Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883.p2b_411.001 Montholon. p2b_411.002 p2b_411.004Du bist, o Herr, p2b_411.003 Jnmitten deiner Treuen. Napoleon. p2b_411.005 p2b_411.006Wo? Montholon. p2b_411.007 p2b_411.008Ein Felsensitz ...... Napoleon. p2b_411.009 p2b_411.010Sankt Helena?! Montholon. p2b_411.011 p2b_411.012Du sprichst es aus. Napoleon. p2b_411.013 p2b_411.017Die Zeit ist um, p2b_411.014 Abtrünnig werd' ich selber mir, so wie die Welt. - p2b_411.015 Die mein annoch sich nennen ruft herbei; ich will p2b_411.016 Abrechnen mit dem Leben. Montholon (die Thüre öffnend) p2b_411.018 p2b_411.019Tretet alle her! (Gefolge, die Kinder knieen am Bette.) p2b_411.020 Napoleon. p2b_411.021 p2b_411.031Daß ich geliebt bin worden, legt ihr Zeugnis ab. p2b_411.022 Habt Dank! Jch aber scheide hin. Bald haben sie, p2b_411.023 Mit deren Kronen ich gespielt, den Haß gekühlt. p2b_411.024 Sie ließen uns nur unsrer Thaten Ruhm zurück. p2b_411.025 Jhr werdet bald, aus selbst erkorner Haft erlöst, p2b_411.026 Mein stolz durch mich gewesnes Frankreich wiedersehn, p2b_411.027 Und trauern an dem vielgeliebten Seinestrand. p2b_411.028 O grüßt mein Frankreich, grüßet mir mein heimisch Land! p2b_411.029 Wär' Frankreich dieser nackte sturmgeschlagne Fels, p2b_411.030 Jch wollt' ihn lieben. Montholon. p2b_411.032 p2b_411.034Frankreich finden wir, o Herr, p2b_411.033 Nur immerdar, wo dein geweihtes Haupt verweilt. Napoleon. p2b_411.035 p2b_411.039Nicht also, nein, - mein Frankreich grüßt und meinen Sohn. p2b_411.036 Entfernet euch; nicht sollet ihr mich weinen sehn, - p2b_411.037 Grüßt meinen Sohn, den grausam mir entfremdeten; - p2b_411.038 Mein Sohn, mein Sohn! Antomarchi. p2b_411.040 Gehorcht dem Kaiser, tretet ab! p2b_411.041 p2b_411.043(Napoleon ist mit verhülltem Antlitz zurückgesunken. Alle heften fragend die Augen auf Antomarchi, p2b_411.042 der unverwandt den Kranken betrachtet. Sie entfernen sich zögernd.) Antomarchi (allein bei Napoleon. Lange Pause. Er wirft sich in einen Sessel im p2b_411.044 Vordergrunde und verhüllt sein Antlitz.) p2b_411.045 Lösch' aus, du Stern der Herrlichkeit! p2b_411.046 p2b_411.047(Es erscheinen Europa, Geschichte und Poesie. Napoleon streckt die Arme nach ihnen aus.) Europa. p2b_411.048 Napoleon! p2b_411.049 Weltherrscher einst, in Fesseln nun Verschmachtender; p2b_411.050 Zurück von dir nicht fordernd das vergossne Blut, p2b_411.001 Montholon. p2b_411.002 p2b_411.004Du bist, o Herr, p2b_411.003 Jnmitten deiner Treuen. Napoleon. p2b_411.005 p2b_411.006Wo? Montholon. p2b_411.007 p2b_411.008Ein Felsensitz ...... Napoleon. p2b_411.009 p2b_411.010Sankt Helena?! Montholon. p2b_411.011 p2b_411.012Du sprichst es aus. 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Zitationshilfe: | Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883, S. 411. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik02_1883/433>, abgerufen am 23.07.2024. |