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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883.

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§ 123. Das historische Epos (Heldenepos).

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Man nennt es auch gern und vorzugsweise das heroische Epos, p2b_329.003
oder Heldengedicht, auch Epopöe, da es meist die Thaten eines geschichtlichen p2b_329.004
Helden schildert, ohne Geschichtsschreibung sein zu wollen.

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I. Das Schah-Nameh des Firdusi.

Das Schah-Nameh des p2b_329.006
Firdusi ist seiner Absicht nach Königs- und Heldensage von der Zeit p2b_329.007
des Darius Hystaspis bis zum Sturz der Sassaniden.

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Mit dem Volksepos hat es das gemein, daß es seine Helden zu Halbgöttern p2b_329.009
mit übermenschlicher Kraft ausrüstet. Es zeigt den Kampf des iranischen p2b_329.010
Heldentums gegen die Mächte der Finsternis. Die verschiedenen Sagenkreise p2b_329.011
der Könige und Herrscher ballen sich zu einem einzigen zusammen, in welchem p2b_329.012
sich das ganze Leben von Jahrhunderten konzentriert.

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Das Schah-Nameh ist Heldenepos und zugleich eine Art mythischer Geschichte. p2b_329.014
Es fehlt im Schah-Nameh die Göttermaschinerie, die im Volksepos p2b_329.015
nicht vermißt wird. Die Einwirkung der Götter ist hier sekundär. Der Dichter p2b_329.016
hat sich dichterisch von seinem selbstlebenden Werk losgeschält und geht in ihm p2b_329.017
auf. Durch seine Phantasie hat er 37 Sagen und mehr zur Einheit verbunden.

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Probe aus dem Schah-Nameh des Firdusi. (Übersetzt von p2b_329.019
Ad. Friedr. v. Schack. Vgl. Heldensagen des Firdusi. 3. Aufl. Stuttg. 1877. p2b_329.020
I. 129.)

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1. p2b_329.022
Feridun verteilt das Reich an seine drei Söhne.

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Schah Feridun beschloß, bei Lebenszeiten p2b_329.024
Zur Teilung seines weiten Reichs zu schreiten; p2b_329.025
Jn Rum und Chawer und in Jran schied, p2b_329.026
Jn Tschin und Turkestan er sein Gebiet. p2b_329.027
Dem ersten seiner Söhne, Selm genannt, p2b_329.028
Verlieh er Rum so wie das Abendland, p2b_329.029
Und sendete, geleitet von den Besten p2b_329.030
Des Heeres, ihn in jenes Reich nach Westen; p2b_329.031
Selm stieg auf seinen Thronsitz, und sofort p2b_329.032
Gehuldigt ward ihm von den Großen dort. p2b_329.033
Tschin und der Turkomanen weite Flur p2b_329.034
Gab Feridun dem zweiten Sohne Tur; p2b_329.035
Jn die Gebiete, die ihm zugeteilt, p2b_329.036
Zog Tur mit seinem Heere unverweilt p2b_329.037
Und stieg, dort angekommen, stolzen Schritts, p2b_329.038
Mit Pracht sich gürtend, auf den Herrschersitz; p2b_329.039
Die Großen streuten Perlen ihm zu Füßen p2b_329.040
Und säumten nicht, als König ihn zu grüßen. p2b_329.041
An Jredsch endlich, seinen jüngsten Sohn, p2b_329.042
Verlieh der Vater Jrans hehren Thron, p2b_329.043
Die Kriegervolk=durchstreiften Wüstenstriche, p2b_329.044
So wie das Diadem, das königliche; p2b_329.045
Wert hielt er ihn, daß er das Schwert empfinge p2b_329.046
Mit samt dem Scepter und dem Siegelringe,
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§ 123. Das historische Epos (Heldenepos).

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Man nennt es auch gern und vorzugsweise das heroische Epos, p2b_329.003
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Helden schildert, ohne Geschichtsschreibung sein zu wollen.

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I. Das Schah-Nameh des Firdusi.

Das Schah-Nameh des p2b_329.006
Firdusi ist seiner Absicht nach Königs- und Heldensage von der Zeit p2b_329.007
des Darius Hystaspis bis zum Sturz der Sassaniden.

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Mit dem Volksepos hat es das gemein, daß es seine Helden zu Halbgöttern p2b_329.009
mit übermenschlicher Kraft ausrüstet. Es zeigt den Kampf des iranischen p2b_329.010
Heldentums gegen die Mächte der Finsternis. Die verschiedenen Sagenkreise p2b_329.011
der Könige und Herrscher ballen sich zu einem einzigen zusammen, in welchem p2b_329.012
sich das ganze Leben von Jahrhunderten konzentriert.

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Das Schah-Nameh ist Heldenepos und zugleich eine Art mythischer Geschichte. p2b_329.014
Es fehlt im Schah-Nameh die Göttermaschinerie, die im Volksepos p2b_329.015
nicht vermißt wird. Die Einwirkung der Götter ist hier sekundär. Der Dichter p2b_329.016
hat sich dichterisch von seinem selbstlebenden Werk losgeschält und geht in ihm p2b_329.017
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Probe aus dem Schah-Nameh des Firdusi. (Übersetzt von p2b_329.019
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1. p2b_329.022
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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik02_1883/351>, abgerufen am 25.11.2024.