Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884.p3b_133.001 Sechstes Hauptstück. p3b_133.002 p3b_133.003Dichtungsgattungen mit Bevorzugung des Gelegenheitsgedichtes. p3b_133.004 (Jm Sinne des § 66 der Poetik, Bd. II.) p3b_133.005"Hier ist Rhodus! Tanze du Wicht p3b_133.006 p3b_133.007Und der Gelegenheit schaff' ein Gedicht!" Goethe. ------ p3b_133.008§ 51. Wie entsteht ein Gedicht? p3b_133.009 p3b_133.010 p3b_133.012 p3b_133.019 p3b_133.020 p3b_133.024 p3b_133.026 p3b_133.027 p3b_133.029 p3b_133.001 Sechstes Hauptstück. p3b_133.002 p3b_133.003Dichtungsgattungen mit Bevorzugung des Gelegenheitsgedichtes. p3b_133.004 (Jm Sinne des § 66 der Poetik, Bd. II.) p3b_133.005„Hier ist Rhodus! Tanze du Wicht p3b_133.006 p3b_133.007Und der Gelegenheit schaff' ein Gedicht!“ Goethe. ────── p3b_133.008§ 51. Wie entsteht ein Gedicht? p3b_133.009 p3b_133.010 p3b_133.012 p3b_133.019 p3b_133.020 p3b_133.024 p3b_133.026 p3b_133.027 p3b_133.029 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0159" n="E133"/> </div> </div> <div n="1"> <lb n="p3b_133.001"/> <head> <hi rendition="#c">Sechstes Hauptstück. <lb n="p3b_133.002"/> Dichtungsgattungen mit Bevorzugung des Gelegenheitsgedichtes.</hi> </head> <lb n="p3b_133.003"/> <lb n="p3b_133.004"/> <p> <hi rendition="#c">(Jm Sinne des § 66 der Poetik, Bd. <hi rendition="#aq">II</hi>.)</hi> </p> <lb n="p3b_133.005"/> <lg> <l>„Hier ist Rhodus! Tanze du Wicht</l> <lb n="p3b_133.006"/> <l>Und der Gelegenheit schaff' ein Gedicht!“</l> </lg> <lb n="p3b_133.007"/> <p> <hi rendition="#right"><hi rendition="#g">Goethe</hi>.</hi> <hi rendition="#c">──────</hi> </p> <lb n="p3b_133.008"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#c">§ 51. Wie entsteht ein Gedicht?</hi> </head> <p><lb n="p3b_133.009"/> Geheimnisse, allgemeine Gesichtspunkte, Kunstgriffe, Fingerzeige &c.</p> <p><lb n="p3b_133.010"/> 1. Wer ein Gedicht machen will, wird dazu durch einen Gedanken, durch <lb n="p3b_133.011"/> eine Empfindung, durch eine bestimmte Gelegenheit veranlaßt.</p> <p><lb n="p3b_133.012"/> 2. Um den jeweiligen Stoff zu gewinnen, muß er sich die Frage vorlegen: <lb n="p3b_133.013"/> Was will ich besingen? An welchem Gedanken soll sich mein Gedicht <lb n="p3b_133.014"/> aufranken? Welchem Gefühle soll es Ausdruck verleihen? Welche Lehre oder <lb n="p3b_133.015"/> Nutzanwendung soll verkörpert wexden? Was will ich erzählen? Was soll <lb n="p3b_133.016"/> dramatisch zur Darstellung gelangen? Was oder wieviel giebt das Gefühl, der <lb n="p3b_133.017"/> Einfall, der Anlaß, die Begebenheit; oder viel häufiger noch: Jst das auch <lb n="p3b_133.018"/> genug?</p> <p><lb n="p3b_133.019"/> 3. Wo liegt die Pointe und wie gelange ich dazu?</p> <p><lb n="p3b_133.020"/> 4. Die auf diese Weise anschießenden Gedanken bringe der Lernende <lb n="p3b_133.021"/> (wenigstens im Anfange seines Produzierens) zu Papier, disponiere dieselben, <lb n="p3b_133.022"/> ordne sie (behufs strophischer Einteilung) in Gruppen, suche sie zu idealisieren <lb n="p3b_133.023"/> und ─ zu versifizieren.</p> <p><lb n="p3b_133.024"/> 5. Er muß geradeaus schauen, niemals seitwärts, und er darf nur bieten, <lb n="p3b_133.025"/> was er beim Geradeausschauen erblickt, ─ sonst nichts!</p> <p><lb n="p3b_133.026"/> 6. Er muß steigern, <hi rendition="#g">viel,</hi> aber nicht alles bringen.</p> <p><lb n="p3b_133.027"/> 7. Er muß das Besondere, das etwa Persönliche &c. zum Allgemeinen <lb n="p3b_133.028"/> erheben.</p> <p><lb n="p3b_133.029"/> 8. Er muß klar ─ und vor allem natürlich sein.</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [E133/0159]
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Sechstes Hauptstück. p3b_133.002
Dichtungsgattungen mit Bevorzugung des Gelegenheitsgedichtes. p3b_133.003
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(Jm Sinne des § 66 der Poetik, Bd. II.)
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„Hier ist Rhodus! Tanze du Wicht p3b_133.006
Und der Gelegenheit schaff' ein Gedicht!“
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Goethe. ──────
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§ 51. Wie entsteht ein Gedicht? p3b_133.009
Geheimnisse, allgemeine Gesichtspunkte, Kunstgriffe, Fingerzeige &c.
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1. Wer ein Gedicht machen will, wird dazu durch einen Gedanken, durch p3b_133.011
eine Empfindung, durch eine bestimmte Gelegenheit veranlaßt.
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2. Um den jeweiligen Stoff zu gewinnen, muß er sich die Frage vorlegen: p3b_133.013
Was will ich besingen? An welchem Gedanken soll sich mein Gedicht p3b_133.014
aufranken? Welchem Gefühle soll es Ausdruck verleihen? Welche Lehre oder p3b_133.015
Nutzanwendung soll verkörpert wexden? Was will ich erzählen? Was soll p3b_133.016
dramatisch zur Darstellung gelangen? Was oder wieviel giebt das Gefühl, der p3b_133.017
Einfall, der Anlaß, die Begebenheit; oder viel häufiger noch: Jst das auch p3b_133.018
genug?
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3. Wo liegt die Pointe und wie gelange ich dazu?
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4. Die auf diese Weise anschießenden Gedanken bringe der Lernende p3b_133.021
(wenigstens im Anfange seines Produzierens) zu Papier, disponiere dieselben, p3b_133.022
ordne sie (behufs strophischer Einteilung) in Gruppen, suche sie zu idealisieren p3b_133.023
und ─ zu versifizieren.
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was er beim Geradeausschauen erblickt, ─ sonst nichts!
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6. Er muß steigern, viel, aber nicht alles bringen.
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erheben.
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8. Er muß klar ─ und vor allem natürlich sein.
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