Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883.p2b_406.001 p2b_406.027Sein Unfall riß mein Kind so hin mit Kampfbegier. p2b_406.002 Wer aber rettet mir mein Täublein aus den Krallen p2b_406.003 Des Habichts, dem zum Raub der Kampfhahn selbst gefallen? p2b_406.004 Thu' ich die Pfort' hier auf, daß ich zur Hülf' ihr eile, p2b_406.005 Damit der alte Vogt des jungen Thorheit teile? p2b_406.006 Wart' ich geduldig, bis der Himmel und ihr Glück, p2b_406.007 Jhr Mut und kluger Rat mir bringt mein Kind zurück? p2b_406.008 p2b_406.009 p2b_406.014 Lebt wohl, ihr Berge, ihr geliebten Triften, p2b_406.017 Jhr traulich stillen Thäler lebet wohl! p2b_406.018 Johanna wird nun nicht mehr auf euch wandeln, p2b_406.019 Johanna sagt euch ewig Lebewohl! &c. &c. p2b_406.020 § 151. Dialog. p2b_406.028 p2b_406.030 p2b_406.032 p2b_406.034 p2b_406.001 p2b_406.027Sein Unfall riß mein Kind so hin mit Kampfbegier. p2b_406.002 Wer aber rettet mir mein Täublein aus den Krallen p2b_406.003 Des Habichts, dem zum Raub der Kampfhahn selbst gefallen? p2b_406.004 Thu' ich die Pfort' hier auf, daß ich zur Hülf' ihr eile, p2b_406.005 Damit der alte Vogt des jungen Thorheit teile? p2b_406.006 Wart' ich geduldig, bis der Himmel und ihr Glück, p2b_406.007 Jhr Mut und kluger Rat mir bringt mein Kind zurück? p2b_406.008 p2b_406.009 p2b_406.014 Lebt wohl, ihr Berge, ihr geliebten Triften, p2b_406.017 Jhr traulich stillen Thäler lebet wohl! p2b_406.018 Johanna wird nun nicht mehr auf euch wandeln, p2b_406.019 Johanna sagt euch ewig Lebewohl! &c. &c. p2b_406.020 § 151. 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Auftr.: <lb n="p2b_406.010"/> Heraus in eure Schatten &c.); der Monolog Tells in Schillers Tell (4. Aufz. <lb n="p2b_406.011"/> 3. Scene: Durch diese hohle Gasse &c.); die Monologe Solimans und Zrinys <lb n="p2b_406.012"/> in Körners Zriny; Wallensteins Monolog in Schillers Wallenstein (1. Aufz. <lb n="p2b_406.013"/> 4. Auftr.: Wär's möglich &c.; ferner: Du hasts erreicht Oktavio &c.) u. s. w.</p> <p><lb n="p2b_406.014"/> Lyrisch gefärbt ist der bekannte Monolog Johannas in der Jungfrau von <lb n="p2b_406.015"/> Orleans (4. Auftr. des Prologs:</p> <lb n="p2b_406.016"/> <lg> <l>Lebt wohl, ihr Berge, ihr geliebten Triften,</l> <lb n="p2b_406.017"/> <l>Jhr traulich stillen Thäler lebet wohl!</l> <lb n="p2b_406.018"/> <l>Johanna wird nun nicht mehr auf euch wandeln,</l> <lb n="p2b_406.019"/> <l>Johanna sagt euch ewig Lebewohl! &c. &c.</l> </lg> <p><lb n="p2b_406.020"/> ferner ebenda: 4. Akt 1. Auftr.: Die Waffen ruhn &c.); ebenso der Monolog <lb n="p2b_406.021"/> in Torquato Tasso (4. Akt 5. Auftr.: Ja gehe nur und gehe sicher <lb n="p2b_406.022"/> weg &c.) u. s. w. Man vgl. auch die Monologe in Grandjeans Lorenz Schlaumeier, <lb n="p2b_406.023"/> ferner Saphirs Das Sololustspiel; Pauls Er kommt; Görners Er kommt <lb n="p2b_406.024"/> zu spät; Blondels Der höhere Bummler; Haffners Jsaias Luchs; Görners <lb n="p2b_406.025"/> Theatralische Studien; Leiden eines Choristen von Levassor; Blochs komische <lb n="p2b_406.026"/> Soloscenen; Kühlings Album für Soloscenen &c. &c.</p> </div> <lb n="p2b_406.027"/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#c">§ 151. Dialog.</hi> </head> <p><lb n="p2b_406.028"/> 1. Dialog ist eine Unterredung: im engeren Sinn zwischen zwei, <lb n="p2b_406.029"/> im weiteren zwischen mehreren Personen. (S. 54 d. Bds.)</p> <p><lb n="p2b_406.030"/> 2. Man unterscheidet lyrische, didaktische, epische und dramatische <lb n="p2b_406.031"/> Dialoge.</p> <p><lb n="p2b_406.032"/> Wie der Monolog so vergegenwärtigt auch der Dialog die Stimmung <lb n="p2b_406.033"/> eines Menschen oder einer bestimmten symbolisch aufgefaßten Zeit.</p> <p><lb n="p2b_406.034"/> Man nennt ihn der äußeren Form nach <hi rendition="#g">lyrisch,</hi> wenn die einzelnen <lb n="p2b_406.035"/> Personen ihre subjektiven Gefühle aussprechen; <hi rendition="#g">didaktisch,</hi> wenn durch ihn <lb n="p2b_406.036"/> einer bestimmten Lehre Ausdruck gegeben werden soll; <hi rendition="#g">episch,</hi> wenn er der <lb n="p2b_406.037"/> Mitteilung eines Ereignisses dient, also erzählender Natur ist. Jm dramatischen <lb n="p2b_406.038"/> Dialog muß Handlung sein, d. h. durch denselben muß sich mehr oder weniger <lb n="p2b_406.039"/> deutlich irgend ein bestimmter Wille entwickeln, der auf den Gang der Begebenheit <lb n="p2b_406.040"/> einwirkt. (Vgl. S. 52.) Der dramatische Dialog muß somit auf <lb n="p2b_406.041"/> ein bestimmtes Ziel, auf Entfaltung der Handlung gerichtet sein und den Bedingungen </p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [406/0428]
