p2b_363.001 es im mecklenburgischen "Ut mine Stromtid", und im rheinischen "Landhaus p2b_363.002 am Rhein" geschieht. Aber es verstößt gegen dieselbe, wenn der Dichter sagt: p2b_363.003 "Der Leser möge mir verzeihen" (Bulwer, Eugene Aram II. 1); oder: "Man erzählte, p2b_363.004 was wir bereits wissen"; oder: "Der Leser folge uns nach" u. s. f. p2b_363.005 Weiter ist es gegen die Objektivität, wenn gewisse weibliche Federn die Männertypen p2b_363.006 zu stark idealisieren, die Frauengestalten zu real lassen u. s. w. Es verstößt p2b_363.007 ferner gegen die Objektivität in bezug auf Zeichnung des Alters, wenn p2b_363.008 unreife Figuren zu Handlungsweisen benützt werden, die dem reifen Alter p2b_363.009 angehören, wenn jungen bartlosen Burschen Raisonnements in den Mund gelegt p2b_363.010 werden, deren nur das Alter und die Erfahrung fähig ist u. s. w.
p2b_363.011 Auch der Stand muß in seinen berechtigten Eigentümlichkeiten gewahrt p2b_363.012 werden. Es dürfen beispielsweise Untergeordneten, Subalternen keine Reden p2b_363.013 in den Mund gelegt werden, die sich im Leben kein Vorgesetzter bieten lassen p2b_363.014 würde. Bei Schilderung der Zeit und des Zeitalters muß Objektivität insofern p2b_363.015 herrschen, als das Zeitgemälde sich aus Handlung und Verlauf des Romans p2b_363.016 ergiebt. Ein Roman soll keine historische Abhandlung sein, wie sie z. B. Rousseau p2b_363.017 lieferte, der in einem 260 Seiten starken Bande den Pariser Zuständen p2b_363.018 nicht weniger als 200 Seiten widmete. Nicht belehren soll der Roman, sondern p2b_363.019 objektive, plastisch anschauliche Unterhaltung soll er bieten. Muster objektiver p2b_363.020 Zeitschilderung bieten Spielhagens Die von Hohenstein (eine Schilderung p2b_363.021 der Erhebung von 1848), Bolandens Canossa (wo die Zeit p2b_363.022 Heinrichs IV. geschildert ist), Freytags Jngo und Jngraban, Sacher-Masochs p2b_363.023 Die Jdeale unserer Zeit, Bachers FriedrichsI. letzte Lebenstage,p2b_363.024 v. Seeburgs Die Fugger und ihre Zeit.
p2b_363.025 3. Einfachheit. Die Einfachheit verlangt, daß der Dichter in der Darstellung p2b_363.026 ein äußeres Motiv (z. B. Glanz einer idealen Frauenerscheinung) neben p2b_363.027 dem innern Motiv (z. B. geistige Übereinstimmung) durchsichtig wirken lasse; p2b_363.028 daß er ferner bei der Darstellung der Leidenschaft weder übertreibe noch hinter p2b_363.029 der Wirklichkeit zurückbleibe; daß er die Charaktere ohne Überladung wahrheitsgetreu p2b_363.030 zeichne, nicht eine Figur witzig und geistreich nenne, die sich hinterher p2b_363.031 als das Gegenteil erweist; daß er den Charakter nur aus seinen Äußerungen p2b_363.032 sich selbst entfalten lasse; daß er alle ermüdenden, vereitelnden, den Gang hemmenden p2b_363.033 Beschreibungen vermeide (z. B. die kleinlichen Beschreibungen einer Stickerei, p2b_363.034 einer Verzierung, einer Säule, eines Hundehauses, die doch nicht zur Handlung p2b_363.035 nötig sind); daß er somit weder die Entfernungen nach Fußen abmißt, p2b_363.036 noch die Lokalitäten mit pedantischer Genauigkeit aufnimmt, als gälte es einen p2b_363.037 Bauriß zu entwerfen. Der Dichter darf wohl wie im Vorbeigehen eine Lokalität p2b_363.038 zeichnen, er darf ein in die Handlung eingreifendes Gewitter schildern p2b_363.039 (vgl. Freytag in der Verlorenen Handschrift); er darf die Natur als p2b_363.040 Reflex der Stimmung nebenbei charakterisieren (vgl. Gottfr. Kellers Der grüne p2b_363.041 Heinrich I. Kap. 20. oder III. Kap. 1); er darf eine Staffage malen, auf p2b_363.042 der sich die Handlung vollzogen hat, oder zu vollziehen im Begriff ist; aber p2b_363.043 er darf nicht minutiöse, ellenlange Beschreibungen von allen möglichen, uninteressanten p2b_363.044 Gegenständen geben, an denen der Held zufällig einmal vorüberschreitet.
