Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883.p2b_077.001 p2b_077.005 a. "Der uns diesen Reihen sang, p2b_077.008 p2b_077.009Ein freier Landsknecht ist er genannt." (Die Türken vor Wien.) p2b_077.010 b. Das Liedlein ist in Eil gemacht, p2b_077.011 p2b_077.015Einem jungen Landsknecht wohlgeacht p2b_077.012 Zu freundlichem Gefallen; p2b_077.013 Von Einem, der wünscht Glück und Heil p2b_077.014 Den frommen Landsknechten allen." ("Es geht ein Butzemann &c." Kriegslied gegen Karl V.) p2b_077.016 c. Der uns dies Liedlein neu gesang, p2b_077.017 p2b_077.020So wohl gesungen hat, p2b_077.018 Das hat gethan ein gut Gesell p2b_077.019 An einem Abend spat. (Uhlands Volkslieder Nr. 49. Vgl. noch Nr. 60. 61. 144. 198. 288 &c.) p2b_077.021 p2b_077.036 p2b_077.001 p2b_077.005 a. „Der uns diesen Reihen sang, p2b_077.008 p2b_077.009Ein freier Landsknecht ist er genannt.“ (Die Türken vor Wien.) p2b_077.010 b. 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Gefiel <lb n="p2b_077.004"/> das Lied, so blieb es im Gedächtnisse und wurde Volkslied.</p> <p><lb n="p2b_077.005"/> Selten erfährt man mehr vom Verfasser, als daß er Landsknecht, Reitersmann, <lb n="p2b_077.006"/> Jäger, fahrender Schüler, freier Knab, Jungfrau, oder gut Geselle ist z. 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Feuchtersleben † 1849), „Jch komme vom Gebirge her“ (Schmidt von <lb n="p2b_077.030"/> Lübeck † 1849), „Nun ruhen alle Wälder“ (Paul Gerhardt † 1676), <lb n="p2b_077.031"/> „Schier dreißig Jahre bist du alt“ (Carl E. v. Holtei † 1880), „Ach, wenn du <lb n="p2b_077.032"/> wärst mein eigen“ (Hahn-Hahn), „Steh ich in finstrer Mitternacht“ (Wilh. Hauff <lb n="p2b_077.033"/> † 1827), „Heil Dir im Siegerkranz“ (eine durch Schumacher 1793 vorgenommene <lb n="p2b_077.034"/> Umbildung des Harriesschen „Lied für den dänischen Unterthan,“ das am <lb n="p2b_077.035"/> 27. Januar 1790 zuerst im Flensburger Wochenblatt erschien) u. s. w.</p> <p><lb n="p2b_077.036"/> Einige Volkslieder weisen schon in ihrer Ausdrucksweise und geschlossenen <lb n="p2b_077.037"/> Bildung auf den Urheber hin; bei dem aus dem Gemeingefühl des Volkes <lb n="p2b_077.038"/> entsprossenen Volkslied hat freilich die Zeit wie die Gemeinsamkeit ein Anrecht auf <lb n="p2b_077.039"/> dasselbe. Die Verbreitung und fast traditionelle Fortpflanzung schliff sodann <lb n="p2b_077.040"/> das Eigentümliche, Jndividuelle nach der allgemeinen Volkssinnesart zu. <lb n="p2b_077.041"/> „Gewöhnlich“, so sagt Heinrich Heine anmutend, „sind die Verfasser des <lb n="p2b_077.042"/> Volksliedes wanderndes Volk, Vagabunden, Soldaten, fahrende Schüler oder <lb n="p2b_077.043"/> Handwerksburschen, und letztere ganz besonders. Gar oft auf meinen Fußreisen <lb n="p2b_077.044"/> verkehrte ich mit diesen Leuten und bemerkte, wie sie zuweilen angeregt <lb n="p2b_077.045"/> von irgend einem ungewöhnlichen Ereignisse, ein Stück Volkslied improvisierten </p> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [77/0099]
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und auch der vierte half nach. Man sang die Strophe nach einer bekannten p2b_077.002
Melodie, oder die lauschenden Mädchen und Bursche machten auch wohl eine neue, p2b_077.003
wie es paßte. Auf der Straße wurde die Strophe wiederholt u. s. w. Gefiel p2b_077.004
das Lied, so blieb es im Gedächtnisse und wurde Volkslied.
