Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883.p2b_316.001 Vierundzwanzigster Gesang. p2b_316.002111. p2b_316.003 Das Fräulein wirft sich zwischen ihre Hiebe, p2b_316.004 p2b_316.011Von großem Mut entflammt: Halt! ruft sie aus: p2b_316.005 Halt! ich befehl's bei eurer ganzen Liebe: p2b_316.006 Spart euer Schwert zu einem bessern Strauß, p2b_316.007 Und wendet alsbald eure Heldentriebe p2b_316.008 Auf unser Mohrenlager, das in Graus p2b_316.009 Und Not ist, so berennt in seinen Zelten, p2b_316.010 Daß schneller Beistand oder Tod nur gelten. - 115. (Letzte Strophe des 24. Gesangs.) p2b_316.012 So endete der Krieg, bei welchem Bunde p2b_316.013 p2b_316.020Jm Thron die größte der drei Mächte saß. p2b_316.014 Nun fehlt' ein Pferd, da von der schweren Wunde p2b_316.015 Der Renner des Tartaren nicht genaß. p2b_316.016 So kam denn Briliador zur guten Stunde, p2b_316.017 Der längs dem Bache ging im frischen Gras. p2b_316.018 Jch bin am Ende des Gesangs, ermattet, p2b_316.019 Und mach' ein Punktum, wenn ihr mir's gestattet. Sechsundvierzigster (letzter) Gesang. p2b_316.021138. p2b_316.022 So wie ein Jagdhund einem Bullenbeiße, p2b_316.023 p2b_316.030Den er im Kampfe hingeworfen, thut: p2b_316.024 Der wehrt sich unter ihm auf jede Weise, p2b_316.025 Die Lefze schäumt, das Auge blitzt von Glut; p2b_316.026 Nicht möglich, daß er sich dem Feind entreiße, p2b_316.027 Der ihn an Kraft besiegt, doch nicht an Wut: p2b_316.028 So Rüd'ger über dem ergrimmten Mohren, p2b_316.029 Der alle seine Mühe sieht verloren. 139. p2b_316.031 Doch glückt es ihm, durch Rütteln und durch Ringen, p2b_316.032 p2b_316.039Die Hand, die gleichfalls mit dem Dolch bewehrt, p2b_316.033 Frei unter seiner Last hervorzubringen, p2b_316.034 Zusamt dem Arme, der noch unversehrt. p2b_316.035 Er will den Dolch nach Rüd'gers Lende schwingen, p2b_316.036 Doch dieser sieht, wie übel er verfährt, p2b_316.037 Und wie die Großmut schlimm sich wird belohnen, p2b_316.038 Will er den schnöden Heiden länger schonen. 140. (Letzte Strophe des ganzen Epos.) p2b_316.040 Und dreimal bohrt er in des Zornes Brand, p2b_316.041
Dreimal den Arm hoch hebend mit dem Messer, p2b_316.042 Den Stahl ihm in die Stirne, bis zur Hand, p2b_316.043 Und macht sich ledig von dem Eisenfresser. p2b_316.044 Und los von des erstarrten Leibes Band, p2b_316.045 Zu Acherons trübseligem Gewässer p2b_316.046 Verhaucht den Geist mit Flüchen der Barbar, p2b_316.047 Der hier so stolz und übermütig war. p2b_316.001 Vierundzwanzigster Gesang. p2b_316.002111. p2b_316.003 Das Fräulein wirft sich zwischen ihre Hiebe, p2b_316.004 p2b_316.011Von großem Mut entflammt: Halt! ruft sie aus: p2b_316.005 Halt! ich befehl's bei eurer ganzen Liebe: p2b_316.006 Spart euer Schwert zu einem bessern Strauß, p2b_316.007 Und wendet alsbald eure Heldentriebe p2b_316.008 Auf unser Mohrenlager, das in Graus p2b_316.009 Und Not ist, so berennt in seinen Zelten, p2b_316.010 Daß schneller