Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884.p3b_154.001 "Heil, dreimal Heil! dem teuren Jubelpaare! p3b_154.002 p3b_154.005Wir grüßen euch im Herzen froh bewegt, p3b_154.003 Und überschau'n gerührt die reichen Jahre, p3b_154.004 Die ihr verbunden habt zurückgelegt; "Heil, dreimal Heil! Jn Freuden, Schmerz und Mühen p3b_154.006 p3b_154.009Bewahrtet ihr des Liebens süße Lust, p3b_154.007 Und was dereinst das Herz ließ hold erglühen, p3b_154.008 Hat fortgelodert still in eurer Brust. "Heil, Jubelpaar, Heil euren reichen Thaten, p3b_154.010 Und Glück und Segen euren Segenspfaden! p3b_154.011 Es find' nach frohen, reich beglückten Stunden p3b_154.012 Das Demantfest, wie heut', euch froh verbunden!" p3b_154.013 p3b_154.015 p3b_154.019 p3b_154.023 p3b_154.024 p3b_154.026 p3b_154.029 Stoff. 1. Ernste Krankheit entzog dich uns. || 2. Wir erflehten p3b_154.032 p3b_154.001 „Heil, dreimal Heil! dem teuren Jubelpaare! p3b_154.002 p3b_154.005Wir grüßen euch im Herzen froh bewegt, p3b_154.003 Und überschau'n gerührt die reichen Jahre, p3b_154.004 Die ihr verbunden habt zurückgelegt; „Heil, dreimal Heil! Jn Freuden, Schmerz und Mühen p3b_154.006 p3b_154.009Bewahrtet ihr des Liebens süße Lust, p3b_154.007 Und was dereinst das Herz ließ hold erglühen, p3b_154.008 Hat fortgelodert still in eurer Brust. „Heil, Jubelpaar, Heil euren reichen Thaten, p3b_154.010 Und Glück und Segen euren Segenspfaden! p3b_154.011 Es find' nach frohen, reich beglückten Stunden p3b_154.012 Das Demantfest, wie heut', euch froh verbunden!“ p3b_154.013 p3b_154.015 p3b_154.019 p3b_154.023 p3b_154.024 p3b_154.026 p3b_154.029 Stoff. 1. Ernste Krankheit entzog dich uns. ‖ 2. 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Jn Freuden, Schmerz und Mühen</l> <lb n="p3b_154.006"/> <l>Bewahrtet ihr des Liebens süße Lust,</l> <lb n="p3b_154.007"/> <l>Und was dereinst das Herz ließ hold erglühen,</l> <lb n="p3b_154.008"/> <l>Hat fortgelodert still in eurer Brust. </l> </lg> <lb n="p3b_154.009"/> <lg> <l>„Heil, Jubelpaar, Heil euren reichen Thaten,</l> <lb n="p3b_154.010"/> <l>Und Glück und Segen euren Segenspfaden!</l> <lb n="p3b_154.011"/> <l>Es find' nach frohen, reich beglückten Stunden</l> <lb n="p3b_154.012"/> <l>Das Demantfest, wie heut', euch froh verbunden!“</l> </lg> <p><lb n="p3b_154.013"/><hi rendition="#g">Aufgabe</hi> 3. <hi rendition="#g">Widmungsgedicht für einen wiedergenesenen, <lb n="p3b_154.014"/> greisen Vater.</hi></p> <p><lb n="p3b_154.015"/> 1. <hi rendition="#g">Disposition.</hi> Was soll das Gedicht erzielen? <hi rendition="#aq">a</hi>. Es soll dem <lb n="p3b_154.016"/> Schmerz über die Erkrankung, und dem Jubel über die Wiedergenesung Ausdruck <lb n="p3b_154.017"/> verleihen; <hi rendition="#aq">b</hi>. es soll ausführen, was vom Himmel für den Kranken erfleht <lb n="p3b_154.018"/> wurde, und <hi rendition="#aq">c</hi>. es soll Wünsche darbringen.</p> <p><lb n="p3b_154.019"/> 2. Ohne noch auf die Ausführung dieser Disposition einzugehen, so deutet <lb n="p3b_154.020"/> schon die fortdrängende Absicht des zu schaffenden Gedichts in ihrer freudigen <lb n="p3b_154.021"/> Tendenz, sowie der feierliche Charakter des Stoffes auf jambischen Rhythmus <lb n="p3b_154.022"/> und auf eine kunstvollere Strophenform hin.</p> <p><lb n="p3b_154.023"/> 3. Es bleibt die Wahl zwischen Oktaven und Terzinen.</p> <p><lb n="p3b_154.024"/> 4. Wir entschließen uns für die schön verschlungenen Terzinen, die eine <lb n="p3b_154.025"/> ununterbrochene Verbindung des einheitlichen Gedankens ermöglichen.</p> <p><lb n="p3b_154.026"/> 5. Demzufolge ordnen wir unser Material in lose Gruppen an, von <lb n="p3b_154.027"/> denen jede den Stoff für eine Terzine ergeben soll. (Der Geübtere mag sich <lb n="p3b_154.028"/> den Stoff selbst ausspinnen.)</p> <p><lb n="p3b_154.029"/> 6. Wir deuten den Terzinenreim durch gesperrten Druck an; selbstredend <lb n="p3b_154.030"/> kann von unserem Reime je nach Neigung und Bedürfnis abgewichen werden.</p> <lb n="p3b_154.031"/> <p> <hi rendition="#et"><hi rendition="#g">Stoff.</hi> 1. Ernste Krankheit <hi rendition="#g">entzog</hi> dich uns. ‖ 2. Wir erflehten <lb n="p3b_154.032"/> dein <hi rendition="#g">Leben</hi> mit diesem Gebete: ‖ 3. Gnädiger Gott, lasse ihn <lb n="p3b_154.033"/> genesen; nimm uns die <hi rendition="#g">große</hi> Angst ab. ‖ 4. Gott erhörte unser <lb n="p3b_154.034"/> Flehen; der Genesung <hi rendition="#g">Kunde</hi> erscholl. ‖ 5. Vergessen waren alle <lb n="p3b_154.035"/> <hi rendition="#g">Mühen.