Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883.p2b_325.001 Zur Litteratur des religiösen Epos. p2b_325.002 p2b_325.004 § 122. Das idyllische Epos (Eidyllion). p2b_325.012 p2b_325.018 p2b_325.022 p2b_325.026 I. Luise, von Voß. Jn diesem idyllischen Epos (oder ausgebreitetem p2b_325.027 p2b_325.030 Väterchen, danken wir Gott. Luise begehrt den Geburtstag p2b_325.032
Lieber im Wald', als unten am Bach in der Laube zu feiern. p2b_325.033 Lieblich scheint ja die Sonn', und am waldigen Ufer ist Kühlung. p2b_325.034 Jetzo mein Rat! Herr Walter, der kleine Graf und Luise p2b_325.035 Gehn voran und wählen den Ort, und suchen uns Brennholz. p2b_325.036 O, der Besuch auf dem Schloß! Mit Amalia wäre der Gang doch p2b_325.037 Lustiger! Aber wir beiden Gemächlichen fahren den Richtweg p2b_325.038 Über den See; der Verwalter, das wissen wir, leihet uns gerne p2b_325.039 Seinen Kahn. Doch wünscht' ich, daß unser Papa noch ein wenig p2b_325.001 Zur Litteratur des religiösen Epos. p2b_325.002 p2b_325.004 § 122. Das idyllische Epos (Eidyllion). p2b_325.012 p2b_325.018 p2b_325.022 p2b_325.026 I. Luise, von Voß. Jn diesem idyllischen Epos (oder ausgebreitetem p2b_325.027 p2b_325.030 Väterchen, danken wir Gott. Luise begehrt den Geburtstag p2b_325.032
Lieber im Wald', als unten am Bach in der Laube zu feiern. p2b_325.033 Lieblich scheint ja die Sonn', und am waldigen Ufer ist Kühlung. p2b_325.034 Jetzo mein Rat! Herr Walter, der kleine Graf und Luise p2b_325.035 Gehn voran und wählen den Ort, und suchen uns Brennholz. p2b_325.036 O, der Besuch auf dem Schloß! Mit Amalia wäre der Gang doch p2b_325.037 Lustiger! Aber wir beiden Gemächlichen fahren den Richtweg p2b_325.038 Über den See; der Verwalter, das wissen wir, leihet uns gerne p2b_325.039 Seinen Kahn. Doch wünscht' ich, daß unser Papa noch ein wenig <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <pb facs="#f0347" n="325"/> <lb n="p2b_325.001"/> <p> <hi rendition="#c">Zur Litteratur des religiösen Epos.</hi> </p> <p><lb n="p2b_325.002"/> Das hauptsächlichste religiöse Epos der Franzosen ist „<hi rendition="#aq">Les Martyrs</hi>“ <lb n="p2b_325.003"/> (Die Märtyrer) von Chateaubriand. (Deutsch von Haupt und Haßler.)</p> <p><lb n="p2b_325.004"/> Von den Deutschen sind noch zu nennen: J. J. Bodmer († 1783, Die <lb n="p2b_325.005"/> Noachide); Lavater (Messias); Wieland (Der geprüfte Abraham); Hagenbach <lb n="p2b_325.006"/> (Luther); Stern (Jerusalem); Diterici (Joseph); Paul Heyse (Thekla); Weißbrodt <lb n="p2b_325.007"/> (Genovefa); K. Moritz (Christus); Kulemann (Judith); Rappaport <lb n="p2b_325.008"/> (Moses); Julius Mosen (Ahasver, mehr ein religiös=philosophisches Epos); <lb n="p2b_325.009"/> Seidel (Paulus); Plönnies (Ruth); Steger (Der Heiland); Ferd. Wirth <lb n="p2b_325.010"/> (Mariade) u. a.</p> </div> </div> <lb n="p2b_325.011"/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#c">§ 122. Das idyllische Epos (Eidyllion).</hi> </head> <p><lb n="p2b_325.012"/> Das idyllische Epos, welches auch bürgerliches Epos genannt <lb n="p2b_325.013"/> wird (die Griechen nannten es <foreign xml:lang="grc">εἰδύλλιον</foreign> == Eidyllion), hat seinen <lb n="p2b_325.014"/> Schauplatz im bürgerlichen Leben und erzählt Begebenheiten aus demselben. <lb n="p2b_325.015"/> Es schließt daher das Wunderbare und die Maschinerie des <lb n="p2b_325.016"/> Heldenepos aus. Überhaupt verträgt es keine großen Verwicklungen. <lb n="p2b_325.017"/> Es ist ein reicheres Jdyll. (Vgl. S. 231 d. Bds.)</p> <p><lb n="p2b_325.018"/> Seine Personen sind gemütvoll, natürlich, fromm, tugendhaft, zufrieden, <lb n="p2b_325.019"/> glücklich. Was der Handlung am Bedeutsamen mangelt, das hat die Kunst <lb n="p2b_325.020"/> des Dichters zu ersetzen. Das Silbenmaß des idyllischen Epos ist gewöhnlich <lb n="p2b_325.021"/> der Hexameter.</p> <p><lb n="p2b_325.022"/> Bei den Römern nannte man die idyllischen Epen auch <hi rendition="#aq">Bucolica</hi>, deren <lb n="p2b_325.023"/> einzelne Stücke <hi rendition="#aq">Eclogae</hi> hießen, eine Benennung, die u. a. auch Kosegarten <lb n="p2b_325.024"/> in den einzelnen Teilen seiner idyllischen Epen (oder im engeren Sinn: Jdyllen) <lb n="p2b_325.025"/> beibehalten hat.</p> <div n="5"> <lb n="p2b_325.026"/> <head><hi rendition="#aq">I</hi>. <hi rendition="#g">Luise, von Voß.