Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883.p2b_331.001 O Bruder, durch des Vaters That, die schnöde, p2b_331.002 Ward unsre Jugend trauervoll und öde; p2b_331.003 So ward die Saat zu einem Baum gelegt, p2b_331.004 Der blut'ge Frucht und gift'ge Blätter trägt. p2b_331.005 Daß wir zusammenkommen ziemt sich nun, p2b_331.006 Und, haben wir beraten was zu thun, p2b_331.007 So gieb zum Aufbruch deinem Heer Befehl!" u. s. f. p2b_331.008 II. Rostem und Suhrab, von Rückert. Rückerts Rostem p2b_331.009 p2b_331.014 p2b_331.017 p2b_331.025 p2b_331.044 p2b_331.001 O Bruder, durch des Vaters That, die schnöde, p2b_331.002 Ward unsre Jugend trauervoll und öde; p2b_331.003 So ward die Saat zu einem Baum gelegt, p2b_331.004 Der blut'ge Frucht und gift'ge Blätter trägt. p2b_331.005 Daß wir zusammenkommen ziemt sich nun, p2b_331.006 Und, haben wir beraten was zu thun, p2b_331.007 So gieb zum Aufbruch deinem Heer Befehl!“ u. s. f. p2b_331.008 II. Rostem und Suhrab, von Rückert. Rückerts Rostem p2b_331.009 p2b_331.014 p2b_331.017 p2b_331.025 p2b_331.044 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <pb facs="#f0353" n="331"/> <lb n="p2b_331.001"/> <lg> <l>O Bruder, durch des Vaters That, die schnöde,</l> <lb n="p2b_331.002"/> <l>Ward unsre Jugend trauervoll und öde;</l> <lb n="p2b_331.003"/> <l>So ward die Saat zu einem Baum gelegt,</l> <lb n="p2b_331.004"/> <l>Der blut'ge Frucht und gift'ge Blätter trägt.</l> <lb n="p2b_331.005"/> <l>Daß wir zusammenkommen ziemt sich nun,</l> <lb n="p2b_331.006"/> <l>Und, haben wir beraten was zu thun,</l> <lb n="p2b_331.007"/> <l>So gieb zum Aufbruch deinem Heer Befehl!“ u. s. f.</l> </lg> </div> <div n="5"> <lb n="p2b_331.008"/> <head><hi rendition="#aq">II</hi>. <hi rendition="#g">Rostem und Suhrab, von Rückert.</hi></head> <p> Rückerts Rostem <lb n="p2b_331.009"/> und Suhrab hat es mit der Geschichtschreibung nicht zu thun; der <lb n="p2b_331.010"/> Dichter bietet vielmehr einen dem Schah-Nameh des Firdusi entlehnten <lb n="p2b_331.011"/> heroischen Stoff mit Verwickelungen und dem tragischen Ende der <lb n="p2b_331.012"/> Helden, wodurch das Epos ein volles Recht erhält, zur Kategorie des <lb n="p2b_331.013"/> historischen oder Heldenepos gezählt zu werden.</p> <p><lb n="p2b_331.014"/> Jnhalt: Der Perserheld Rostem, dem sein Leibroß gestohlen wird, findet <lb n="p2b_331.015"/> es im benachbarten Königreiche, wo er sich in der Nacht heimlich mit der Königstochter <lb n="p2b_331.016"/> Tehmina verbindet.</p> <p><lb n="p2b_331.017"/> Beim Abschied reicht er ihr eine Goldspange, mit der sie ihm ─ falls <lb n="p2b_331.018"/> aus der Verbindung ein Sohn erblühen sollte ─ den Großgewordenen senden <lb n="p2b_331.019"/> möge. Tehmina erhält einen Sohn, den sie Suhrab nennt. Als der Großgewordene <lb n="p2b_331.020"/> durch seine Mutter das Geheimnis seiner Abstammung erfährt, erwacht <lb n="p2b_331.021"/> in ihm abenteuerlicher Thatendrang und Sehnsucht nach dem Heldenvater. <lb n="p2b_331.022"/> Er will den König von Jran besiegen, und den erledigten Thron <lb n="p2b_331.023"/> dem Vater geben. Die Mutter giebt ihm als Erkennungszeichen die goldene <lb n="p2b_331.024"/> Spange mit.</p> <p><lb n="p2b_331.025"/> Mit seinem Heere alles vor sich niederwerfend, gelangt Suhrab bis an die <lb n="p2b_331.026"/> Grenzburg Jrans. Dort besiegt er im Zweikampf den tapferen Burgvogt und nimmt <lb n="p2b_331.027"/> nun auch den Kampf mit der als Ritter verkleideten waffengeübten Geliebten <lb n="p2b_331.028"/> dieses Burgvogts auf. Auf ihrem Rosse kommt sie mutig gegen ihn angesprengt. <lb n="p2b_331.029"/> Aber ihr wuchtiger Stoß vermag Suhrab nicht zu rühren. Da verliert sie die <lb n="p2b_331.030"/> Siegeszuversicht. Suhrab wirft ihr eine Fangschnur um den Hals; aber die <lb n="p2b_331.031"/> Geängstete weiß ihn durch Schmeichelworte zu bethören, daß er ihr dieselbe <lb n="p2b_331.032"/> wieder abnimmt. Sie entwischt nun in die Burg. Von der Zinne herab höhnt <lb n="p2b_331.033"/> sie und mahnt Suhrab zur Umkehr. Er erstürmt diese Burg, findet aber die <lb n="p2b_331.034"/> bereits daraus entflohene Geliebte nicht mehr. Dieselbe giebt dem Könige Nachricht, <lb n="p2b_331.035"/> daß nur Rostem für diesen Helden der Mann sei. Rostem rückt an. <lb n="p2b_331.036"/> Neugierig, seinen Gegner kennen zu lernen, schleicht er in der Dunkelheit in <lb n="p2b_331.037"/> Suhrabs Lager, wo sein Erscheinen von Send, dem Einzigen, der Rostem <lb n="p2b_331.038"/> kennt, bemerkt wird. Er will Rostem ans Licht ziehen. Aber Rostem schlägt <lb n="p2b_331.039"/> ihn so wuchtig auf die Stirn, daß er entseelt zu Boden stürzt. Dadurch verliert <lb n="p2b_331.040"/> Suhrab den letzten Anhaltepunkt zur Entdeckung seines Vaters. Suhrab <lb n="p2b_331.041"/> fordert den Mörder zum Zweikampf heraus, und steht nun, ohne es zu ahnen, <lb n="p2b_331.042"/> seinem Vater Rostem gegenüber. Wie Löwen ringen die beiden ebenbürtigen <lb n="p2b_331.043"/> Gegner.