Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883.p2b_334.001 Doch immer schlimmer wird der Seinen Los, p2b_334.002 p2b_334.005Schon mangelt ihnen frisches Naß der Quelle, p2b_334.003 Da schau! mit einem Mal ein Sturmwind weht, p2b_334.004 Der all' den Brand auf die Erzeuger dreht. Gesang XX.|(144 Schluß des|Epos.) So siegt Gottfried. So viel der Helle gab, p2b_334.006 Die Sonne, die das Licht herniederstreute, p2b_334.007 Daß er die Sieger zu dem heil'gen Grab, p2b_334.008 Zur Stadt hinführen kann, die er befreite. p2b_334.009 Dort legt er nicht den blut'gen Mantel ab, p2b_334.010 Er eilt, daß er sein Volk zum Tempel leite, p2b_334.011 Demütig löst er sein Gelübde, d'rauf p2b_334.012 Hängt er die Wehr am Grabe betend auf. p2b_334.013 V. Die Lusiaden des Camoens. Man möchte dieses Epos, p2b_334.014 p2b_334.017 Wir sind Portugiesen vom Occident, p2b_334.023 Wir suchen Länder im Orient. p2b_334.024 p2b_334.037 p2b_334.001 Doch immer schlimmer wird der Seinen Los, p2b_334.002 p2b_334.005Schon mangelt ihnen frisches Naß der Quelle, p2b_334.003 Da schau! mit einem Mal ein Sturmwind weht, p2b_334.004 Der all' den Brand auf die Erzeuger dreht. Gesang XX.│(144 Schluß des│Epos.) So siegt Gottfried. So viel der Helle gab, p2b_334.006 Die Sonne, die das Licht herniederstreute, p2b_334.007 Daß er die Sieger zu dem heil'gen Grab, p2b_334.008 Zur Stadt hinführen kann, die er befreite. p2b_334.009 Dort legt er nicht den blut'gen Mantel ab, p2b_334.010 Er eilt, daß er sein Volk zum Tempel leite, p2b_334.011 Demütig löst er sein Gelübde, d'rauf p2b_334.012 Hängt er die Wehr am Grabe betend auf. p2b_334.013 V. Die Lusiaden des Camoëns. 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Camo<hi rendition="#aq">ë</hi>ns (1524─80) behandelt <lb n="p2b_334.016"/> in demselben die Fahrt des Vasco de Gama nach Jndien.</p> <p><lb n="p2b_334.017"/> Jnhalt: Das Epos beginnt mit einer mythologischen Scene im Stile <lb n="p2b_334.018"/> der Äneide von Vergil. Jupiter verkündet den Göttern, daß die Lusitanen <lb n="p2b_334.019"/> nach dem Willen des Fatum nach Jndien ziehen. Bacchus ist dagegen. Venus <lb n="p2b_334.020"/> dafür. Der imponierende Mars vermittelt, daß der Himmel dröhnt. Die <lb n="p2b_334.021"/> Lusitanen segeln der Küste entlang und erklären den Mohren:</p> <lb n="p2b_334.022"/> <lg> <l>Wir sind Portugiesen vom Occident,</l> <lb n="p2b_334.023"/> <l>Wir suchen Länder im Orient.</l> </lg> <p><lb n="p2b_334.024"/> Durch ein Wunder der Venus mit ihrer <hi rendition="#aq">Guarda divina</hi> wird Gama <lb n="p2b_334.025"/> den Anschlägen der Heiden entzogen. Er betet. Venus meldet dies dem Jupiter <lb n="p2b_334.026"/> und rührt diesen so, daß er den Gama durch Merkur im Traum warnen läßt. <lb n="p2b_334.027"/> Der 3. Gesang berichtet von Waffenthaten und erzählt die ergreifende Episode <lb n="p2b_334.028"/> von Don Pedro und seiner ihm heimlich angetrauten Jnez de Castro, die der <lb n="p2b_334.029"/> König Alfonso ermorden läßt. Andere Thaten folgen. Jm 5. Canto wird <lb n="p2b_334.030"/> über des Admirals Reise berichtet; wobei eine geographische Übersicht portugiesischer <lb n="p2b_334.031"/> Entdeckungen, ferner meisterhafte Beschreibung meteorologischer und <lb n="p2b_334.032"/> anderer Erscheinungen, z. B. einer Wasserhose, eines Seesturms &c. eingeflochten <lb n="p2b_334.033"/> werden. Endlich Landung in Jndien! (Canto <hi rendition="#aq">VII</hi>.) Eine höchst sorgfältige <lb n="p2b_334.034"/> Beschreibung von Jndien schließt sich an. Vor der Heimreise läßt der Dichter <lb n="p2b_334.035"/> seine Lusitanen noch ein wonniges Dasein mit den Oceaniden feiern. Glücklich <lb n="p2b_334.036"/> läßt er sie wieder auf dem Tajo anlangen.</p> <p><lb n="p2b_334.037"/> Der Leser fühlt sich durch dieses aus 10 Gesängen bestehende Epos in <lb n="p2b_334.038"/> südliche Regionen versetzt, namentlich im 8. Gesang unter Jndiens Himmel. <lb n="p2b_334.039"/> „Glühende Vaterlandsliebe, unermüdliches Kämpfen gegen die Mauren, löwenkühner <lb n="p2b_334.040"/> Mut zur See im Sturm und Schiffbruch und im fernen Jndien, lebhaftes <lb n="p2b_334.041"/> Mitempfinden der Majestät Gottes in der Natur, innige Verehrung alles <lb n="p2b_334.042"/> Schönen und darum auch der Frauenschönheit“ sind die Grundlagen dieses <lb n="p2b_334.043"/> portugiesischen historischen Heldenepos, das neben Booch-Arkossy (2. Aufl. 1857) <lb n="p2b_334.044"/> noch Eitner u. a. ins Deutsche übersetzten.</p> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [334/0356]
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Doch immer schlimmer wird der Seinen Los, p2b_334.002
Schon mangelt ihnen frisches Naß der Quelle, p2b_334.003
Da schau! mit einem Mal ein Sturmwind weht, p2b_334.004
Der all' den Brand auf die Erzeuger dreht.
