Leben, p3b_158.037 Jst das Leben doch Gesang! Kränze weben und zerreißen, p3b_158.102 [Ende Spaltensatz]
Wie die Götter es uns heißen, p3b_158.103 Sonder Arg und sonder Gleißen: p3b_158.104 Sind wir froh doch, fromm und gut! p3b_158.105 Ein Gebet ist ja das Lieben, p3b_158.106 Jst Erhörung auch von drüben - p3b_158.107 Laßt uns singen, leben, lieben, p3b_158.108 Glühen uns in heilger Glut! p3b_158.001 Drum bringen die Musen am heutigen Feste p3b_158.002 Das Beste p3b_158.003 Und Schönste dem Meister zur Huldigung dar; p3b_158.004 Sie winden aus Blumen in ewigem Lenze p3b_158.005 Dir Kränze p3b_158.007 § 64. Dithyrambus. p3b_158.008 p3b_158.009 p3b_158.013 Stoff. Laßt uns anstoßen; laßt uns leben und singen; laßt uns p3b_158.015 p3b_158.021 p3b_158.023 p3b_158.025 p3b_158.027 Lösung. Von Ad. v. Chamisso. p3b_158.030[Beginn Spaltensatz] Laßt uns mit den Bechern klingen, p3b_158.031 [Spaltenumbruch]
p3b_158.101Laßt uns lieben, leben, singen p3b_158.032 Und in Dithyramben ringen p3b_158.033 Freudig um den ersten Rang! p3b_158.034 Laßt uns holde Kränze weben, p3b_158.035 Küsse nehmen, Küsse geben, p3b_158.036 Jst die Liebe ja das Leben, p3b_158.037 Jst das Leben doch Gesang! Kränze weben und zerreißen, p3b_158.102 [Ende Spaltensatz]
Wie die Götter es uns heißen, p3b_158.103 Sonder Arg und sonder Gleißen: p3b_158.104 Sind wir froh doch, fromm und gut! p3b_158.105 Ein Gebet ist ja das Lieben, p3b_158.106 Jst Erhörung auch von drüben ─ p3b_158.107 Laßt uns singen, leben, lieben, p3b_158.108 Glühen uns in heilger Glut! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0184" n="158"/> <lb n="p3b_158.001"/> <lg> <l>Drum bringen die Musen am heutigen Feste</l> <lb n="p3b_158.002"/> <l> Das Beste</l> <lb n="p3b_158.003"/> <l>Und Schönste dem Meister zur Huldigung dar;</l> <lb n="p3b_158.004"/> <l>Sie winden aus Blumen in ewigem Lenze</l> <lb n="p3b_158.005"/> <l> Dir Kränze</l> </lg> </div> <div n="3"> <lb n="p3b_158.007"/> <head> <hi rendition="#c">§ 64. Dithyrambus.</hi> </head> <p> <lb n="p3b_158.008"/> <hi rendition="#g">Aufgabe.<space dim="horizontal"/>Hochzeitsgedicht.</hi> </p> <p><lb n="p3b_158.009"/> 1. <hi rendition="#g">Disposition.</hi> Das Gedicht soll folgende Gedanken ausführen: Laßt <lb n="p3b_158.010"/> uns mit dem Becher anstoßen, laßt uns küssen und lieben, laßt uns Kränze <lb n="p3b_158.011"/> winden. Liebe ist die Quelle aller Güter und Wonnen; sie läßt sich nicht besingen, <lb n="p3b_158.012"/> nur Brust an Brust empfinden.</p> <p><lb n="p3b_158.013"/> 2. Der Stoff mag folgende Skizzierung erhalten:</p> <lb n="p3b_158.014"/> <p> <hi rendition="#et"><hi rendition="#g">Stoff.</hi> Laßt uns anstoßen; laßt uns leben und singen; laßt uns <lb n="p3b_158.015"/> in gehobenen Gefühlen nach dem Höchsten ringen; laßt uns lieben; <lb n="p3b_158.016"/> Liebe ist Leben, Leben ist Gesang. ‖ Laßt uns Kränze weben und <lb n="p3b_158.017"/> zerreißen ohne Falsch und Heuchelei, mit froher, frommer Gesinnung. <lb n="p3b_158.018"/> Die Liebe ist ein Gebet, ja, sie ist die Erhörung. ‖ Aus dem reichen <lb n="p3b_158.019"/> Liebesbronnen quellen Blumen, Sterne, Güter und Wonnen. Kein <lb n="p3b_158.020"/> Sänger vermag die Liebe zu besingen; sie läßt sich nur fühlen. ‖</hi> </p> <p><lb n="p3b_158.021"/> 3. Der elegische Stoff verträgt trochäischen Rhythmus, doch würde ihn auch <lb n="p3b_158.022"/> der lebendig verbindende jambische Rhythmus gut kleiden.</p> <p><lb n="p3b_158.023"/> 4. Die drei Gruppen, in welche der Stoff zerfällt, lassen sich in 3 Strophen <lb n="p3b_158.024"/> von je 8 Verszeilen einteilen.</p> <p><lb n="p3b_158.025"/> 5. Die kurzen rhythmischen Reihen reichen zur Ausfüllung von Viertaktern <lb n="p3b_158.026"/> aus, die durch das Reimband zu verbinden sind.</p> <p><lb n="p3b_158.027"/> 6. Das Reimschema ist: <hi rendition="#aq">a a a b c c c b</hi>. Der <hi rendition="#aq">b</hi>=Reim verhindert das <lb n="p3b_158.028"/> Auseinanderfallen der Strophe in zwei Vierzeilen.</p> <lb n="p3b_158.029"/> <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Lösung. Von Ad.</hi> v. <hi rendition="#g">Chamisso.