Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883. p2b_317.001 § 120. Das neuromantische Epos. p2b_317.002 p2b_317.007 I. Oberon von Wieland. p2b_317.028Oberon ist ein poesiereiches, p2b_317.013 p2b_317.018 p2b_317.027 II. Ernst Schulzes Cäcilie. Cäcilie in 20 Gesängen, der p2b_317.029 Schluß des poetischen Nachworts von "Cäcilie" in Oktaven (I. 550). p2b_317.033 Du sitzest still auf deinem gold'nen Throne, p2b_317.034
Vernimmst nicht mehr der Erde Lust und Pein, p2b_317.035 Kannst mit lebend'gem Dank und ird'schem Lohne p2b_317.036 Das treue Herz des Sängers nicht erfreu'n. p2b_317.037 Doch schmückt durch dich ihn seine Lorbeerkrone; p2b_317.038 Was ihn verherrlicht, alles ist es dein. p2b_317.039 Weil du es gabst, und weil es dich gesungen, p2b_317.040 Hat sich sein Lied dem niedern Staub entschwungen. p2b_317.001 § 120. Das neuromantische Epos. p2b_317.002 p2b_317.007 I. Oberon von Wieland. p2b_317.028Oberon ist ein poesiereiches, p2b_317.013 p2b_317.018 p2b_317.027 II. Ernst Schulzes Cäcilie. Cäcilie in 20 Gesängen, der p2b_317.029 Schluß des poetischen Nachworts von „Cäcilie“ in Oktaven (I. 550). p2b_317.033 Du sitzest still auf deinem gold'nen Throne, p2b_317.034
Vernimmst nicht mehr der Erde Lust und Pein, p2b_317.035 Kannst mit lebend'gem Dank und ird'schem Lohne p2b_317.036 Das treue Herz des Sängers nicht erfreu'n. p2b_317.037 Doch schmückt durch dich ihn seine Lorbeerkrone; p2b_317.038 Was ihn verherrlicht, alles ist es dein. p2b_317.039 Weil du es gabst, und weil es dich gesungen, p2b_317.040 Hat sich sein Lied dem niedern Staub entschwungen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <pb facs="#f0339" n="317"/> </div> </div> <lb n="p2b_317.001"/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#c">§ 120. Das neuromantische Epos.</hi> </head> <p><lb n="p2b_317.002"/> Das altromantische, höfische oder mittelalterliche Epos wurde in <lb n="p2b_317.003"/> der neuhochdeutschen Litteratur mit vielem Glück von verschiedenen <lb n="p2b_317.004"/> Dichtern nachgeahmt. Der Jnhalt des neuromantischen Epos ist ebenso <lb n="p2b_317.005"/> wundervoll und abenteuerlich, als der des höfischen. Das gewöhnliche <lb n="p2b_317.006"/> Versmaß ist die Stanze.</p> <p><lb n="p2b_317.007"/> Wir führen nachstehend einige hervorragende oder beliebte neuromantische <lb n="p2b_317.008"/> Epen inhaltlich oder kritisch mit Proben vor: 1. Wielands Oberon; 2. Ernst <lb n="p2b_317.009"/> Schulzes Cäcilie; 3. Schulzes bezauberte Rose; 4. Kinkels Otto der Schütz; <lb n="p2b_317.010"/> 5. Oskar von Redwitz' Amaranth; 6. K. Hofmanns von Nauborn Ritter Konrad <lb n="p2b_317.011"/> Beyer von Boppard.</p> <lb n="p2b_317.012"/> <div n="5"> <head><hi rendition="#aq">I</hi>. <hi rendition="#g">Oberon von Wieland.</hi></head> <p> Oberon ist ein poesiereiches, <lb n="p2b_317.013"/> gehaltvolles, hochinteressantes romantisches Epos in 12 Gesängen. Es <lb n="p2b_317.014"/> trug dem Dichter Wieland den Namen des Dichters der Grazien ein. <lb n="p2b_317.015"/> Goethe urteilte darüber: „So lange Poesie Poesie, Gold Gold, und <lb n="p2b_317.016"/> Krystall Krystall bleiben wird, wird Oberon als ein Meisterstück <lb n="p2b_317.017"/> poetischer Kraft geliebt und bewundert werden.“</p> <p><lb n="p2b_317.018"/> Jnhalt: Der Ritter Hüon fällt bei Karl dem Großen in Ungnade. Er <lb n="p2b_317.019"/> wird verbannt mit dem Befehle, nicht eher zurückzukehren, als bis er Zähne <lb n="p2b_317.020"/> vom Kalifen von Bagdad und Haare aus dessen Bart bringen werde. Hüon <lb n="p2b_317.021"/> reist nach Bagdad, und lediglich durch Oberons Unterstützung bringt er außer <lb n="p2b_317.022"/> dem Verlangten noch des Kalifen schöne Tochter als Gemahlin mit. Trotz <lb n="p2b_317.023"/> mancher Abenteuer trifft er gerade noch rechtzeitig zum Turnier ein, bei welchem <lb n="p2b_317.024"/> seine Güter als Preis ausgesetzt sind. Er erringt den Preis, giebt sich dann <lb n="p2b_317.025"/> zu erkennen und erhält seine Gemahlin zurück, worauf ihn auch Karl wieder <lb n="p2b_317.026"/> zu Gnaden annimmt und mit Ehren auszeichnet.</p> <p><lb n="p2b_317.027"/><hi rendition="#g">Probe aus Wielands Oberon, vgl. Bd.</hi><hi rendition="#aq">I</hi>. S. 553.</p> </div> <lb n="p2b_317.028"/> <div n="5"> <head><hi rendition="#aq">II</hi>. <hi rendition="#g">Ernst Schulzes Cäcilie.