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Gesang XX.│(144 Schluß des│Epos.)
So siegt Gottfried. So viel der Helle gab, p2b_334.006
Die Sonne, die das Licht herniederstreute, p2b_334.007
Daß er die Sieger zu dem heil'gen Grab, p2b_334.008
Zur Stadt hinführen kann, die er befreite. p2b_334.009
Dort legt er nicht den blut'gen Mantel ab, p2b_334.010
Er eilt, daß er sein Volk zum Tempel leite, p2b_334.011
Demütig löst er sein Gelübde, d'rauf p2b_334.012
Hängt er die Wehr am Grabe betend auf.
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V. Die Lusiaden des Camoëns. Man möchte dieses Epos, p2b_334.014
in welchem Wahrheit und Dichtung zauberisch zusammenfließen, als p2b_334.015
ein historisches Feenmärchen bezeichnen. Camoëns (1524─80) behandelt p2b_334.016
in demselben die Fahrt des Vasco de Gama nach Jndien.
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Jnhalt: Das Epos beginnt mit einer mythologischen Scene im Stile p2b_334.018
der Äneide von Vergil. Jupiter verkündet den Göttern, daß die Lusitanen p2b_334.019
nach dem Willen des Fatum nach Jndien ziehen. Bacchus ist dagegen. Venus p2b_334.020
dafür. Der imponierende Mars vermittelt, daß der Himmel dröhnt. Die p2b_334.021
Lusitanen segeln der Küste entlang und erklären den Mohren:
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Wir sind Portugiesen vom Occident, p2b_334.023
Wir suchen Länder im Orient.
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Durch ein Wunder der Venus mit ihrer Guarda divina wird Gama p2b_334.025
den Anschlägen der Heiden entzogen. Er betet. Venus meldet dies dem Jupiter p2b_334.026
und rührt diesen so, daß er den Gama durch Merkur im Traum warnen läßt. p2b_334.027
Der 3. Gesang berichtet von Waffenthaten und erzählt die ergreifende Episode p2b_334.028
von Don Pedro und seiner ihm heimlich angetrauten Jnez de Castro, die der p2b_334.029
König Alfonso ermorden läßt. Andere Thaten folgen. Jm 5. Canto wird p2b_334.030
über des Admirals Reise berichtet; wobei eine geographische Übersicht portugiesischer p2b_334.031
Entdeckungen, ferner meisterhafte Beschreibung meteorologischer und p2b_334.032
anderer Erscheinungen, z. B. einer Wasserhose, eines Seesturms &c. eingeflochten p2b_334.033
werden. Endlich Landung in Jndien! (Canto VII.) Eine höchst sorgfältige p2b_334.034
Beschreibung von Jndien schließt sich an. Vor der Heimreise läßt der Dichter p2b_334.035
seine Lusitanen noch ein wonniges Dasein mit den Oceaniden feiern. Glücklich p2b_334.036
läßt er sie wieder auf dem Tajo anlangen.
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Der Leser fühlt sich durch dieses aus 10 Gesängen bestehende Epos in p2b_334.038
südliche Regionen versetzt, namentlich im 8. Gesang unter Jndiens Himmel. p2b_334.039
„Glühende Vaterlandsliebe, unermüdliches Kämpfen gegen die Mauren, löwenkühner p2b_334.040
Mut zur See im Sturm und Schiffbruch und im fernen Jndien, lebhaftes p2b_334.041
Mitempfinden der Majestät Gottes in der Natur, innige Verehrung alles p2b_334.042
Schönen und darum auch der Frauenschönheit“ sind die Grundlagen dieses p2b_334.043
portugiesischen historischen Heldenepos, das neben Booch-Arkossy (2. Aufl. 1857) p2b_334.044
noch Eitner u. a. ins Deutsche übersetzten.
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