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Selten erfährt man mehr vom Verfasser, als daß er Landsknecht, Reitersmann, p2b_077.006
Jäger, fahrender Schüler, freier Knab, Jungfrau, oder gut Geselle ist z. B.
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a.
„Der uns diesen Reihen sang, p2b_077.008
Ein freier Landsknecht ist er genannt.“
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(Die Türken vor Wien.)
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b.
Das Liedlein ist in Eil gemacht, p2b_077.011
Einem jungen Landsknecht wohlgeacht p2b_077.012
Zu freundlichem Gefallen; p2b_077.013
Von Einem, der wünscht Glück und Heil p2b_077.014
Den frommen Landsknechten allen.“
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(„Es geht ein Butzemann &c.“ Kriegslied gegen Karl V.)
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c.
Der uns dies Liedlein neu gesang, p2b_077.017
So wohl gesungen hat, p2b_077.018
Das hat gethan ein gut Gesell p2b_077.019
An einem Abend spat.
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(Uhlands Volkslieder Nr. 49. Vgl. noch Nr. 60. 61. 144. 198. 288 &c.)
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Es giebt mehrere Volkslieder, welche Ort und Zeit ihres Entstehens, sowie p2b_077.022
auch den Namen ihrer Dichter auf der Stirne tragen. So ist z. B. von den späteren p2b_077.023
gesungenen volkstümlichen Liedern ausnahmsweise der Dichter des einen oder des p2b_077.024
anderen bekannt geworden. Jch erwähne beispielshalber: „Ännchen von Tharau“ p2b_077.025
(Simon Dach † 1659), „Sohn, da hast du meinen Speer“ (Stolberg), p2b_077.026
„Wenn jemand eine Reise thut“ und „War einst ein Riese Goliath“ (Claudius), p2b_077.027
„Heute scheid ich, heute wandr' ich“ (Maler Müller), „Gott erhalte Franz p2b_077.028
den Kaiser“ (Seidl, geb. 1804 zu Wien), „Es ist bestimmt in Gottes Rat“ p2b_077.029
(v. Feuchtersleben † 1849), „Jch komme vom Gebirge her“ (Schmidt von p2b_077.030
Lübeck † 1849), „Nun ruhen alle Wälder“ (Paul Gerhardt † 1676), p2b_077.031
„Schier dreißig Jahre bist du alt“ (Carl E. v. Holtei † 1880), „Ach, wenn du p2b_077.032
wärst mein eigen“ (Hahn-Hahn), „Steh ich in finstrer Mitternacht“ (Wilh. Hauff p2b_077.033
† 1827), „Heil Dir im Siegerkranz“ (eine durch Schumacher 1793 vorgenommene p2b_077.034
Umbildung des Harriesschen „Lied für den dänischen Unterthan,“ das am p2b_077.035
27. Januar 1790 zuerst im Flensburger Wochenblatt erschien) u. s. w.
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Einige Volkslieder weisen schon in ihrer Ausdrucksweise und geschlossenen p2b_077.037
Bildung auf den Urheber hin; bei dem aus dem Gemeingefühl des Volkes p2b_077.038
entsprossenen Volkslied hat freilich die Zeit wie die Gemeinsamkeit ein Anrecht auf p2b_077.039
dasselbe. Die Verbreitung und fast traditionelle Fortpflanzung schliff sodann p2b_077.040
das Eigentümliche, Jndividuelle nach der allgemeinen Volkssinnesart zu. p2b_077.041
„Gewöhnlich“, so sagt Heinrich Heine anmutend, „sind die Verfasser des p2b_077.042
Volksliedes wanderndes Volk, Vagabunden, Soldaten, fahrende Schüler oder p2b_077.043
Handwerksburschen, und letztere ganz besonders. Gar oft auf meinen Fußreisen p2b_077.044
verkehrte ich mit diesen Leuten und bemerkte, wie sie zuweilen angeregt p2b_077.045
von irgend einem ungewöhnlichen Ereignisse, ein Stück Volkslied improvisierten
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