Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884.p3b_098.001 Jch sah die Freuden ins Fenster sehn; p3b_098.102 p3b_098.103Jch grüßt' und ließ sie vorübergehn. Was soll ich hoffen und was erflehn? - p3b_098.104 [Ende Spaltensatz]
Vorübergehn; vorübergehn! p3b_098.105 § 36. Bildung von Reimstrophen mit strophischem Charakteristikum p3b_098.106 p3b_098.108oder mit charakteristischer Verbindung mehrerer p3b_098.107 Reimformen. a. Reimstrophen mit charakteristischem Strophenabschluß. p3b_098.109 p3b_098.116 p3b_098.128 Ein Stündlein wohl vor Tag. p3b_098.132[Beginn Spaltensatz] Stoff. p3b_098.133 Derweil ich schlafend lag, p3b_098.103 [Ende Spaltensatz]
Ein Stündlein wohl vor Tag, p3b_098.104 Sang vor dem Fenster auf dem Baum p3b_098.105 Ein Schwälblein mir, ich hört' es kaum, p3b_098.106 Ein Stündlein wohl vor Tag: p3b_098.001 Jch sah die Freuden ins Fenster sehn; p3b_098.102 p3b_098.103Jch grüßt' und ließ sie vorübergehn. Was soll ich hoffen und was erflehn? ─ p3b_098.104 [Ende Spaltensatz]
Vorübergehn; vorübergehn! p3b_098.105 § 36. Bildung von Reimstrophen mit strophischem Charakteristikum p3b_098.106 p3b_098.108oder mit charakteristischer Verbindung mehrerer p3b_098.107 Reimformen. a. Reimstrophen mit charakteristischem Strophenabschluß. p3b_098.109 p3b_098.116 p3b_098.128 Ein Stündlein wohl vor Tag. p3b_098.132[Beginn Spaltensatz] Stoff. p3b_098.133 Derweil ich schlafend lag, p3b_098.103 [Ende Spaltensatz]
Ein Stündlein wohl vor Tag, p3b_098.104 Sang vor dem Fenster auf dem Baum p3b_098.105 Ein Schwälblein mir, ich hört' es kaum, p3b_098.106 Ein Stündlein wohl vor Tag: <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0124" n="98"/><lb n="p3b_098.001"/><cb type="start"/> vorüberziehen. 2. Jch gewahrte die <lb n="p3b_098.002"/> Freuden, wie sie ins Fenster sahn, │ da <lb n="p3b_098.003"/> grüßte ich und ließ sie vorüberziehen. <lb n="p3b_098.004"/> 3. Was soll ich denn erhoffen und ersehnen? <lb n="p3b_098.005"/> │ Jch ersehne das Vorübergehen.</p> <cb/> <lb n="p3b_098.101"/> <lg> <l>Jch sah die Freuden ins Fenster sehn;</l> <lb n="p3b_098.102"/> <l>Jch grüßt' und ließ sie vorübergehn. </l> </lg> <lb n="p3b_098.103"/> <lg> <l>Was soll ich hoffen und was erflehn? ─</l> <lb n="p3b_098.104"/> <l>Vorübergehn; vorübergehn!</l> </lg> <cb type="end"/> </div> <div n="2"> <lb n="p3b_098.105"/> <head> <hi rendition="#c">§ 36. Bildung von Reimstrophen mit strophischem Charakteristikum <lb n="p3b_098.106"/> oder mit charakteristischer Verbindung mehrerer <lb n="p3b_098.107"/> Reimformen.</hi> </head> <lb n="p3b_098.108"/> <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#aq">a</hi>. <hi rendition="#g">Reimstrophen mit charakteristischem Strophenabschluß</hi>.</hi> </p> <p><lb n="p3b_098.109"/> 1. Die einzelnen Formen des strophischen Charakteristikums konnten <lb n="p3b_098.110"/> wir bereits bei Einführung in die Strophenlehre (§ 26 dieses <lb n="p3b_098.111"/> Bands) anführen, da dieselben in den Übungen auf dem Gebiete der <lb n="p3b_098.112"/> Strophik zur Anwendung gelangen müssen. Aus diesem Grunde <lb n="p3b_098.113"/> haben wir a. a. O. (§ 26) die betreffenden Übungen verschieben können <lb n="p3b_098.114"/> und brauchen nunmehr nur noch die charakteristische Form des Refrains <lb n="p3b_098.115"/> nachzuholen.