p2b_512.001 bis zum Schöpfer und Begründer eines neuen travestierend-humoristischen Operetten-Genres: p2b_512.002 Jaques Offenbach (geb. 1822 in Köln).
p2b_512.003 Jn Deutschland hatte die Operette schon frühzeitig Fuß gefaßt, und zwar p2b_512.004 an den Theatern von Hamburg (unter Reinhard Keiser), Leipzig (unter Hiller, p2b_512.005 Neumann &c.), Wien (unter Dittersdorff, Schuster &c.). Es war nur noch ein p2b_512.006 kleiner Schritt bis zur komischen Oper gewesen, allein dieser geschah - Nicolai's p2b_512.007 lustige Weiber und Lortzings Werke ausgenommen - nur teilweise. Dafür p2b_512.008 trat man in den letzten Dezennien mehr oder weniger in die Bahnen Offenbachs, p2b_512.009 so daß die heutige Operette auch in Deutschland ziemlich gleichbedeutend p2b_512.010 mit Offenbachiade geworden ist.
p2b_512.011 Namentlich Johann Strauß jun. hat die Offenbachiade nachgeahmt und p2b_512.012 gepflegt; er hat dazu beigetragen, der Operette der Gegenwart ihre eigenartige p2b_512.013 Signatur zu geben, indem er zwar (wie Offenbach) die herkömmliche Operettenform p2b_512.014 beibehielt, jedoch den leichten, schlüpfrigen, frivolen Jnhalt begünstigte. p2b_512.015 (Vgl. z. B. Der Carneval in Rom, Pariser Leben &c.)
p2b_512.016 Wie der französische Nationaltanz, die Quadrille, auf welcher die französische p2b_512.017 Operette sich in naturgemäßer Weise aufbaute, bei Offenbach allmählich p2b_512.018 zum raffinierten Cancan sich verwandelte, so liegt den Strauß'schen Operetten p2b_512.019 der alte Wiener Walzer zu Grunde, der uns aber hier nicht mehr in der alten p2b_512.020 gemütlichen Weise des Wiener Prater-Publikums entgegentritt, sondern der schon p2b_512.021 mit Pfeffer von Cayenne gewürzt ist.
p2b_512.022 Unschuldigerer Natur sind die früheren Operetten Suppes; mit seinem p2b_512.023 Boccaccio ist er aber auch in's Lager der Offenbachiade übergegangen.
p2b_512.024 Einen Weltruf, welcher demjenigen Offenbachs gleich kommt, hat sich auch Charles p2b_512.025 Lecocq aus der Schule Halevys (geb. 1832 in Paris) durch seine Operetten erworben.
p2b_512.026 Wir müssen in unserer Poetik entschieden gegen die modernen, dem niedrigen p2b_512.027 Zweck des Gelderwerbs dienenden, auf die Schaulust des niederen Publikums p2b_512.028 berechneten Operetten-Libretti Verwahrung einlegen, sofern diese Machwerke p2b_512.029 mit ihrem meist bedenklichen Jnhalt die oberflächlichste Zerstreuung und die p2b_512.030 allerplumpste Regung der Sinnlichkeit erzielen und mit der giftigen Lauge ihres p2b_512.031 Sarkasmus alle socialen Jnstitutionen und Anschauungen höhnend übergießen.
p2b_512.032 Allbekannte, unzähligemal aufgeführte Beispiele der Operette:p2b_512.033 Die schöne Helena, Blaubart, Pariser Leben &c. von Offenbach. Die schöne p2b_512.034 Galathee, und Fatinitza von Suppe. Die Fledermaus, Jndigo, Blindekuh, p2b_512.035 Prinz Methusalem &c. von J. Strauß u. a.
p2b_512.036
§ 187. Das Jntermezzo (Zwischenspiel).