Beistand oder Tod nur gelten. ─ 115. (Letzte Strophe des 24. Gesangs.) p2b_316.012 So endete der Krieg, bei welchem Bunde p2b_316.013 p2b_316.020Jm Thron die größte der drei Mächte saß. p2b_316.014 Nun fehlt' ein Pferd, da von der schweren Wunde p2b_316.015 Der Renner des Tartaren nicht genaß. p2b_316.016 So kam denn Briliador zur guten Stunde, p2b_316.017 Der längs dem Bache ging im frischen Gras. p2b_316.018 Jch bin am Ende des Gesangs, ermattet, p2b_316.019 Und mach' ein Punktum, wenn ihr mir's gestattet. Sechsundvierzigster (letzter) Gesang. p2b_316.021138. p2b_316.022 So wie ein Jagdhund einem Bullenbeiße, p2b_316.023 p2b_316.030Den er im Kampfe hingeworfen, thut: p2b_316.024 Der wehrt sich unter ihm auf jede Weise, p2b_316.025 Die Lefze schäumt, das Auge blitzt von Glut; p2b_316.026 Nicht möglich, daß er sich dem Feind entreiße, p2b_316.027 Der ihn an Kraft besiegt, doch nicht an Wut: p2b_316.028 So Rüd'ger über dem ergrimmten Mohren, p2b_316.029 Der alle seine Mühe sieht verloren. 139. p2b_316.031 Doch glückt es ihm, durch Rütteln und durch Ringen, p2b_316.032 p2b_316.039Die Hand, die gleichfalls mit dem Dolch bewehrt, p2b_316.033 Frei unter seiner Last hervorzubringen, p2b_316.034 Zusamt dem Arme, der noch unversehrt. p2b_316.035 Er will den Dolch nach Rüd'gers Lende schwingen, p2b_316.036 Doch dieser sieht, wie übel er verfährt, p2b_316.037 Und wie die Großmut schlimm sich wird belohnen, p2b_316.038 Will er den schnöden Heiden länger schonen. 140. (Letzte Strophe des ganzen Epos.) p2b_316.040 Und dreimal bohrt er in des Zornes Brand, p2b_316.041
Dreimal den Arm hoch hebend mit dem Messer, p2b_316.042 Den Stahl ihm in die Stirne, bis zur Hand, p2b_316.043 Und macht sich ledig von dem Eisenfresser. p2b_316.044 Und los von des erstarrten Leibes Band, p2b_316.045 Zu Acherons trübseligem Gewässer p2b_316.046 Verhaucht den Geist mit Flüchen der Barbar, p2b_316.047 Der hier so stolz und übermütig war. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <pb facs="#f0338" n="316"/> <lb n="p2b_316.001"/> <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">Vierundzwanzigster Gesang.</hi> </hi> </p> <lb n="p2b_316.002"/> <p> <hi rendition="#c">111.</hi> </p> <lb n="p2b_316.003"/> <lg> <l> Das Fräulein wirft sich zwischen ihre Hiebe,</l> <lb n="p2b_316.004"/> <l>Von großem Mut entflammt: Halt! ruft sie aus:</l> <lb n="p2b_316.005"/> <l>Halt! ich befehl's bei eurer ganzen Liebe:</l> <lb n="p2b_316.006"/> <l>Spart euer Schwert zu einem bessern Strauß,</l> <lb n="p2b_316.007"/> <l>Und wendet alsbald eure Heldentriebe</l> <lb n="p2b_316.008"/> <l>Auf unser Mohrenlager, das in Graus</l> <lb n="p2b_316.009"/> <l>Und Not ist, so berennt in seinen Zelten,</l> <lb n="p2b_316.010"/> <l>Daß schneller Beistand oder Tod nur gelten. ─</l> </lg> <lb n="p2b_316.011"/> <p> <hi rendition="#c">115. (Letzte Strophe des 24. Gesangs.)