Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883.p2b_182.001 Sein Herold kommt, gleich Himmelskindern schön, p2b_182.002 (Merz.)Mit Blütenschnee verjagt er Winterflocken, p2b_182.003 Er schmückt die Bahn dem frühlingsschönen Heros, p2b_182.004 Dem ros'umkränzten Götterjüngling Eros. p2b_182.005 (Erz.)Der Biene Summen schweigt. Aus kalter Gruft p2b_182.006 Steigt ein Tyrann in blendend stolzem Glanze. p2b_182.007 Machtvoll durchhallt sein Donnerton die Luft, p2b_182.008 Wo blut'ger Krieg aufschwingt die Todeslanze. p2b_182.009 Doch wo sanft schmeichelnd seine Stimme ruft, p2b_182.010 Erzittert selbst die sturmgeprüfte Schlange. p2b_182.011 Erzürnt flieh't heil'ge Treu, der bange Bürger p2b_182.012 Sieht schaudervoll im Oberhaupt den Würger. p2b_182.013 (Herz.)O komm zurück, du früh versunkner Schatten, p2b_182.014 Du sanfter Hauch; das Schreckbild ist entflohn, p2b_182.015 Willst küssend du mit dem Phantom dich gatten; p2b_182.016 Jn jeder Brust erbau'st du dir den Thron. p2b_182.017 Du siegst im Schlachtfeld, auf beblümten Matten p2b_182.018 Empfängst und giebst du süßer Liebe Lohn, p2b_182.019 Du kannst im Kampf mit drohenden Gefahren p2b_182.020 Allein des Menschen Geist machtvoll bewahren. p2b_182.021 p2b_182.029Kommt auch zurück, ihr, die zuvor versunken, p2b_182.022 Jhr muntern Gaukler, mit dem frohen Spiel', p2b_182.023 Mit eurem Lispeln weckt des Witzes Funken, p2b_182.024 Doch ehrt der Sitte leicht umgangnes Ziel; p2b_182.025 Nicht allzu ernst und nicht bacchantisch trunken, p2b_182.026 Spielt nicht zu wenig, tobt nicht allzu viel, p2b_182.027 Und selbst im Rätselspiel weicht von der Straße p2b_182.028 Zu weit nicht ab; schwärmt, wenn ihr schwärmt mit Maße. (Scherz.) (Apel.) p2b_182.030 p2b_182.031 p2b_182.032 p2b_182.033 p2b_182.034 p2b_182.035 d. Anagramm. p2b_182.037 p2b_182.043 p2b_182.045 a. Wenn Frühlingswonne, neu geboren, p2b_182.047
Des Herzens tiefsten Sinn entzückt, p2b_182.048 Steh' ich vom Wechseltanz der Horen p2b_182.049 Als Blumenkönigin geschmückt. p2b_182.001 Sein Herold kommt, gleich Himmelskindern schön, p2b_182.002 (Merz.)Mit Blütenschnee verjagt er Winterflocken, p2b_182.003 Er schmückt die Bahn dem frühlingsschönen Heros, p2b_182.004 Dem ros'umkränzten Götterjüngling Eros. p2b_182.005 (Erz.)Der Biene Summen schweigt. Aus kalter Gruft p2b_182.006 Steigt ein Tyrann in blendend stolzem Glanze. p2b_182.007 Machtvoll durchhallt sein Donnerton die Luft, p2b_182.008 Wo blut'ger Krieg aufschwingt die Todeslanze. p2b_182.009 Doch wo sanft schmeichelnd seine Stimme ruft, p2b_182.010 Erzittert selbst die sturmgeprüfte Schlange. p2b_182.011 Erzürnt flieh't heil'ge Treu, der bange Bürger p2b_182.012 Sieht schaudervoll im Oberhaupt den Würger. p2b_182.013 (Herz.)O komm zurück, du früh versunkner Schatten, p2b_182.014 Du sanfter Hauch; das Schreckbild ist entflohn, p2b_182.015 Willst küssend du mit dem Phantom dich gatten; p2b_182.016 Jn jeder Brust erbau'st du dir den Thron. p2b_182.017 Du siegst im Schlachtfeld, auf beblümten Matten p2b_182.018 Empfängst und giebst du süßer Liebe Lohn, p2b_182.019 Du kannst im Kampf mit drohenden Gefahren p2b_182.020 Allein des Menschen Geist machtvoll bewahren. p2b_182.021 p2b_182.029Kommt auch zurück, ihr, die zuvor versunken, p2b_182.022 Jhr muntern Gaukler, mit dem frohen Spiel', p2b_182.023 Mit eurem Lispeln weckt des Witzes Funken, p2b_182.024 Doch ehrt der Sitte leicht umgangnes Ziel; p2b_182.025 Nicht allzu ernst und nicht bacchantisch trunken, p2b_182.026 Spielt nicht zu wenig, tobt nicht allzu viel, p2b_182.027 Und selbst im Rätselspiel weicht von der Straße p2b_182.028 Zu weit nicht ab; schwärmt, wenn ihr schwärmt mit Maße. (Scherz.) (Apel.) p2b_182.030 p2b_182.031 p2b_182.032 p2b_182.033 p2b_182.034 p2b_182.035 d. Anagramm. p2b_182.037 p2b_182.043 p2b_182.045 α. Wenn Frühlingswonne, neu geboren, p2b_182.047