</hi> Nun bringen wir diese Wünsche: ‖ 6. Neu wachse dein <lb n="p3b_154.036"/> Leben; der Himmel schenke Kraft zu neuen <hi rendition="#g">Thaten.</hi> ‖ 7. Er leite <lb n="p3b_154.037"/> dich in Freud und <hi rendition="#g">Leid.</hi> ‖ 8. Du mögest dich fühlen wie in einem <lb n="p3b_154.038"/> Frühlings<hi rendition="#g">haine.</hi> ‖ 9. Der Sonnenschein des Glücks möge, über <lb n="p3b_154.039"/> dem Haine erglänzend, ein <hi rendition="#g">Bild</hi> des Edlen und Schönen hervorzaubern. <lb n="p3b_154.040"/> ‖ 10. Jeder Baum sei ein Sinnbild neuer Kraft, jeder <lb n="p3b_154.041"/> <hi rendition="#g">bedeute</hi> ein neues Lebensjahr. ‖ 11. Jeder Zweig prophezeie einen <lb n="p3b_154.042"/> sonnigen Freuden<hi rendition="#g">tag.</hi> ‖ 12. Jedes Blatt künde eine frohe <hi rendition="#g">Stunde.</hi> ‖ </hi> </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [154/0180]
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„Heil, dreimal Heil! dem teuren Jubelpaare! p3b_154.002
Wir grüßen euch im Herzen froh bewegt, p3b_154.003
Und überschau'n gerührt die reichen Jahre, p3b_154.004
Die ihr verbunden habt zurückgelegt;
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„Heil, dreimal Heil! Jn Freuden, Schmerz und Mühen p3b_154.006
Bewahrtet ihr des Liebens süße Lust, p3b_154.007
Und was dereinst das Herz ließ hold erglühen, p3b_154.008
Hat fortgelodert still in eurer Brust.
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„Heil, Jubelpaar, Heil euren reichen Thaten, p3b_154.010
Und Glück und Segen euren Segenspfaden! p3b_154.011
Es find' nach frohen, reich beglückten Stunden p3b_154.012
Das Demantfest, wie heut', euch froh verbunden!“
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Aufgabe 3. Widmungsgedicht für einen wiedergenesenen, p3b_154.014
greisen Vater.
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1. Disposition. Was soll das Gedicht erzielen? a. Es soll dem p3b_154.016
Schmerz über die Erkrankung, und dem Jubel über die Wiedergenesung Ausdruck p3b_154.017
verleihen; b. es soll ausführen, was vom Himmel für den Kranken erfleht p3b_154.018
wurde, und c. es soll Wünsche darbringen.
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2. Ohne noch auf die Ausführung dieser Disposition einzugehen, so deutet p3b_154.020
schon die fortdrängende Absicht des zu schaffenden Gedichts in ihrer freudigen p3b_154.021
Tendenz, sowie der feierliche Charakter des Stoffes auf jambischen Rhythmus p3b_154.022
und auf eine kunstvollere Strophenform hin.
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3. Es bleibt die Wahl zwischen Oktaven und Terzinen.
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4. Wir entschließen uns für die schön verschlungenen Terzinen, die eine p3b_154.025
ununterbrochene Verbindung des einheitlichen Gedankens ermöglichen.
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5. Demzufolge ordnen wir unser Material in lose Gruppen an, von p3b_154.027
denen jede den Stoff für eine Terzine ergeben soll. (Der Geübtere mag sich p3b_154.028
den Stoff selbst ausspinnen.)
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6. Wir deuten den Terzinenreim durch gesperrten Druck an; selbstredend p3b_154.030
kann von unserem Reime je nach Neigung und Bedürfnis abgewichen werden.
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Stoff. 1. Ernste Krankheit entzog dich uns. ‖ 2. Wir erflehten p3b_154.032
dein Leben mit diesem Gebete: ‖ 3. Gnädiger Gott, lasse ihn p3b_154.033
genesen; nimm uns die große Angst ab. ‖ 4. Gott erhörte unser p3b_154.034
Flehen; der Genesung Kunde erscholl. ‖ 5. Vergessen waren alle p3b_154.035
Mühen. Nun bringen wir diese Wünsche: ‖ 6. Neu wachse dein p3b_154.036
Leben; der Himmel schenke Kraft zu neuen Thaten. ‖ 7. Er leite p3b_154.037
dich in Freud und Leid. ‖ 8. Du mögest dich fühlen wie in einem p3b_154.038
Frühlingshaine. ‖ 9. Der Sonnenschein des Glücks möge, über p3b_154.039
dem Haine erglänzend, ein Bild des Edlen und Schönen hervorzaubern. p3b_154.040
‖ 10. Jeder Baum sei ein Sinnbild neuer Kraft, jeder p3b_154.041
bedeute ein neues Lebensjahr. ‖ 11. Jeder Zweig prophezeie einen p3b_154.042
sonnigen Freudentag. ‖ 12. Jedes Blatt künde eine frohe Stunde. ‖
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Zitationshilfe: | Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik03_1884/180>, abgerufen am 16.02.2025. |