</hi> </p> <lb n="p2b_316.012"/> <lg> <l> So endete der Krieg, bei welchem Bunde</l> <lb n="p2b_316.013"/> <l>Jm Thron die größte der drei Mächte saß.</l> <lb n="p2b_316.014"/> <l>Nun fehlt' ein Pferd, da von der schweren Wunde</l> <lb n="p2b_316.015"/> <l>Der Renner des Tartaren nicht genaß.</l> <lb n="p2b_316.016"/> <l>So kam denn Briliador zur guten Stunde,</l> <lb n="p2b_316.017"/> <l>Der längs dem Bache ging im frischen Gras.</l> <lb n="p2b_316.018"/> <l>Jch bin am Ende des Gesangs, ermattet,</l> <lb n="p2b_316.019"/> <l>Und mach' ein Punktum, wenn ihr mir's gestattet.</l> </lg> <lb n="p2b_316.020"/> <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Sechsundvierzigster</hi> (letzter) <hi rendition="#g">Gesang.</hi></hi> </p> <lb n="p2b_316.021"/> <p> <hi rendition="#c">138.</hi> </p> <lb n="p2b_316.022"/> <lg> <l> So wie ein Jagdhund einem Bullenbeiße,</l> <lb n="p2b_316.023"/> <l>Den er im Kampfe hingeworfen, thut:</l> <lb n="p2b_316.024"/> <l>Der wehrt sich unter ihm auf jede Weise,</l> <lb n="p2b_316.025"/> <l>Die Lefze schäumt, das Auge blitzt von Glut;</l> <lb n="p2b_316.026"/> <l>Nicht möglich, daß er sich dem Feind entreiße,</l> <lb n="p2b_316.027"/> <l>Der ihn an Kraft besiegt, doch nicht an Wut:</l> <lb n="p2b_316.028"/> <l>So Rüd'ger über dem ergrimmten Mohren,</l> <lb n="p2b_316.029"/> <l>Der alle seine Mühe sieht verloren.</l> </lg> <lb n="p2b_316.030"/> <p> <hi rendition="#c">139.</hi> </p> <lb n="p2b_316.031"/> <lg> <l> Doch glückt es ihm, durch Rütteln und durch Ringen,</l> <lb n="p2b_316.032"/> <l>Die Hand, die gleichfalls mit dem Dolch bewehrt,</l> <lb n="p2b_316.033"/> <l>Frei unter seiner Last hervorzubringen,</l> <lb n="p2b_316.034"/> <l>Zusamt dem Arme, der noch unversehrt.</l> <lb n="p2b_316.035"/> <l>Er will den Dolch nach Rüd'gers Lende schwingen,</l> <lb n="p2b_316.036"/> <l>Doch dieser sieht, wie übel er verfährt,</l> <lb n="p2b_316.037"/> <l>Und wie die Großmut schlimm sich wird belohnen,</l> <lb n="p2b_316.038"/> <l>Will er den schnöden Heiden länger schonen.</l> </lg> <lb n="p2b_316.039"/> <p> <hi rendition="#c">140. (Letzte Strophe des ganzen Epos.)</hi> </p> <lb n="p2b_316.040"/> <lg> <l> Und dreimal bohrt er in des Zornes Brand,</l> <lb n="p2b_316.041"/> <l>Dreimal den Arm hoch hebend mit dem Messer,</l> <lb n="p2b_316.042"/> <l>Den Stahl ihm in die Stirne, bis zur Hand,</l> <lb n="p2b_316.043"/> <l>Und macht sich ledig von dem Eisenfresser.</l> <lb n="p2b_316.044"/> <l>Und los von des erstarrten Leibes Band,</l> <lb n="p2b_316.045"/> <l>Zu Acherons trübseligem Gewässer</l> <lb n="p2b_316.046"/> <l>Verhaucht den Geist mit Flüchen der Barbar,</l> <lb n="p2b_316.047"/> <l>Der hier so stolz und übermütig war.</l> </lg> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [316/0338]
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Zitationshilfe: | Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883, S. 316. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik02_1883/338>, abgerufen am 17.07.2024. |