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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884.

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§ 43. Bildung von Decimen.

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1. Diese Form, welche aus 10 trochäischen Viertaktern besteht, p3b_113.003
ist in Spanien beliebt, wo der Grundcharakter der Sprache jambisch p3b_113.004
ist. Jn unserer deutschen Sprache mit ihrem trochäischen Gepräge p3b_113.005
ist sie weniger empfehlenswert, da nicht jeder Dichter es versteht, durch p3b_113.006
überbrückende Satztakte die Diäresen zu vermeiden.

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2. Um das Auseinanderfallen der Strophen in 2 Fünfzeilen zu p3b_113.008
vermeiden, muß man die syntaktische Pause möglichst selten ans Ende p3b_113.009
der 5. Zeile verlegen. Daher sollte das Schema a b a b a | c d c d c p3b_113.010
möglichst vermieden werden.

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3. Nachahmenswert ist das Beispiel Rückerts und in neuester Zeit p3b_113.012
Johannes Fastenraths (vgl. die vielen Decimen in seinem Calderonbuch), p3b_113.013
welche den syntaktischen Ruhepunkt ans Ende der 4. Zeile setzen.

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4. Am gebräuchlichsten ist das Reimschema: abba, accd, dc, p3b_113.015
sowie das aus 2 Vierzeilen mit abschließendem Reimpaar bestehende: p3b_113.016
abab, bccb, dd.

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Aufgabe. Nachstehender Stoff soll zu einer Decime verwendet p3b_113.018
werden. Schema:
abba, accd, dc.

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[Beginn Spaltensatz]

Stoff.

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Jch denke an dich, großer Calderon! p3b_113.021
| Um dich würdig zu besingen, p3b_113.022
bete ich zu Gott, | denn auch in der p3b_113.023
Kunst betrete ich | das Heiligtum der p3b_113.024
Religion. | Jch bete zu Gott, | wenn p3b_113.025
ich mich dessen erinnere, was er dir p3b_113.026
verliehen. | Durch die Gaben deines p3b_113.027
Geistes | durftest du in einer Weise p3b_113.028
Zeugnis von ihm ablegen, | daß jeder p3b_113.029
anbetend die Knie beugen wird, | der p3b_113.030
sich zu dir erheben will. |

[Spaltenumbruch] p3b_113.101

Lösung. Von Johannes Fastenrath.

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p3b_113.103
Dein gedenk' ich, Calderon, p3b_113.104
Und um dich zu singen, bet' ich, p3b_113.105
Denn auch in der Kunst betret' ich p3b_113.106
Heiligtum der Religion. p3b_113.107
Ja, ich bet' zu Gottes Thron, p3b_113.108
Denk' ich des, was dir gegeben, p3b_113.109
Denn durch deines Geistes Leben p3b_113.110
Durftest Gott du so bezeugen, p3b_113.111
Daß die Kniee der muß beugen, p3b_113.112
Der zu dir sich will erheben.
[Ende Spaltensatz]
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§ 44. Bildung von Trioletten.

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1. Der Reim in dieser, meist aus 8 jambischen oder auch trochäischen p3b_113.115
Versen bestehenden poetischen Form ist durch die beiden ersten Zeilen p3b_113.116
geboten. Das Schema ist in der Regel a b b a b a a b oder p3b_113.117
a b a a b a a b.

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2. Die beiden ersten Zeilen enthalten den laufenden Gedanken p3b_113.119
für das Triolett; sie sind also gewissermaßen als Thema für die Weiterführung p3b_113.120
zu betrachten.

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§ 43. Bildung von Decimen.

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1. Diese Form, welche aus 10 trochäischen Viertaktern besteht, p3b_113.003
ist in Spanien beliebt, wo der Grundcharakter der Sprache jambisch p3b_113.004
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ist sie weniger empfehlenswert, da nicht jeder Dichter es versteht, durch p3b_113.006
überbrückende Satztakte die Diäresen zu vermeiden.

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2. Um das Auseinanderfallen der Strophen in 2 Fünfzeilen zu p3b_113.008
vermeiden, muß man die syntaktische Pause möglichst selten ans Ende p3b_113.009
der 5. Zeile verlegen. Daher sollte das Schema a b a b a │ c d c d c p3b_113.010
möglichst vermieden werden.

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3. Nachahmenswert ist das Beispiel Rückerts und in neuester Zeit p3b_113.012
Johannes Fastenraths (vgl. die vielen Decimen in seinem Calderonbuch), p3b_113.013
welche den syntaktischen Ruhepunkt ans Ende der 4. Zeile setzen.

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4. Am gebräuchlichsten ist das Reimschema: abba, accd, dc, p3b_113.015
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abab, bccb, dd.

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Aufgabe. Nachstehender Stoff soll zu einer Decime verwendet p3b_113.018
werden. Schema:
abba, accd, dc.

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[Beginn Spaltensatz]

Stoff.

p3b_113.020
Jch denke an dich, großer Calderon! p3b_113.021
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bete ich zu Gott, │ denn auch in der p3b_113.023
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anbetend die Knie beugen wird, │ der p3b_113.030
sich zu dir erheben will. │

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Lösung. Von Johannes Fastenrath.

p3b_113.102
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Dein gedenk' ich, Calderon, p3b_113.104
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§ 44. Bildung von Trioletten.

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1. Der Reim in dieser, meist aus 8 jambischen oder auch trochäischen p3b_113.115
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2. Die beiden ersten Zeilen enthalten den laufenden Gedanken p3b_113.119
für das Triolett; sie sind also gewissermaßen als Thema für die Weiterführung p3b_113.120
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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik03_1884/139>, abgerufen am 22.11.2024.