</p> <p><lb n="p3b_098.116"/> 2. Man versteht unter Refrain oder Kehrreim bekanntlich die in <lb n="p3b_098.117"/> jeder Strophe eines bestimmten Gedichts regelmäßig wiederkehrende <lb n="p3b_098.118"/> Wiederholungsformel, welche meist ganze Zeilen (Kehrzeilen) unverändert <lb n="p3b_098.119"/> oder mit geringen Abweichungen wiederbringt. Die unveränderte <lb n="p3b_098.120"/> Wiederholung heißt <hi rendition="#g">fester</hi> Kehrreim, die veränderte ist als <hi rendition="#g">flüssiger</hi> <lb n="p3b_098.121"/> Kehrreim bekannt. Man spricht von Anfangs=, Mittel- und Endrefrain, <lb n="p3b_098.122"/> je nachdem derselbe am Anfang, in der Mitte oder am Schluß <lb n="p3b_098.123"/> der Strophe steht. Die gebräuchlichste Form, auf welche wir uns in <lb n="p3b_098.124"/> unserer nachstehenden Übung beschränken, ist der Endrefrain. Er gleicht <lb n="p3b_098.125"/> einer Säule, welche dem lockeren Gefüge der Strophe einen wunderbaren <lb n="p3b_098.126"/> Halt verleiht. Zudem ist er der ideale Punkt, in welchen die <lb n="p3b_098.127"/> Stimmung einer jeden Strophe ausläuft.</p> <p><lb n="p3b_098.128"/><hi rendition="#g">Aufgabe. Fünfzeilige Strophen. Reimschema:</hi><hi rendition="#aq">a a b b a</hi>. <lb n="p3b_098.129"/><hi rendition="#g">Metrum:</hi><hi rendition="#aq">a</hi>=<hi rendition="#g">Zeilen jambische Dreitakter,</hi><hi rendition="#aq">b</hi>=<hi rendition="#g">Zeilen Viertakter. <lb n="p3b_098.130"/> Die letzte Zeile der Strophe wiederholt sich (Refrain</hi>).</p> <lb n="p3b_098.131"/> <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">Ein Stündlein wohl vor Tag.</hi> </hi> </p> <lb n="p3b_098.132"/> <cb type="start"/> <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">Stoff.</hi> </hi> </p> <p><lb n="p3b_098.133"/> 1. Als ich noch schlief, │ es mochte <lb n="p3b_098.134"/> eine Stunde vor Tagesanbruch sein, │ <lb n="p3b_098.135"/> sang leise auf dem Baume vor meinem <lb n="p3b_098.136"/> Fenster │ ein Schwälblein. │ Es mochte <lb n="p3b_098.137"/> eine Stunde vor Tagesanbruch sein. ‖<cb/> <lb n="p3b_098.101"/> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Lösung. Von Ed. Mörike.</hi></hi> <lb n="p3b_098.102"/> <lg><l>Derweil ich schlafend lag,</l><lb n="p3b_098.103"/><l>Ein Stündlein wohl vor Tag,</l><lb n="p3b_098.104"/><l>Sang vor dem Fenster auf dem Baum</l><lb n="p3b_098.105"/><l>Ein Schwälblein mir, ich hört' es kaum,</l><lb n="p3b_098.106"/><l>Ein Stündlein wohl vor Tag:</l></lg><cb type="end"/> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [98/0124]
p3b_098.001
vorüberziehen. 2. Jch gewahrte die p3b_098.002
Freuden, wie sie ins Fenster sahn, │ da p3b_098.003
grüßte ich und ließ sie vorüberziehen. p3b_098.004
3. Was soll ich denn erhoffen und ersehnen? p3b_098.005
│ Jch ersehne das Vorübergehen.