</p> <p><lb n="p2b_331.044"/> Der Kampf bleibt unentschieden. Am zweiten Tage wirft Suhrab seinen <lb n="p2b_331.045"/> Gegner zu Boden. Schon will er ihm den Todesstoß geben, als dieser ihm </p> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [331/0353]
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O Bruder, durch des Vaters That, die schnöde, p2b_331.002
Ward unsre Jugend trauervoll und öde; p2b_331.003
So ward die Saat zu einem Baum gelegt, p2b_331.004
Der blut'ge Frucht und gift'ge Blätter trägt. p2b_331.005
Daß wir zusammenkommen ziemt sich nun, p2b_331.006
Und, haben wir beraten was zu thun, p2b_331.007
So gieb zum Aufbruch deinem Heer Befehl!“ u. s. f.
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II. Rostem und Suhrab, von Rückert. Rückerts Rostem p2b_331.009
und Suhrab hat es mit der Geschichtschreibung nicht zu thun; der p2b_331.010
Dichter bietet vielmehr einen dem Schah-Nameh des Firdusi entlehnten p2b_331.011
heroischen Stoff mit Verwickelungen und dem tragischen Ende der p2b_331.012
Helden, wodurch das Epos ein volles Recht erhält, zur Kategorie des p2b_331.013
historischen oder Heldenepos gezählt zu werden.
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Jnhalt: Der Perserheld Rostem, dem sein Leibroß gestohlen wird, findet p2b_331.015
es im benachbarten Königreiche, wo er sich in der Nacht heimlich mit der Königstochter p2b_331.016
Tehmina verbindet.
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Beim Abschied reicht er ihr eine Goldspange, mit der sie ihm ─ falls p2b_331.018
aus der Verbindung ein Sohn erblühen sollte ─ den Großgewordenen senden p2b_331.019
möge. Tehmina erhält einen Sohn, den sie Suhrab nennt. Als der Großgewordene p2b_331.020
durch seine Mutter das Geheimnis seiner Abstammung erfährt, erwacht p2b_331.021
in ihm abenteuerlicher Thatendrang und Sehnsucht nach dem Heldenvater. p2b_331.022
Er will den König von Jran besiegen, und den erledigten Thron p2b_331.023
dem Vater geben. Die Mutter giebt ihm als Erkennungszeichen die goldene p2b_331.024
Spange mit.
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Mit seinem Heere alles vor sich niederwerfend, gelangt Suhrab bis an die p2b_331.026
Grenzburg Jrans. Dort besiegt er im Zweikampf den tapferen Burgvogt und nimmt p2b_331.027
nun auch den Kampf mit der als Ritter verkleideten waffengeübten Geliebten p2b_331.028
dieses Burgvogts auf. Auf ihrem Rosse kommt sie mutig gegen ihn angesprengt. p2b_331.029
Aber ihr wuchtiger Stoß vermag Suhrab nicht zu rühren. Da verliert sie die p2b_331.030
Siegeszuversicht. Suhrab wirft ihr eine Fangschnur um den Hals; aber die p2b_331.031
Geängstete weiß ihn durch Schmeichelworte zu bethören, daß er ihr dieselbe p2b_331.032
wieder abnimmt. Sie entwischt nun in die Burg. Von der Zinne herab höhnt p2b_331.033
sie und mahnt Suhrab zur Umkehr. Er erstürmt diese Burg, findet aber die p2b_331.034
bereits daraus entflohene Geliebte nicht mehr. Dieselbe giebt dem Könige Nachricht, p2b_331.035
daß nur Rostem für diesen Helden der Mann sei. Rostem rückt an. p2b_331.036
Neugierig, seinen Gegner kennen zu lernen, schleicht er in der Dunkelheit in p2b_331.037
Suhrabs Lager, wo sein Erscheinen von Send, dem Einzigen, der Rostem p2b_331.038
kennt, bemerkt wird. Er will Rostem ans Licht ziehen. Aber Rostem schlägt p2b_331.039
ihn so wuchtig auf die Stirn, daß er entseelt zu Boden stürzt. Dadurch verliert p2b_331.040
Suhrab den letzten Anhaltepunkt zur Entdeckung seines Vaters. Suhrab p2b_331.041
fordert den Mörder zum Zweikampf heraus, und steht nun, ohne es zu ahnen, p2b_331.042
seinem Vater Rostem gegenüber. Wie Löwen ringen die beiden ebenbürtigen p2b_331.043
Gegner.
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Der Kampf bleibt unentschieden. Am zweiten Tage wirft Suhrab seinen p2b_331.045
Gegner zu Boden. Schon will er ihm den Todesstoß geben, als dieser ihm
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