</hi></hi> </p> <lb n="p3b_158.030"/> <cb type="start"/> <lg> <l>Laßt uns mit den Bechern klingen,</l> <lb n="p3b_158.031"/> <l>Laßt uns lieben, leben, singen</l> <lb n="p3b_158.032"/> <l>Und in Dithyramben ringen</l> <lb n="p3b_158.033"/> <l>Freudig um den ersten Rang!</l> <lb n="p3b_158.034"/> <l>Laßt uns holde Kränze weben,</l> <lb n="p3b_158.035"/> <l>Küsse nehmen, Küsse geben,</l> <lb n="p3b_158.036"/> <l>Jst die Liebe ja das Leben,</l> <lb n="p3b_158.037"/> <l>Jst das Leben doch Gesang!</l> </lg> <cb/> <lb n="p3b_158.101"/> <lg> <l>Kränze weben und zerreißen,</l> <lb n="p3b_158.102"/> <l>Wie die Götter es uns heißen,</l> <lb n="p3b_158.103"/> <l>Sonder Arg und sonder Gleißen:</l> <lb n="p3b_158.104"/> <l>Sind wir froh doch, fromm und gut!</l> <lb n="p3b_158.105"/> <l>Ein Gebet ist ja das Lieben,</l> <lb n="p3b_158.106"/> <l>Jst Erhörung auch von drüben ─</l> <lb n="p3b_158.107"/> <l>Laßt uns singen, leben, lieben,</l> <lb n="p3b_158.108"/> <l>Glühen uns in heilger Glut!</l> </lg> <cb type="end"/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [158/0184]
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Drum bringen die Musen am heutigen Feste p3b_158.002
Das Beste p3b_158.003
Und Schönste dem Meister zur Huldigung dar; p3b_158.004
Sie winden aus Blumen in ewigem Lenze p3b_158.005
Dir Kränze
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§ 64. Dithyrambus. p3b_158.008
Aufgabe. Hochzeitsgedicht.
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1. Disposition. Das Gedicht soll folgende Gedanken ausführen: Laßt p3b_158.010
uns mit dem Becher anstoßen, laßt uns küssen und lieben, laßt uns Kränze p3b_158.011
winden. Liebe ist die Quelle aller Güter und Wonnen; sie läßt sich nicht besingen, p3b_158.012
nur Brust an Brust empfinden.
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2. Der Stoff mag folgende Skizzierung erhalten:
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Stoff. Laßt uns anstoßen; laßt uns leben und singen; laßt uns p3b_158.015
in gehobenen Gefühlen nach dem Höchsten ringen; laßt uns lieben; p3b_158.016
Liebe ist Leben, Leben ist Gesang. ‖ Laßt uns Kränze weben und p3b_158.017
zerreißen ohne Falsch und Heuchelei, mit froher, frommer Gesinnung. p3b_158.018
Die Liebe ist ein Gebet, ja, sie ist die Erhörung. ‖ Aus dem reichen p3b_158.019
Liebesbronnen quellen Blumen, Sterne, Güter und Wonnen. Kein p3b_158.020
Sänger vermag die Liebe zu besingen; sie läßt sich nur fühlen. ‖
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3. Der elegische Stoff verträgt trochäischen Rhythmus, doch würde ihn auch p3b_158.022
der lebendig verbindende jambische Rhythmus gut kleiden.
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4. Die drei Gruppen, in welche der Stoff zerfällt, lassen sich in 3 Strophen p3b_158.024
von je 8 Verszeilen einteilen.
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5. Die kurzen rhythmischen Reihen reichen zur Ausfüllung von Viertaktern p3b_158.026
aus, die durch das Reimband zu verbinden sind.
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6. Das Reimschema ist: a a a b c c c b. Der b=Reim verhindert das p3b_158.028
Auseinanderfallen der Strophe in zwei Vierzeilen.
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Lösung. Von Ad. v. Chamisso.
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Laßt uns mit den Bechern klingen, p3b_158.031
Laßt uns lieben, leben, singen p3b_158.032
Und in Dithyramben ringen p3b_158.033
Freudig um den ersten Rang! p3b_158.034
Laßt uns holde Kränze weben, p3b_158.035
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Jst das Leben doch Gesang!
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Kränze weben und zerreißen, p3b_158.102
Wie die Götter es uns heißen, p3b_158.103
Sonder Arg und sonder Gleißen: p3b_158.104
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Ein Gebet ist ja das Lieben, p3b_158.106
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Glühen uns in heilger Glut!
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Zitationshilfe: | Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik03_1884/184>, abgerufen am 16.07.2024. |