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Sein Herold kommt, gleich Himmelskindern schön, p2b_182.002
Mit Blütenschnee verjagt er Winterflocken, p2b_182.003
Er schmückt die Bahn dem frühlingsschönen Heros, p2b_182.004
Dem ros'umkränzten Götterjüngling Eros.
(Merz.)
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Der Biene Summen schweigt. Aus kalter Gruft p2b_182.006
Steigt ein Tyrann in blendend stolzem Glanze. p2b_182.007
Machtvoll durchhallt sein Donnerton die Luft, p2b_182.008
Wo blut'ger Krieg aufschwingt die Todeslanze. p2b_182.009
Doch wo sanft schmeichelnd seine Stimme ruft, p2b_182.010
Erzittert selbst die sturmgeprüfte Schlange. p2b_182.011
Erzürnt flieh't heil'ge Treu, der bange Bürger p2b_182.012
Sieht schaudervoll im Oberhaupt den Würger.
(Erz.)
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O komm zurück, du früh versunkner Schatten, p2b_182.014
Du sanfter Hauch; das Schreckbild ist entflohn, p2b_182.015
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Du kannst im Kampf mit drohenden Gefahren p2b_182.020
Allein des Menschen Geist machtvoll bewahren.
(Herz.)
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Kommt auch zurück, ihr, die zuvor versunken, p2b_182.022
Jhr muntern Gaukler, mit dem frohen Spiel', p2b_182.023
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Spielt nicht zu wenig, tobt nicht allzu viel, p2b_182.027
Und selbst im Rätselspiel weicht von der Straße p2b_182.028
Zu weit nicht ab; schwärmt, wenn ihr schwärmt mit Maße.
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(Scherz.) (Apel.)
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Weitere Beispiele des Logogriph.
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Körner (Werke I. unter: Rätselspiele).
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Tiedge (Greis. Reis. Eis).
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Hauff (Treue. Reue).
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Krummacher (Schmerz. Merz. Erz. Herz).
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F. P. Jakobs (Mohren. Ohren.) u. s. w.
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d. Anagramm. p2b_182.037
Anagramm (von ἀναγραμματισμός == Buchstabenversetzung). Es p2b_182.038
bedeutet die Versetzung eines oder mehrerer Buchstaben eines oder mehrerer p2b_182.039
Wörter, so daß ein anderes Wort oder ein anderer Satz daraus wird. So p2b_182.040
entsteht aus Lampe == Ampel, aus Leib == Blei, aus Revolution française p2b_182.041
== un Corse la finira, aus Carl Heun == Clauren, aus Lange == Nagel p2b_182.042
─ Angel ─ Algen ─ Galen (Schriftsteller), aus Faulpelz == Paul Felz.
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Eine Reihe Schriften sind dieser dem Orient entstammenden müßigen p2b_182.044
Spielerei gewidmet (z. B. Wheatty, On Anagrams etc. London 1862).
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Beispiele des Anagramms.
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α.
Wenn Frühlingswonne, neu geboren, p2b_182.047
Des Herzens tiefsten Sinn entzückt, p2b_182.048
Steh' ich vom Wechseltanz der Horen p2b_182.049
Als Blumenkönigin geschmückt.
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Zitationshilfe: | Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik02_1883/204>, abgerufen am 23.07.2024. |