</hi></head> <p> Cäcilie in 20 Gesängen, der <lb n="p2b_317.029"/> Verherrlichung seiner als Braut gestorbenen Cäcilie gewidmet, schildert <lb n="p2b_317.030"/> in freien Wielandschen Stanzen die Bekehrung der heidnischen Dänen <lb n="p2b_317.031"/> zum Christentum durch deutsche Krieger.</p> <lb n="p2b_317.032"/> <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Schluß des poetischen Nachworts von</hi> „<hi rendition="#g">Cäcilie</hi>“ <hi rendition="#g">in Oktaven</hi> (<hi rendition="#aq">I</hi>. 550).</hi> </p> <lb n="p2b_317.033"/> <lg> <l> Du sitzest still auf deinem gold'nen Throne,</l> <lb n="p2b_317.034"/> <l>Vernimmst nicht mehr der Erde Lust und Pein,</l> <lb n="p2b_317.035"/> <l>Kannst mit lebend'gem Dank und ird'schem Lohne</l> <lb n="p2b_317.036"/> <l>Das treue Herz des Sängers nicht erfreu'n.</l> <lb n="p2b_317.037"/> <l>Doch schmückt durch dich ihn seine Lorbeerkrone;</l> <lb n="p2b_317.038"/> <l>Was ihn verherrlicht, alles ist es dein.</l> <lb n="p2b_317.039"/> <l>Weil du es gabst, und weil es dich gesungen,</l> <lb n="p2b_317.040"/> <l>Hat sich sein Lied dem niedern Staub entschwungen.</l> </lg> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [317/0339]
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§ 120. Das neuromantische Epos. p2b_317.002
Das altromantische, höfische oder mittelalterliche Epos wurde in p2b_317.003
der neuhochdeutschen Litteratur mit vielem Glück von verschiedenen p2b_317.004
Dichtern nachgeahmt. Der Jnhalt des neuromantischen Epos ist ebenso p2b_317.005
wundervoll und abenteuerlich, als der des höfischen. Das gewöhnliche p2b_317.006
Versmaß ist die Stanze.
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Wir führen nachstehend einige hervorragende oder beliebte neuromantische p2b_317.008
Epen inhaltlich oder kritisch mit Proben vor: 1. Wielands Oberon; 2. Ernst p2b_317.009
Schulzes Cäcilie; 3. Schulzes bezauberte Rose; 4. Kinkels Otto der Schütz; p2b_317.010
5. Oskar von Redwitz' Amaranth; 6. K. Hofmanns von Nauborn Ritter Konrad p2b_317.011
Beyer von Boppard.
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I. Oberon von Wieland. Oberon ist ein poesiereiches, p2b_317.013
gehaltvolles, hochinteressantes romantisches Epos in 12 Gesängen. Es p2b_317.014
trug dem Dichter Wieland den Namen des Dichters der Grazien ein. p2b_317.015
Goethe urteilte darüber: „So lange Poesie Poesie, Gold Gold, und p2b_317.016
Krystall Krystall bleiben wird, wird Oberon als ein Meisterstück p2b_317.017
poetischer Kraft geliebt und bewundert werden.“
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Jnhalt: Der Ritter Hüon fällt bei Karl dem Großen in Ungnade. Er p2b_317.019
wird verbannt mit dem Befehle, nicht eher zurückzukehren, als bis er Zähne p2b_317.020
vom Kalifen von Bagdad und Haare aus dessen Bart bringen werde. Hüon p2b_317.021
reist nach Bagdad, und lediglich durch Oberons Unterstützung bringt er außer p2b_317.022
dem Verlangten noch des Kalifen schöne Tochter als Gemahlin mit. Trotz p2b_317.023
mancher Abenteuer trifft er gerade noch rechtzeitig zum Turnier ein, bei welchem p2b_317.024
seine Güter als Preis ausgesetzt sind. Er erringt den Preis, giebt sich dann p2b_317.025
zu erkennen und erhält seine Gemahlin zurück, worauf ihn auch Karl wieder p2b_317.026
zu Gnaden annimmt und mit Ehren auszeichnet.
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Probe aus Wielands Oberon, vgl. Bd. I. S. 553.
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II. Ernst Schulzes Cäcilie. Cäcilie in 20 Gesängen, der p2b_317.029
Verherrlichung seiner als Braut gestorbenen Cäcilie gewidmet, schildert p2b_317.030
in freien Wielandschen Stanzen die Bekehrung der heidnischen Dänen p2b_317.031
zum Christentum durch deutsche Krieger.
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Schluß des poetischen Nachworts von „Cäcilie“ in Oktaven (I. 550).
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Du sitzest still auf deinem gold'nen Throne, p2b_317.034
Vernimmst nicht mehr der Erde Lust und Pein, p2b_317.035
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Das treue Herz des Sängers nicht erfreu'n. p2b_317.037
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Weil du es gabst, und weil es dich gesungen, p2b_317.040
Hat sich sein Lied dem niedern Staub entschwungen.
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