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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883.

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p2b_308.001
[Beginn Spaltensatz]

ze Terre de salvaesche in den walt, p2b_308.002
da mit der tjoste wart gevalt p2b_308.003
Segramors unt da der sue p2b_308.004
Vers 10.mit bluote sich ir gleicht e. p2b_308.005
da solte Parzival si holn: p2b_308.006
die reise er gerne mohte doln.
p2b_308.007
disiu maer sagt im ein templeis, p2b_308.008
'manec reiter kurteis p2b_308.009
Vers 15.die küngin hant mit zühten braht.' p2b_308.010
Parzival was so bedaht, p2b_308.011
er nam ein teil des grales schar p2b_308.012
und reit für Trevrizenden dar. p2b_308.013
des herze wart der maere vro, p2b_308.014
Vers 20.daz Anfortases dinc also p2b_308.015
stuont daz er der tjost niht starp p2b_308.016
unt im diu vrage ruowe erwarp. p2b_308.017
do sprach er 'got vil tougen hat. p2b_308.018
wer gesaz ie an seinen rat, p2b_308.019
Vers 25.ode wer weiz ende seiner kraft? p2b_308.020
al die engel mit ir geselleschaft p2b_308.021
bevindentz nimmer an den ort. p2b_308.022
got ist mensch unt seins vater wort, p2b_308.023
got ist vater unde suon, p2b_308.024
sin geist mac groze helfe tuon.' p2b_308.025
Vers 798. Trevrizent ze Parzivale sprach p2b_308.026
'groezer wunder selten ie geschach, p2b_308.027
sit ir ab got erzürnet hat p2b_308.028
daz sein endelosin Trinitat p2b_308.029
Vers 5.iwers willen werhaft worden ist.'
[Spaltenumbruch] p2b_308.101
Gen Monsalväsch geführt, bis dort p2b_308.102
Wo Segramors, ihr kennt den Ort, p2b_308.103
Aus dem Sattel war gewichen, p2b_308.104
Und ihr der blutge Schnee geglichen. p2b_308.105
Da sollte Parzival sie finden: p2b_308.106
Des mocht er gern sich unterwinden.
p2b_308.107
Ein Templer bracht ihm jetzo Märe: p2b_308.108
Mit der Königin gekommen wäre p2b_308.109
Höfscher Ritter große Zahl. p2b_308.110
Nicht lang besinnt sich Parzival: p2b_308.111
Mit Eingen von des Grales Heer p2b_308.112
Zu Trevrezenten reitet er. p2b_308.113
Den Klausner freute herzlich, daß p2b_308.114
Es also stund um Anfortas, p2b_308.115
Daß er von jener Tjost nicht starb p2b_308.116
Und ihm die Frage Heil erwarb. p2b_308.117
"Gottes Kraft ist unermessen! p2b_308.118
Wer hat in seinem Rat gesessen? p2b_308.119
Wer weiß ein Ende seiner Macht? p2b_308.120
Zu Ende wird es nie gedacht p2b_308.121
Von allen Himmelschören dort. p2b_308.122
Gott ist Mensch und seines Vaters Wort. p2b_308.123
Gott ist Vater und Sohn zugleich, p2b_308.124
Sein Geist ist aller Hilfe reich." p2b_308.125
Zu Parzival begann er da: p2b_308.126
"Ein Wunder ists wie nie geschah, p2b_308.127
Da ihr mit Zorn zum Himmel saht p2b_308.128
Daß sein dreieinig ewger Rat p2b_308.129
Euer Trachten ließ gelingen &c."
[Ende Spaltensatz]

p2b_308.130
II. Tristan und Jsolt.

Dieses bedeutende Epos Gottfrieds p2b_308.131
von Straßburg (um 1210 verfaßt), führt uns die Freuden der Sinnlichkeit p2b_308.132
und des irdischen Lebens mit allen seinen Schwächen und Thorheiten p2b_308.133
vor, ist also der diametrale Gegensatz des Parzival. Reinhold p2b_308.134
Bechstein hat eine treffliche Ausgabe Tristans (Leipzig 1869) veranlaßt.

p2b_308.135

p2b_308.136
(Vgl. mein Buch "Nachgelassene Gedichte Fr. Rückerts" S. 423. Wien, p2b_308.137
Braumüller 1877, wo ich S. 372-383 auch das früher unbekannte Rückertsche p2b_308.138
Bruchstück in der Neuen Titurel-Strophe bieten konnte.)

p2b_308.139
Jnhalt: Tristan, der Sohn eines Verführers, kennt seine frühzeitig p2b_308.140
gestorbenen Eltern nicht. Er übt sich in allen ritterlichen Künsten und im Saitenspiel. p2b_308.141
Von einem Kaufmann wird er seiner Schönheit wegen entführt, dann p2b_308.142
an der Küste von Kornwallis ausgesetzt, wo sein Onkel Marke herrscht. Hier p2b_308.143
wird er zum Ritter geschlagen. Er befreit das Land von einem Tribut an p2b_308.144
Jrland, wird aber von einem vergifteten Pfeil getroffen. Nur die zauberkundige p2b_308.145
Königin Jrlands kann ihn heilen. Da läßt er sich, als Spielmann verkleidet, p2b_308.146
am Strand aussetzen, erlangt Zutritt bei ihr, wird geheilt und erteilt der p2b_308.147
Königstochter Jsolde Unterricht. Sein Onkel Marke entbrennt in Liebe zu Jsolde. p2b_308.148
Tristan macht den Brautwerber. Er erhält Jsolde, deren Mutter heimlich der p2b_308.149
Nichte Brangäne einen die Kraft besitzenden Trank giebt, in Marke Liebe für p2b_308.150
Jsolde zu erwecken. Unterwegs trinken aber Tristan und Jsolde unbewußt p2b_308.151
den Trank und entbrennen nun in glühender Liebe zu einander. Jsolde p2b_308.152
wird zwar Markes Gattin; aber sie täuscht den Gemahl, bis dieser sie mit p2b_308.153
Tristan verstößt. Nach wiederholten Versicherungen der Treue ruft er Jsolde p2b_308.154
zurück.

p2b_308.001
[Beginn Spaltensatz]

ze Terre de salvaesche in den walt, p2b_308.002
dâ mit der tjoste wart gevalt p2b_308.003
Segramors unt dâ der suê p2b_308.004
Vers 10.mit bluote sich ir glîcht ê. p2b_308.005
dâ solte Parzivâl si holn: p2b_308.006
die reise er gerne mohte doln.
p2b_308.007
disiu maer sagt im ein templeis, p2b_308.008
‘manec rîter kurteis p2b_308.009
Vers 15.die küngin hânt mit zühten brâht.' p2b_308.010
Parzivâl was sô bedâht, p2b_308.011
er nam ein teil des grâles schar p2b_308.012
und reit für Trevrizenden dar. p2b_308.013
des herze wart der maere vrô, p2b_308.014
Vers 20.daz Anfortases dinc alsô p2b_308.015
stuont daz er der tjost niht starp p2b_308.016
unt im diu vrâge ruowe erwarp. p2b_308.017
dô sprach er ‘got vil tougen hât. p2b_308.018
wer gesaz ie an sînen rât, p2b_308.019
Vers 25.ode wer weiz ende sîner kraft? p2b_308.020
al die engel mit ir geselleschaft p2b_308.021
bevindentz nimmer an den ort. p2b_308.022
got ist mensch unt sîns vater wort, p2b_308.023
got ist vater unde suon, p2b_308.024
sin geist mac grôze helfe tuon.' p2b_308.025
Vers 798. Trevrizent ze Parzivâle sprach p2b_308.026
‘groezer wunder selten ie geschach, p2b_308.027
sit ir ab got erzürnet hât p2b_308.028
daz sîn endelôsin Trinitât p2b_308.029
Vers 5.iwers willen werhaft worden ist.'
[Spaltenumbruch] p2b_308.101
Gen Monsalväsch geführt, bis dort p2b_308.102
Wo Segramors, ihr kennt den Ort, p2b_308.103
Aus dem Sattel war gewichen, p2b_308.104
Und ihr der blutge Schnee geglichen. p2b_308.105
Da sollte Parzival sie finden: p2b_308.106
Des mocht er gern sich unterwinden.
p2b_308.107
Ein Templer bracht ihm jetzo Märe: p2b_308.108
Mit der Königin gekommen wäre p2b_308.109
Höfscher Ritter große Zahl. p2b_308.110
Nicht lang besinnt sich Parzival: p2b_308.111
Mit Eingen von des Grales Heer p2b_308.112
Zu Trevrezenten reitet er. p2b_308.113
Den Klausner freute herzlich, daß p2b_308.114
Es also stund um Anfortas, p2b_308.115
Daß er von jener Tjost nicht starb p2b_308.116
Und ihm die Frage Heil erwarb. p2b_308.117
„Gottes Kraft ist unermessen! p2b_308.118
Wer hat in seinem Rat gesessen? p2b_308.119
Wer weiß ein Ende seiner Macht? p2b_308.120
Zu Ende wird es nie gedacht p2b_308.121
Von allen Himmelschören dort. p2b_308.122
Gott ist Mensch und seines Vaters Wort. p2b_308.123
Gott ist Vater und Sohn zugleich, p2b_308.124
Sein Geist ist aller Hilfe reich.“ p2b_308.125
Zu Parzival begann er da: p2b_308.126
„Ein Wunder ists wie nie geschah, p2b_308.127
Da ihr mit Zorn zum Himmel saht p2b_308.128
Daß sein dreieinig ewger Rat p2b_308.129
Euer Trachten ließ gelingen &c.“
[Ende Spaltensatz]

p2b_308.130
II. Tristan und Jsolt.

Dieses bedeutende Epos Gottfrieds p2b_308.131
von Straßburg (um 1210 verfaßt), führt uns die Freuden der Sinnlichkeit p2b_308.132
und des irdischen Lebens mit allen seinen Schwächen und Thorheiten p2b_308.133
vor, ist also der diametrale Gegensatz des Parzival. Reinhold p2b_308.134
Bechstein hat eine treffliche Ausgabe Tristans (Leipzig 1869) veranlaßt.

p2b_308.135

p2b_308.136
(Vgl. mein Buch „Nachgelassene Gedichte Fr. Rückerts“ S. 423. Wien, p2b_308.137
Braumüller 1877, wo ich S. 372─383 auch das früher unbekannte Rückertsche p2b_308.138
Bruchstück in der Neuen Titurel-Strophe bieten konnte.)

p2b_308.139
Jnhalt: Tristan, der Sohn eines Verführers, kennt seine frühzeitig p2b_308.140
gestorbenen Eltern nicht. Er übt sich in allen ritterlichen Künsten und im Saitenspiel. p2b_308.141
Von einem Kaufmann wird er seiner Schönheit wegen entführt, dann p2b_308.142
an der Küste von Kornwallis ausgesetzt, wo sein Onkel Marke herrscht. Hier p2b_308.143
wird er zum Ritter geschlagen. Er befreit das Land von einem Tribut an p2b_308.144
Jrland, wird aber von einem vergifteten Pfeil getroffen. Nur die zauberkundige p2b_308.145
Königin Jrlands kann ihn heilen. Da läßt er sich, als Spielmann verkleidet, p2b_308.146
am Strand aussetzen, erlangt Zutritt bei ihr, wird geheilt und erteilt der p2b_308.147
Königstochter Jsolde Unterricht. Sein Onkel Marke entbrennt in Liebe zu Jsolde. p2b_308.148
Tristan macht den Brautwerber. Er erhält Jsolde, deren Mutter heimlich der p2b_308.149
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Tristan verstößt. Nach wiederholten Versicherungen der Treue ruft er Jsolde p2b_308.154
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[308/0330] p2b_308.001 ze Terre de salvaesche in den walt, p2b_308.002 dâ mit der tjoste wart gevalt p2b_308.003 Segramors unt dâ der suê p2b_308.004 mit bluote sich ir glîcht ê. p2b_308.005 dâ solte Parzivâl si holn: p2b_308.006 die reise er gerne mohte doln. p2b_308.007 disiu maer sagt im ein templeis, p2b_308.008 ‘manec rîter kurteis p2b_308.009 die küngin hânt mit zühten brâht.' p2b_308.010 Parzivâl was sô bedâht, p2b_308.011 er nam ein teil des grâles schar p2b_308.012 und reit für Trevrizenden dar. p2b_308.013 des herze wart der maere vrô, p2b_308.014 daz Anfortases dinc alsô p2b_308.015 stuont daz er der tjost niht starp p2b_308.016 unt im diu vrâge ruowe erwarp. p2b_308.017 dô sprach er ‘got vil tougen hât. p2b_308.018 wer gesaz ie an sînen rât, p2b_308.019 ode wer weiz ende sîner kraft? p2b_308.020 al die engel mit ir geselleschaft p2b_308.021 bevindentz nimmer an den ort. p2b_308.022 got ist mensch unt sîns vater wort, p2b_308.023 got ist vater unde suon, p2b_308.024 sin geist mac grôze helfe tuon.' p2b_308.025 Trevrizent ze Parzivâle sprach p2b_308.026 ‘groezer wunder selten ie geschach, p2b_308.027 sit ir ab got erzürnet hât p2b_308.028 daz sîn endelôsin Trinitât p2b_308.029 iwers willen werhaft worden ist.' p2b_308.101 Gen Monsalväsch geführt, bis dort p2b_308.102 Wo Segramors, ihr kennt den Ort, p2b_308.103 Aus dem Sattel war gewichen, p2b_308.104 Und ihr der blutge Schnee geglichen. p2b_308.105 Da sollte Parzival sie finden: p2b_308.106 Des mocht er gern sich unterwinden. p2b_308.107 Ein Templer bracht ihm jetzo Märe: p2b_308.108 Mit der Königin gekommen wäre p2b_308.109 Höfscher Ritter große Zahl. p2b_308.110 Nicht lang besinnt sich Parzival: p2b_308.111 Mit Eingen von des Grales Heer p2b_308.112 Zu Trevrezenten reitet er. p2b_308.113 Den Klausner freute herzlich, daß p2b_308.114 Es also stund um Anfortas, p2b_308.115 Daß er von jener Tjost nicht starb p2b_308.116 Und ihm die Frage Heil erwarb. p2b_308.117 „Gottes Kraft ist unermessen! p2b_308.118 Wer hat in seinem Rat gesessen? p2b_308.119 Wer weiß ein Ende seiner Macht? p2b_308.120 Zu Ende wird es nie gedacht p2b_308.121 Von allen Himmelschören dort. p2b_308.122 Gott ist Mensch und seines Vaters Wort. p2b_308.123 Gott ist Vater und Sohn zugleich, p2b_308.124 Sein Geist ist aller Hilfe reich.“ p2b_308.125 Zu Parzival begann er da: p2b_308.126 „Ein Wunder ists wie nie geschah, p2b_308.127 Da ihr mit Zorn zum Himmel saht p2b_308.128 Daß sein dreieinig ewger Rat p2b_308.129 Euer Trachten ließ gelingen &c.“ p2b_308.130 II. Tristan und Jsolt. Dieses bedeutende Epos Gottfrieds p2b_308.131 von Straßburg (um 1210 verfaßt), führt uns die Freuden der Sinnlichkeit p2b_308.132 und des irdischen Lebens mit allen seinen Schwächen und Thorheiten p2b_308.133 vor, ist also der diametrale Gegensatz des Parzival. Reinhold p2b_308.134 Bechstein hat eine treffliche Ausgabe Tristans (Leipzig 1869) veranlaßt. p2b_308.135 p2b_308.136 (Vgl. mein Buch „Nachgelassene Gedichte Fr. Rückerts“ S. 423. Wien, p2b_308.137 Braumüller 1877, wo ich S. 372─383 auch das früher unbekannte Rückertsche p2b_308.138 Bruchstück in der Neuen Titurel-Strophe bieten konnte.) p2b_308.139 Jnhalt: Tristan, der Sohn eines Verführers, kennt seine frühzeitig p2b_308.140 gestorbenen Eltern nicht. Er übt sich in allen ritterlichen Künsten und im Saitenspiel. p2b_308.141 Von einem Kaufmann wird er seiner Schönheit wegen entführt, dann p2b_308.142 an der Küste von Kornwallis ausgesetzt, wo sein Onkel Marke herrscht. Hier p2b_308.143 wird er zum Ritter geschlagen. Er befreit das Land von einem Tribut an p2b_308.144 Jrland, wird aber von einem vergifteten Pfeil getroffen. Nur die zauberkundige p2b_308.145 Königin Jrlands kann ihn heilen. Da läßt er sich, als Spielmann verkleidet, p2b_308.146 am Strand aussetzen, erlangt Zutritt bei ihr, wird geheilt und erteilt der p2b_308.147 Königstochter Jsolde Unterricht. Sein Onkel Marke entbrennt in Liebe zu Jsolde. p2b_308.148 Tristan macht den Brautwerber. Er erhält Jsolde, deren Mutter heimlich der p2b_308.149 Nichte Brangäne einen die Kraft besitzenden Trank giebt, in Marke Liebe für p2b_308.150 Jsolde zu erwecken. Unterwegs trinken aber Tristan und Jsolde unbewußt p2b_308.151 den Trank und entbrennen nun in glühender Liebe zu einander. Jsolde p2b_308.152 wird zwar Markes Gattin; aber sie täuscht den Gemahl, bis dieser sie mit p2b_308.153 Tristan verstößt. Nach wiederholten Versicherungen der Treue ruft er Jsolde p2b_308.154 zurück.

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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik02_1883/330>, abgerufen am 22.11.2024.