</hi></head> <p> Jn diesem idyllischen Epos (oder ausgebreitetem <lb n="p2b_325.027"/> Jdyll) schildert der Dichter das idyllische Leben eines <lb n="p2b_325.028"/> Landpredigers, der sich in seinem abgeschlossenen Kreise beglückt fühlt. <lb n="p2b_325.029"/> Seine Tochter vermählt er an einen jungen Prediger.</p> <p><lb n="p2b_325.030"/><hi rendition="#g">Probe aus Luise, von Voß. (Sämtl. Ged.</hi><hi rendition="#aq">I</hi> 10. <hi rendition="#g">Ausg.</hi> 1802.)</p> <lb n="p2b_325.031"/> <lg> <l> Väterchen, danken wir Gott. Luise begehrt den Geburtstag</l> <lb n="p2b_325.032"/> <l>Lieber im Wald', als unten am Bach in der Laube zu feiern.</l> <lb n="p2b_325.033"/> <l>Lieblich scheint ja die Sonn', und am waldigen Ufer ist Kühlung.</l> <lb n="p2b_325.034"/> <l>Jetzo mein Rat! Herr Walter, der kleine Graf und Luise</l> <lb n="p2b_325.035"/> <l>Gehn voran und wählen den Ort, und suchen uns Brennholz.</l> <lb n="p2b_325.036"/> <l>O, der Besuch auf dem Schloß! Mit Amalia wäre der Gang doch</l> <lb n="p2b_325.037"/> <l>Lustiger! Aber wir beiden Gemächlichen fahren den Richtweg</l> <lb n="p2b_325.038"/> <l>Über den See; der Verwalter, das wissen wir, leihet uns gerne</l> <lb n="p2b_325.039"/> <l>Seinen Kahn. Doch wünscht' ich, daß unser Papa noch ein wenig</l> </lg> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [325/0347]
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Zur Litteratur des religiösen Epos.
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Das hauptsächlichste religiöse Epos der Franzosen ist „Les Martyrs“ p2b_325.003
(Die Märtyrer) von Chateaubriand. (Deutsch von Haupt und Haßler.)
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Von den Deutschen sind noch zu nennen: J. J. Bodmer († 1783, Die p2b_325.005
Noachide); Lavater (Messias); Wieland (Der geprüfte Abraham); Hagenbach p2b_325.006
(Luther); Stern (Jerusalem); Diterici (Joseph); Paul Heyse (Thekla); Weißbrodt p2b_325.007
(Genovefa); K. Moritz (Christus); Kulemann (Judith); Rappaport p2b_325.008
(Moses); Julius Mosen (Ahasver, mehr ein religiös=philosophisches Epos); p2b_325.009
Seidel (Paulus); Plönnies (Ruth); Steger (Der Heiland); Ferd. Wirth p2b_325.010
(Mariade) u. a.
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§ 122. Das idyllische Epos (Eidyllion). p2b_325.012
Das idyllische Epos, welches auch bürgerliches Epos genannt p2b_325.013
wird (die Griechen nannten es εἰδύλλιον == Eidyllion), hat seinen p2b_325.014
Schauplatz im bürgerlichen Leben und erzählt Begebenheiten aus demselben. p2b_325.015
Es schließt daher das Wunderbare und die Maschinerie des p2b_325.016
Heldenepos aus. Überhaupt verträgt es keine großen Verwicklungen. p2b_325.017
Es ist ein reicheres Jdyll. (Vgl. S. 231 d. Bds.)
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Seine Personen sind gemütvoll, natürlich, fromm, tugendhaft, zufrieden, p2b_325.019
glücklich. Was der Handlung am Bedeutsamen mangelt, das hat die Kunst p2b_325.020
des Dichters zu ersetzen. Das Silbenmaß des idyllischen Epos ist gewöhnlich p2b_325.021
der Hexameter.
p2b_325.022
Bei den Römern nannte man die idyllischen Epen auch Bucolica, deren p2b_325.023
einzelne Stücke Eclogae hießen, eine Benennung, die u. a. auch Kosegarten p2b_325.024
in den einzelnen Teilen seiner idyllischen Epen (oder im engeren Sinn: Jdyllen) p2b_325.025
beibehalten hat.
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I. Luise, von Voß. Jn diesem idyllischen Epos (oder ausgebreitetem p2b_325.027
Jdyll) schildert der Dichter das idyllische Leben eines p2b_325.028
Landpredigers, der sich in seinem abgeschlossenen Kreise beglückt fühlt. p2b_325.029
Seine Tochter vermählt er an einen jungen Prediger.
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Probe aus Luise, von Voß. (Sämtl. Ged. I 10. Ausg. 1802.)
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Väterchen, danken wir Gott. Luise begehrt den Geburtstag p2b_325.032
Lieber im Wald', als unten am Bach in der Laube zu feiern. p2b_325.033
Lieblich scheint ja die Sonn', und am waldigen Ufer ist Kühlung. p2b_325.034
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Gehn voran und wählen den Ort, und suchen uns Brennholz. p2b_325.036
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Über den See; der Verwalter, das wissen wir, leihet uns gerne p2b_325.039
Seinen Kahn. Doch wünscht' ich, daß unser Papa noch ein wenig
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