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Sein Unfall riß mein Kind so hin mit Kampfbegier. p2b_406.002
Wer aber rettet mir mein Täublein aus den Krallen p2b_406.003
Des Habichts, dem zum Raub der Kampfhahn selbst gefallen? p2b_406.004
Thu' ich die Pfort' hier auf, daß ich zur Hülf' ihr eile, p2b_406.005
Damit der alte Vogt des jungen Thorheit teile? p2b_406.006
Wart' ich geduldig, bis der Himmel und ihr Glück, p2b_406.007
Jhr Mut und kluger Rat mir bringt mein Kind zurück?
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Weitere Beispiele von guten dramatischen Monologen sind:
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Der Monolog Goethes in Jphigenia auf Tauris (1. Aufz. 1. Auftr.: p2b_406.010
Heraus in eure Schatten &c.); der Monolog Tells in Schillers Tell (4. Aufz. p2b_406.011
3. Scene: Durch diese hohle Gasse &c.); die Monologe Solimans und Zrinys p2b_406.012
in Körners Zriny; Wallensteins Monolog in Schillers Wallenstein (1. Aufz. p2b_406.013
4. Auftr.: Wär's möglich &c.; ferner: Du hasts erreicht Oktavio &c.) u. s. w.
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Lyrisch gefärbt ist der bekannte Monolog Johannas in der Jungfrau von p2b_406.015
Orleans (4. Auftr. des Prologs:
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Lebt wohl, ihr Berge, ihr geliebten Triften, p2b_406.017
Jhr traulich stillen Thäler lebet wohl! p2b_406.018
Johanna wird nun nicht mehr auf euch wandeln, p2b_406.019
Johanna sagt euch ewig Lebewohl! &c. &c.
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ferner ebenda: 4. Akt 1. Auftr.: Die Waffen ruhn &c.); ebenso der Monolog p2b_406.021
in Torquato Tasso (4. Akt 5. Auftr.: Ja gehe nur und gehe sicher p2b_406.022
weg &c.) u. s. w. Man vgl. auch die Monologe in Grandjeans Lorenz Schlaumeier, p2b_406.023
ferner Saphirs Das Sololustspiel; Pauls Er kommt; Görners Er kommt p2b_406.024
zu spät; Blondels Der höhere Bummler; Haffners Jsaias Luchs; Görners p2b_406.025
Theatralische Studien; Leiden eines Choristen von Levassor; Blochs komische p2b_406.026
Soloscenen; Kühlings Album für Soloscenen &c. &c.
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§ 151. Dialog. p2b_406.028
1. Dialog ist eine Unterredung: im engeren Sinn zwischen zwei, p2b_406.029
im weiteren zwischen mehreren Personen. (S. 54 d. Bds.)
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2. Man unterscheidet lyrische, didaktische, epische und dramatische p2b_406.031
Dialoge.
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Wie der Monolog so vergegenwärtigt auch der Dialog die Stimmung p2b_406.033
eines Menschen oder einer bestimmten symbolisch aufgefaßten Zeit.
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Man nennt ihn der äußeren Form nach lyrisch, wenn die einzelnen p2b_406.035
Personen ihre subjektiven Gefühle aussprechen; didaktisch, wenn durch ihn p2b_406.036
einer bestimmten Lehre Ausdruck gegeben werden soll; episch, wenn er der p2b_406.037
Mitteilung eines Ereignisses dient, also erzählender Natur ist. Jm dramatischen p2b_406.038
Dialog muß Handlung sein, d. h. durch denselben muß sich mehr oder weniger p2b_406.039
deutlich irgend ein bestimmter Wille entwickeln, der auf den Gang der Begebenheit p2b_406.040
einwirkt. (Vgl. S. 52.) Der dramatische Dialog muß somit auf p2b_406.041
ein bestimmtes Ziel, auf Entfaltung der Handlung gerichtet sein und den Bedingungen
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