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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883.

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Was vor uns steht im Taglicht der Erkenntnis, p2b_225.002
Fühltest du leis durch deine Träume wallen; p2b_225.003
Was unser Geist erkämpfte dem Verständnis, p2b_225.004
Jst dir als Spielzeug in den Schoß gefallen.
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Jn dir auch wachte mächtig auf ein Ahnen p2b_225.006
Vom Gott, der in der Brust des Menschen wohne, p2b_225.007
Und deine Weisen folgten froh den Bahnen p2b_225.008
Des Sterns, zum neugebornen Menschensohne.
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Sie boten fromm ihm Weihrauch, Gold und Myrrhen p2b_225.010
Und beugten ihre Knie' dem Lichtgedanken, p2b_225.011
Bis sie, heimkehrend auf des Weges Jrren, p2b_225.012
Vergessend in ihr altes Träumen sanken. -
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Doch was dich einst durchzuckt mit Blitzesschnelle, p2b_225.014
Das wird auf's neue deine Völker wecken, p2b_225.015
Und Gottbewußtsein, heiter, frei und helle, p2b_225.016
Durchwandelt siegend deine Länderstrecken.
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Dann werden deine goldnen Traumesschätze p2b_225.018
Des Westens Geiste dargebracht als Gabe, p2b_225.019
Daß Mannesgeist an Blütenhauch sich letze, p2b_225.020
Und Kindessinn an reifer Frucht sich labe.

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(Das Laienevangelium ist aus 131 solcher wirklichen Lehrgedichte zusammengesetzt. p2b_225.022
Ein Prolog leitet es ein. Darauf folgen die Lehrgedichte: Jm Anfang p2b_225.023
war das Wort. Die Geschlechtsregister. Maria Verkündigung. Simeon. Die p2b_225.024
Weisen aus dem Morgenland und sodann alle jene Abschnitte aus Jesu Leben, p2b_225.025
welche uns das Evangelium bietet bis zur Himmelfahrt. Ein Epilog schließt p2b_225.026
das große Lehrgedicht. Das Ganze erstrebt eine Art Wiedergeburt des Christentums p2b_225.027
im modernen Sinn.)

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Litteratur des großen Lehrgedichts.

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Von den Alten lieferten didaktische Gedichte: Empedokles (über die Natur); p2b_225.030
Hesiod (Werke und Tage, vgl. S. 21 d. Bds.); Virgil (der bedeutendste p2b_225.031
Didaktiker: "vom Landbaue"; es besteht aus vier Büchern: 1. Ackerbau, 2. Baumzucht, p2b_225.032
3. Viehzucht und 4. Bienenzucht, ist überhaupt das beste, was das p2b_225.033
Altertum bietet); Ovid (ars amandi, übersetzt von Pernice und F. Katsch, p2b_225.034
Leipz. 1881, vgl. § 86 d. Bds.); Lucretius (de rerum natura); Horaz. p2b_225.035
Ferner die Neulateiner: Vida (Seidenzucht); Milio (Gartenbau); die Jtaliener: p2b_225.036
Vavasone (über die Jagd); Duchi (über Schachspiel); die Franzosen: Louis p2b_225.037
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(über die Religion); Castel (über die Pflanzen); Boileau (die Kunst p2b_225.038
zu dichten); die Engländer: Buckingham (über Dichtkunst); Pope (über den p2b_225.039
Menschen); Young (über die Kraft der Religion, sowie die ergreifenden, Tod p2b_225.040
und Unsterblichkeit behandelnden "Nachtgedanken" dieses Dichters, übersetzt von p2b_225.041
Benzel-Sternau). Von Deutschen sind zu nennen: Ringwald (geb. 1531: p2b_225.042
Christliche Warnung des treuen Eckarts, oder die lautere Wahrheit, die sagt, p2b_225.043
wie ein weltlicher und geistlicher Krieger sich zu verhalten haben); Opitz p2b_225.044
(Zlatna oder von der Ruhe des Gemüts, ferner Trost in Widerwärtigkeit p2b_225.045
des Kriegers); Cronegk (die Einsamkeiten); Schefer (1784-1862, Laienbrevier);

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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik02_1883/247>, abgerufen am 23.11.2024.