p2b_363.001 es im mecklenburgischen „Ut mine Stromtid“, und im rheinischen „Landhaus p2b_363.002 am Rhein“ geschieht. Aber es verstößt gegen dieselbe, wenn der Dichter sagt: p2b_363.003 „Der Leser möge mir verzeihen“ (Bulwer, Eugene Aram II. 1); oder: „Man erzählte, p2b_363.004 was wir bereits wissen“; oder: „Der Leser folge uns nach“ u. s. f. p2b_363.005 Weiter ist es gegen die Objektivität, wenn gewisse weibliche Federn die Männertypen p2b_363.006 zu stark idealisieren, die Frauengestalten zu real lassen u. s. w. Es verstößt p2b_363.007 ferner gegen die Objektivität in bezug auf Zeichnung des Alters, wenn p2b_363.008 unreife Figuren zu Handlungsweisen benützt werden, die dem reifen Alter p2b_363.009 angehören, wenn jungen bartlosen Burschen Raisonnements in den Mund gelegt p2b_363.010 werden, deren nur das Alter und die Erfahrung fähig ist u. s. w.
p2b_363.011 Auch der Stand muß in seinen berechtigten Eigentümlichkeiten gewahrt p2b_363.012 werden. Es dürfen beispielsweise Untergeordneten, Subalternen keine Reden p2b_363.013 in den Mund gelegt werden, die sich im Leben kein Vorgesetzter bieten lassen p2b_363.014 würde. Bei Schilderung der Zeit und des Zeitalters muß Objektivität insofern p2b_363.015 herrschen, als das Zeitgemälde sich aus Handlung und Verlauf des Romans p2b_363.016 ergiebt. Ein Roman soll keine historische Abhandlung sein, wie sie z. B. Rousseau p2b_363.017 lieferte, der in einem 260 Seiten starken Bande den Pariser Zuständen p2b_363.018 nicht weniger als 200 Seiten widmete. Nicht belehren soll der Roman, sondern p2b_363.019 objektive, plastisch anschauliche Unterhaltung soll er bieten. Muster objektiver p2b_363.020 Zeitschilderung bieten Spielhagens Die von Hohenstein (eine Schilderung p2b_363.021 der Erhebung von 1848), Bolandens Canossa (wo die Zeit p2b_363.022 Heinrichs IV. geschildert ist), Freytags Jngo und Jngraban, Sacher-Masochs p2b_363.023 Die Jdeale unserer Zeit, Bachers FriedrichsI. letzte Lebenstage,p2b_363.024 v. Seeburgs Die Fugger und ihre Zeit.
p2b_363.025 3. Einfachheit. Die Einfachheit verlangt, daß der Dichter in der Darstellung p2b_363.026 ein äußeres Motiv (z. B. Glanz einer idealen Frauenerscheinung) neben p2b_363.027 dem innern Motiv (z. B. geistige Übereinstimmung) durchsichtig wirken lasse; p2b_363.028 daß er ferner bei der Darstellung der Leidenschaft weder übertreibe noch hinter p2b_363.029 der Wirklichkeit zurückbleibe; daß er die Charaktere ohne Überladung wahrheitsgetreu p2b_363.030 zeichne, nicht eine Figur witzig und geistreich nenne, die sich hinterher p2b_363.031 als das Gegenteil erweist; daß er den Charakter nur aus seinen Äußerungen p2b_363.032 sich selbst entfalten lasse; daß er alle ermüdenden, vereitelnden, den Gang hemmenden p2b_363.033 Beschreibungen vermeide (z. B. die kleinlichen Beschreibungen einer Stickerei, p2b_363.034 einer Verzierung, einer Säule, eines Hundehauses, die doch nicht zur Handlung p2b_363.035 nötig sind); daß er somit weder die Entfernungen nach Fußen abmißt, p2b_363.036 noch die Lokalitäten mit pedantischer Genauigkeit aufnimmt, als gälte es einen p2b_363.037 Bauriß zu entwerfen. Der Dichter darf wohl wie im Vorbeigehen eine Lokalität p2b_363.038 zeichnen, er darf ein in die Handlung eingreifendes Gewitter schildern p2b_363.039 (vgl. Freytag in der Verlorenen Handschrift); er darf die Natur als p2b_363.040 Reflex der Stimmung nebenbei charakterisieren (vgl. Gottfr. Kellers Der grüne p2b_363.041 Heinrich I. Kap. 20. oder III. Kap. 1); er darf eine Staffage malen, auf p2b_363.042 der sich die Handlung vollzogen hat, oder zu vollziehen im Begriff ist; aber p2b_363.043 er darf nicht minutiöse, ellenlange Beschreibungen von allen möglichen, uninteressanten p2b_363.044 Gegenständen geben, an denen der Held zufällig einmal vorüberschreitet.
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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik02_1883/385>, abgerufen am 22.11.2024.
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