p2b_528.001 Zur Jllustrierung der Bedeutung des Chors sehe man sich Chöre an, p2b_528.002 wie Chor der Gefangenen in Fidelio; das Gebet und die Aufruhrchöre in p2b_528.003 der Stummen von Portici von Auber; die Rütliscene in Wilhelm Tell von p2b_528.004 Rossini; die Priesterchöre in der Zauberflöte; die dem Volkslied abgelauschten p2b_528.005 Chöre im Freischütz; die Aufruhrchöre auf dem Schiffe Ferd. Cortez von Spontini, p2b_528.006 wo der Chor selbsthandelnd auftritt; die Chöre der Larven und Schatten im p2b_528.007 2. Akt von Glucks Orpheus mit dem berühmten Nein; endlich die grandiosen p2b_528.008 Chöre in den Meistersängern, im Fliegenden Holländer, und in Siegfrieds Tod p2b_528.009 von Rich. Wagner &c. u. s. w.
p2b_528.010 2. Da in der Oper die Rede zum Gesang wird, und einer solch ätherischen p2b_528.011 Sprache und ätherischen singenden Handlung mehr Zauberwesen eigentümlich p2b_528.012 ist, als dem prosaischen Leben, so erhellt, daß der Oper die Romantik nicht p2b_528.013 so übel anstehen kann, und daß der Textdichter seinen Texten sprühende, p2b_528.014 interessante, romantische Scenen einfügen oder romantische Stoffe wählen darf, p2b_528.015 um die Personen in romantischen Situationen zu zeigen und Gelegenheit zur p2b_528.016 lyrischen Äußerung zu bieten.
p2b_528.017 3. Noch möchten wir den Librettodichter darauf aufmerksam machen, daß p2b_528.018 die Aktschlüsse dem Komponisten die größten Schwierigkeiten bieten, weshalb p2b_528.019 die Librettos nie mehr als 3 Akte haben sollten. Es ist keine kleine Aufgabe, p2b_528.020 fünf Finale herauszugestalten. Mozart hat nie eine fünfaktige Oper geschrieben; p2b_528.021 selbst sein Figaro, den man in der Regel in vier Akten giebt, ist nur dreiaktig.
p2b_528.022 Da die Opernlibrettos an allen Theaterkassen zu haben sind, so beschränken p2b_528.023 wir uns darauf, nur einige der besseren Librettodichter zu nennen: von den p2b_528.024 Jtalienern Metastasio und Goldoni; von den Franzosen Scribe, Barbier, Lafontaine p2b_528.025 &c.; von den Deutschen Kind (Freischütz), Holtei, Wolff (Preziosa), Planchep2b_528.026 (Webers Oberon), Ed. Devrient (Hans Heiling), Castelli (Weigls Schweizerfamilie), p2b_528.027 Gustav zu Putlitz (Flotows Jndra), Fr. Friedrich (Flotows Martha), p2b_528.028 Röber, Rodenberg, Groß, Geibel, Felix Dahn, Gustav v. Meyern (Langerts p2b_528.029 Fabier), Fritz Hofmann (Rattenfänger von Hameln), besonders aber den vorwärts p2b_528.030 drängenden Dichter Peter Lohmann, der bereits seit 1860 sog. Gesangsdramen p2b_528.031 lieferte (4. Band der dramatischen Werke. Leipzig 1875. 2. Aufl.), p2b_528.032 und dessen Reformideen wo möglich noch weiter gehen möchten, als jene des p2b_528.033 von ihm begeistert verehrten Richard Wagner.
p2b_528.034
II. Kirchlich-musikalische Formen.
p2b_528.035
§ 193. Einteilung der geistlichen Formen und Begründung p2b_528.036 derselben.
p2b_528.037 1. Die musikalischen geistlichen Formen erwuchsen aus dem Christentum p2b_528.038 und seinem Kultus.
p2b_528.039 2. Jn der Entwickelung dieser Formen zeigt sich der Fortschritt p2b_528.040 des christlich gläubigen Gemüts in Hinsicht auf Verinnerlichung und p2b_528.041 Vertiefung.
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p2b_528.017 3. Noch möchten wir den Librettodichter darauf aufmerksam machen, daß p2b_528.018 die Aktschlüsse dem Komponisten die größten Schwierigkeiten bieten, weshalb p2b_528.019 die Librettos nie mehr als 3 Akte haben sollten. Es ist keine kleine Aufgabe, p2b_528.020 fünf Finale herauszugestalten. Mozart hat nie eine fünfaktige Oper geschrieben; p2b_528.021 selbst sein Figaro, den man in der Regel in vier Akten giebt, ist nur dreiaktig.
p2b_528.022 Da die Opernlibrettos an allen Theaterkassen zu haben sind, so beschränken p2b_528.023 wir uns darauf, nur einige der besseren Librettodichter zu nennen: von den p2b_528.024 Jtalienern Metastasio und Goldoni; von den Franzosen Scribe, Barbier, Lafontaine p2b_528.025 &c.; von den Deutschen Kind (Freischütz), Holtei, Wolff (Preziosa), Planchép2b_528.026 (Webers Oberon), Ed. Devrient (Hans Heiling), Castelli (Weigls Schweizerfamilie), p2b_528.027 Gustav zu Putlitz (Flotows Jndra), Fr. Friedrich (Flotows Martha), p2b_528.028 Röber, Rodenberg, Groß, Geibel, Felix Dahn, Gustav v. Meyern (Langerts p2b_528.029 Fabier), Fritz Hofmann (Rattenfänger von Hameln), besonders aber den vorwärts p2b_528.030 drängenden Dichter Peter Lohmann, der bereits seit 1860 sog. Gesangsdramen p2b_528.031 lieferte (4. Band der dramatischen Werke. Leipzig 1875. 2. Aufl.), p2b_528.032 und dessen Reformideen wo möglich noch weiter gehen möchten, als jene des p2b_528.033 von ihm begeistert verehrten Richard Wagner.
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II. Kirchlich-musikalische Formen.
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§ 193. Einteilung der geistlichen Formen und Begründung p2b_528.036 derselben.
p2b_528.037 1. Die musikalischen geistlichen Formen erwuchsen aus dem Christentum p2b_528.038 und seinem Kultus.
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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883, S. 528. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik02_1883/550>, abgerufen am 22.11.2024.
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