p3b_098.101
Jch sah die Freuden ins Fenster sehn; p3b_098.102
Jch grüßt' und ließ sie vorübergehn.
p3b_098.103
Was soll ich hoffen und was erflehn? ─ p3b_098.104
Vorübergehn; vorübergehn!
p3b_098.105
§ 36. Bildung von Reimstrophen mit strophischem Charakteristikum p3b_098.106
oder mit charakteristischer Verbindung mehrerer p3b_098.107
Reimformen. p3b_098.108
a. Reimstrophen mit charakteristischem Strophenabschluß.
p3b_098.109
1. Die einzelnen Formen des strophischen Charakteristikums konnten p3b_098.110
wir bereits bei Einführung in die Strophenlehre (§ 26 dieses p3b_098.111
Bands) anführen, da dieselben in den Übungen auf dem Gebiete der p3b_098.112
Strophik zur Anwendung gelangen müssen. Aus diesem Grunde p3b_098.113
haben wir a. a. O. (§ 26) die betreffenden Übungen verschieben können p3b_098.114
und brauchen nunmehr nur noch die charakteristische Form des Refrains p3b_098.115
nachzuholen.
p3b_098.116
2. Man versteht unter Refrain oder Kehrreim bekanntlich die in p3b_098.117
jeder Strophe eines bestimmten Gedichts regelmäßig wiederkehrende p3b_098.118
Wiederholungsformel, welche meist ganze Zeilen (Kehrzeilen) unverändert p3b_098.119
oder mit geringen Abweichungen wiederbringt. Die unveränderte p3b_098.120
Wiederholung heißt fester Kehrreim, die veränderte ist als flüssiger p3b_098.121
Kehrreim bekannt. Man spricht von Anfangs=, Mittel- und Endrefrain, p3b_098.122
je nachdem derselbe am Anfang, in der Mitte oder am Schluß p3b_098.123
der Strophe steht. Die gebräuchlichste Form, auf welche wir uns in p3b_098.124
unserer nachstehenden Übung beschränken, ist der Endrefrain. Er gleicht p3b_098.125
einer Säule, welche dem lockeren Gefüge der Strophe einen wunderbaren p3b_098.126
Halt verleiht. Zudem ist er der ideale Punkt, in welchen die p3b_098.127
Stimmung einer jeden Strophe ausläuft.
p3b_098.128
Aufgabe. Fünfzeilige Strophen. Reimschema: a a b b a. p3b_098.129
Metrum: a=Zeilen jambische Dreitakter, b=Zeilen Viertakter. p3b_098.130
Die letzte Zeile der Strophe wiederholt sich (Refrain).
p3b_098.131
Ein Stündlein wohl vor Tag.
p3b_098.132
Stoff.
p3b_098.133
1. Als ich noch schlief, │ es mochte p3b_098.134
eine Stunde vor Tagesanbruch sein, │ p3b_098.135
sang leise auf dem Baume vor meinem p3b_098.136
Fenster │ ein Schwälblein. │ Es mochte p3b_098.137
eine Stunde vor Tagesanbruch sein. ‖
p3b_098.101
Lösung. Von Ed. Mörike. p3b_098.102
Derweil ich schlafend lag, p3b_098.103
Ein Stündlein wohl vor Tag, p3b_098.104
Sang vor dem Fenster auf dem Baum p3b_098.105
Ein Schwälblein mir, ich hört' es kaum, p3b_098.106
Ein Stündlein wohl vor Tag:
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription.
(2015-09-30T09:54:39Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: nicht übernommen; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |