Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883. p2b_252.001 b. Komische Legende. p2b_252.002Der betrogene Teufel, von Rückert. p2b_252.003 Die Araber hatten ihr Feld bestellt, p2b_252.004 Da kam der Teufel herbei in Eil; p2b_252.005 Er sprach: Mir gehört die halbe Welt, p2b_252.006 Jch will auch von euerer Ernte mein Teil. p2b_252.007 Die Araber aber sind Füchse von Haus, p2b_252.008 Sie sprachen: die untere Hälfte sei dein. p2b_252.009 Der Teufel will allzeit oben hinaus; p2b_252.010 Nein, sprach er, es soll die obere sein. p2b_252.011 Da bauten sie Rüben in Einem Strich; p2b_252.012 Und als es nun an die Teilung ging, p2b_252.013 Die Araber nahmen die Wurzel für sich, p2b_252.014 Der Teufel die gelben Blätter empfing. p2b_252.015 Und als es wiederum ging in's Jahr, p2b_252.016 Da sprach der Teufel im hellen Zorn: p2b_252.017 Nun will ich die untere Hälfte fürwahr. p2b_252.018 Da bauten die Araber Weiz und Korn. p2b_252.019 Und als es wieder zur Teilung kam, p2b_252.020 Die Araber nahmen den Ährenschnitt, p2b_252.021 Der Teufel die leeren Stoppeln nahm, p2b_252.022 Und heizte der Hölle Ofen damit. Litteratur der Legende. p2b_252.024 p2b_252.025 p2b_252.027 p2b_252.028 p2b_252.029 p2b_252.001 β. 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Legenden, welche der religiösen Verherrlichung und der Stärkung des <lb n="p2b_252.026"/> Glaubens dienten bis zur Reformation;</p> <p><lb n="p2b_252.027"/> 2. Legenden, welche das Papsttum verspotten;</p> <p><lb n="p2b_252.028"/> 3. Poetische Legenden als Dichtungsgattung seit Herder.</p> <p><lb n="p2b_252.029"/> Die Deutschen pflegten die Legende schon im Mittelalter, welches mehrere <lb n="p2b_252.030"/> Sammlungen aufweist. Berühmt war die <hi rendition="#aq">Legenda Sanctorum</hi> oder <hi rendition="#aq">Historia <lb n="p2b_252.031"/> Lombardica</hi>, auch <hi rendition="#aq">Aurea Legenda</hi> von <hi rendition="#aq">Jac. de Voragine</hi> († 1298 als <lb n="p2b_252.032"/> Erzbischof zu Genua). Die vollständigste Sammlung aller Heiligensagen enthalten <lb n="p2b_252.033"/> die <hi rendition="#aq">Acta sanctorum, quotquot toto orbe coluntur</hi> (von <hi rendition="#aq">Bollandus</hi> u. a. <lb n="p2b_252.034"/> Antwerpen 1643─1794 in 53 Foliobänden herausgegeben). Altberühmte <lb n="p2b_252.035"/> Legenden unserer Litteratur sind die Bd. <hi rendition="#aq">I</hi> S. 46 aufgeführten. Unter denselben <lb n="p2b_252.036"/> besonders: 1. Gregor auf dem Steine (von Hartmann von der Aue. <lb n="p2b_252.037"/> Jnhalt: Gregor hat sich wegen unfreiwillig begagener Sünde an einen Felsen <lb n="p2b_252.038"/> anschmieden lassen. Nach 17 Jahren bei der Papstwahl wird derjenige für würdig <lb n="p2b_252.039"/> erklärt, der 17 Jahre auf einem Steine sitze. So wird er Papst.). 2. Legende <lb n="p2b_252.040"/> Konrads von Würzburg vom heiligen Alexius, der ─ weil er ein Kreuz zwischen <lb n="p2b_252.041"/> sich und seiner Braut sieht ─ Pilger wird und sodann unerkannt im Palaste <lb n="p2b_252.042"/> seiner Braut lebt. Außerdem waren bekannt: Die Legende Reimbots von <lb n="p2b_252.043"/> Durne († 1250) vom h. Georg, der 5 Jahre gegen die Heiden in Palästina <lb n="p2b_252.044"/> kämpft und schließlich die Märtyrerkrone sich erwirbt. Ferner die Legendensammlung: </p> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [252/0274]
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β. Komische Legende. p2b_252.002
Der betrogene Teufel, von Rückert.
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Die Araber hatten ihr Feld bestellt, p2b_252.004
Da kam der Teufel herbei in Eil; p2b_252.005
Er sprach: Mir gehört die halbe Welt, p2b_252.006
Jch will auch von euerer Ernte mein Teil.
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Der Teufel will allzeit oben hinaus; p2b_252.010
Nein, sprach er, es soll die obere sein.
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Da bauten sie Rüben in Einem Strich; p2b_252.012
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Litteratur der Legende.
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Die Geschichte der Legende unterscheidet drei Perioden:
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1. Legenden, welche der religiösen Verherrlichung und der Stärkung des p2b_252.026
Glaubens dienten bis zur Reformation;
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Die Deutschen pflegten die Legende schon im Mittelalter, welches mehrere p2b_252.030
Sammlungen aufweist. Berühmt war die Legenda Sanctorum oder Historia p2b_252.031
Lombardica, auch Aurea Legenda von Jac. de Voragine († 1298 als p2b_252.032
Erzbischof zu Genua). Die vollständigste Sammlung aller Heiligensagen enthalten p2b_252.033
die Acta sanctorum, quotquot toto orbe coluntur (von Bollandus u. a. p2b_252.034
Antwerpen 1643─1794 in 53 Foliobänden herausgegeben). Altberühmte p2b_252.035
Legenden unserer Litteratur sind die Bd. I S. 46 aufgeführten. Unter denselben p2b_252.036
besonders: 1. Gregor auf dem Steine (von Hartmann von der Aue. p2b_252.037
Jnhalt: Gregor hat sich wegen unfreiwillig begagener Sünde an einen Felsen p2b_252.038
anschmieden lassen. Nach 17 Jahren bei der Papstwahl wird derjenige für würdig p2b_252.039
erklärt, der 17 Jahre auf einem Steine sitze. So wird er Papst.). 2. Legende p2b_252.040
Konrads von Würzburg vom heiligen Alexius, der ─ weil er ein Kreuz zwischen p2b_252.041
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kämpft und schließlich die Märtyrerkrone sich erwirbt. Ferner die Legendensammlung:
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