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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884.

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Trochäischer Rhythmus.

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§ 32. Bildung trochäischer Reimstrophen.

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1. Man läßt sich durch den trochäischen Grundcharakter unserer p3b_092.004
Sprache häufig verleiten, nur trochäische Satztakte aneinander zu reihen, p3b_092.005
wodurch ein Überschuß an Diäresen entsteht und das Gedicht monotonen, p3b_092.006
leierartigen Charakter erhält.

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Es ist daher bei Bildung trochäischer Verse und Strophen erstes p3b_092.008
Erfordernis, Satztakt und Verstakt nicht allzuoft zusammenfallen zu p3b_092.009
lassen und die durch Übergreifung der Satztakte entstehende schmückende p3b_092.010
Cäsur nicht zu vernachlässigen.

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2. Es ist von allzu häufiger Verwendung des trochäischen Maßes p3b_092.012
abzuraten (vgl. I, 262). Am meisten eignen sich zur dichterischen Verwertung p3b_092.013
der trochäische Viertakter, der Fünftakter und der Achttakter.

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3. Bei den Kompositionen im trochäischen Viertakter empfiehlt p3b_092.015
sich eine schmückende Diärese am Ende des 2. Takts.

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4. Um beim trochäischen Fünftakter die Verstakte zu überbrücken, p3b_092.017
kann hie und da ein amphibrachisches Wort (Breve - Breve), also ein p3b_092.018
Wort mit Vorsilbe eingefügt werden (z. B. Gerede, Vertrauen, Beschwerde).

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5. Beim trochäischen Achttakter ist darauf zu halten, daß die p3b_092.021
erste Vershälfte nicht katalektisch abschließt, weil dadurch eine Pause p3b_092.022
entstehen würde, welche gleich einer Jncision die Verszeile in 2 Teile p3b_092.023
trennen müßte, die ganz gut in 2 Zeilen geschrieben werden könnten.

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6. Gesetz ist es, daß im trochäischen Achttakter am Ende des p3b_092.025
4. Taktes eine stehende Diärese sich befinde, die besonders Marbach p3b_092.026
in "Äschylos' Tragödien" (1883 S. 73) treffend beachtet.

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Aufgabe 1. Achtzeilige Strophen. Reimschema: a a b b c d c d. p3b_092.028
Trochäische Viertakter. Die a=, b= und d=Zeilen sollen katalektisch p3b_092.029
(- Breve | - Breve | - Breve | -) sein, die c=Zeilen dagegen akatalektisch p3b_092.030
(- Breve | - Breve | - Breve | - Breve).

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Wiegenlied.

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[Beginn Spaltensatz]

Stoff.

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1. Schlafe ein, mein Kindelein | p3b_092.034
im Frieden der Liebe! | Ruhe sanft, | p3b_092.035
das Auge deiner Mutter hält Wache. | p3b_092.036
Jch streue Blumen auf dich | und auf p3b_092.037
dein Lager. | Wirst du dereinst zum p3b_092.038
Lohne | Blumen auf das Grab deiner p3b_092.039
Mutter pflanzen? || 2. Schlafe beim p3b_092.040
Dämmerlicht des Abends, | schlafe fest,[Spaltenumbruch] p3b_092.101
Lösung. Von Herzog Ernst II. p3b_092.102
zu Sachsen-Koburg.
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Schlaf, o schlaf, mein Kindelein, p3b_092.104
Jn der Liebe Frieden ein! p3b_092.105
Ruhe sanft die ganze Nacht, p3b_092.106
Deiner Mutter Auge wacht. p3b_092.107
Blumen streu' ich auf dich nieder, p3b_092.108
Auf dein Lager sanft herab. p3b_092.109
Streut mein Kindlein einstens wieder p3b_092.110
Blumen auf der Mutter Grab?
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Trochäischer Rhythmus.

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§ 32. Bildung trochäischer Reimstrophen.

p3b_092.003
1. Man läßt sich durch den trochäischen Grundcharakter unserer p3b_092.004
Sprache häufig verleiten, nur trochäische Satztakte aneinander zu reihen, p3b_092.005
wodurch ein Überschuß an Diäresen entsteht und das Gedicht monotonen, p3b_092.006
leierartigen Charakter erhält.

p3b_092.007
Es ist daher bei Bildung trochäischer Verse und Strophen erstes p3b_092.008
Erfordernis, Satztakt und Verstakt nicht allzuoft zusammenfallen zu p3b_092.009
lassen und die durch Übergreifung der Satztakte entstehende schmückende p3b_092.010
Cäsur nicht zu vernachlässigen.

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2. Es ist von allzu häufiger Verwendung des trochäischen Maßes p3b_092.012
abzuraten (vgl. I, 262). Am meisten eignen sich zur dichterischen Verwertung p3b_092.013
der trochäische Viertakter, der Fünftakter und der Achttakter.

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3. Bei den Kompositionen im trochäischen Viertakter empfiehlt p3b_092.015
sich eine schmückende Diärese am Ende des 2. Takts.

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4. Um beim trochäischen Fünftakter die Verstakte zu überbrücken, p3b_092.017
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5. Beim trochäischen Achttakter ist darauf zu halten, daß die p3b_092.021
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6. Gesetz ist es, daß im trochäischen Achttakter am Ende des p3b_092.025
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in „Äschylos' Tragödien“ (1883 S. 73) treffend beachtet.

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Aufgabe 1. Achtzeilige Strophen. Reimschema: a a b b c d c d. p3b_092.028
Trochäische Viertakter. Die a=, b= und d=Zeilen sollen katalektisch p3b_092.029
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Wiegenlied.

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[Beginn Spaltensatz]

Stoff.

p3b_092.033
1. Schlafe ein, mein Kindelein │ p3b_092.034
im Frieden der Liebe! │ Ruhe sanft, │ p3b_092.035
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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik03_1884/118>, abgerufen am 22.11.2024.