p2b_512.037 Jntermezzo nennt man ein kleines komisches Singspiel (in einzelnen p2b_512.038 Fällen auch eine kleine Posse) für zwei oder höchstens drei Personen, p2b_512.039 welches zwischen zwei Theaterstücke zur Abwechselung oder zur Gewinnung p2b_512.040 einer größeren Pause behufs Erholung der Sänger oder Schauspieler p2b_512.041 eingeschaltet wird, ohne mit dem vorhergehenden oder nachfolgenden p2b_512.042 Stücke in irgend einer Verbindung zu stehen.
p2b_512.001 bis zum Schöpfer und Begründer eines neuen travestierend-humoristischen Operetten-Genres: p2b_512.002 Jaques Offenbach (geb. 1822 in Köln).
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p2b_512.016 Wie der französische Nationaltanz, die Quadrille, auf welcher die französische p2b_512.017 Operette sich in naturgemäßer Weise aufbaute, bei Offenbach allmählich p2b_512.018 zum raffinierten Cancan sich verwandelte, so liegt den Strauß'schen Operetten p2b_512.019 der alte Wiener Walzer zu Grunde, der uns aber hier nicht mehr in der alten p2b_512.020 gemütlichen Weise des Wiener Prater-Publikums entgegentritt, sondern der schon p2b_512.021 mit Pfeffer von Cayenne gewürzt ist.
p2b_512.022 Unschuldigerer Natur sind die früheren Operetten Suppés; mit seinem p2b_512.023 Boccaccio ist er aber auch in's Lager der Offenbachiade übergegangen.
p2b_512.024 Einen Weltruf, welcher demjenigen Offenbachs gleich kommt, hat sich auch Charles p2b_512.025 Lecocq aus der Schule Halevys (geb. 1832 in Paris) durch seine Operetten erworben.
p2b_512.026 Wir müssen in unserer Poetik entschieden gegen die modernen, dem niedrigen p2b_512.027 Zweck des Gelderwerbs dienenden, auf die Schaulust des niederen Publikums p2b_512.028 berechneten Operetten-Libretti Verwahrung einlegen, sofern diese Machwerke p2b_512.029 mit ihrem meist bedenklichen Jnhalt die oberflächlichste Zerstreuung und die p2b_512.030 allerplumpste Regung der Sinnlichkeit erzielen und mit der giftigen Lauge ihres p2b_512.031 Sarkasmus alle socialen Jnstitutionen und Anschauungen höhnend übergießen.
p2b_512.032 Allbekannte, unzähligemal aufgeführte Beispiele der Operette:p2b_512.033 Die schöne Helena, Blaubart, Pariser Leben &c. von Offenbach. Die schöne p2b_512.034 Galathee, und Fatinitza von Suppé. Die Fledermaus, Jndigo, Blindekuh, p2b_512.035 Prinz Methusalem &c. von J. Strauß u. a.
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§ 187. Das Jntermezzo (Zwischenspiel).
p2b_512.037 Jntermezzo nennt man ein kleines komisches Singspiel (in einzelnen p2b_512.038 Fällen auch eine kleine Posse) für zwei oder höchstens drei Personen, p2b_512.039 welches zwischen zwei Theaterstücke zur Abwechselung oder zur Gewinnung p2b_512.040 einer größeren Pause behufs Erholung der Sänger oder Schauspieler p2b_512.041 eingeschaltet wird, ohne mit dem vorhergehenden oder nachfolgenden p2b_512.042 Stücke in irgend einer Verbindung zu stehen.
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Wie der französische Nationaltanz, die Quadrille, auf welcher die französische p2b_512.017
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Lecocq aus der Schule Halevys (geb. 1832 in Paris) durch seine Operetten erworben.
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Galathee, und Fatinitza von Suppé. Die Fledermaus, Jndigo, Blindekuh, p2b_512.035
Prinz Methusalem &c. von J. Strauß u. a.
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Jntermezzo nennt man ein kleines komisches Singspiel (in einzelnen p2b_512.038
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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883, S. 512. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik02_1883/534>, abgerufen am 22.11.2024.
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