Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883.p2b_122.001 § 68. Jdyllisches Lied. p2b_122.002 p2b_122.004 p2b_122.019 Frühlingsahnung, von Uhland. p2b_122.021O sanfter, süßer Hauch! p2b_122.022 p2b_122.025Schon weckest du wieder p2b_122.023 Mir Frühlingslieder. p2b_122.024 Bald blühen die Veilchen auch. Morgenlied, von P. A. Wolf. p2b_122.026Die Sonn' erwacht! p2b_122.027 Mit ihrer Pracht p2b_122.028 Erfüllt sie die Berge, das Thal; p2b_122.029 O Morgenluft! p2b_122.030 O Waldesduft! p2b_122.031 O goldener Sonnenstrahl! p2b_122.032 p2b_122.038Mit Sing und Klang' p2b_122.033 Die Welt entlang! p2b_122.034 Wir fragen woher nicht, wohin. p2b_122.035 Es treibt uns fort p2b_122.036 Von Ort' zu Ort' p2b_122.037 Mit freiem, mit fröhlichem Sinn' &c. Er ist's! von E. Mörike. p2b_122.039Frühling läßt sein blaues Band p2b_122.040
Wieder flattern durch die Lüfte, p2b_122.041 Süße, wohlbekannte Düfte p2b_122.042 Streifen ahnungsvoll das Land. p2b_122.001 § 68. Jdyllisches Lied. p2b_122.002 p2b_122.004 p2b_122.019 Frühlingsahnung, von Uhland. p2b_122.021O sanfter, süßer Hauch! p2b_122.022 p2b_122.025Schon weckest du wieder p2b_122.023 Mir Frühlingslieder. p2b_122.024 Bald blühen die Veilchen auch. Morgenlied, von P. A. Wolf. p2b_122.026Die Sonn' erwacht! p2b_122.027 Mit ihrer Pracht p2b_122.028 Erfüllt sie die Berge, das Thal; p2b_122.029 O Morgenluft! p2b_122.030 O Waldesduft! p2b_122.031 O goldener Sonnenstrahl! p2b_122.032 p2b_122.038Mit Sing und Klang' p2b_122.033 Die Welt entlang! p2b_122.034 Wir fragen woher nicht, wohin. p2b_122.035 Es treibt uns fort p2b_122.036 Von Ort' zu Ort' p2b_122.037 Mit freiem, mit fröhlichem Sinn' &c. Er ist's! von E. Mörike. p2b_122.039Frühling läßt sein blaues Band p2b_122.040
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§ 68. Jdyllisches Lied. p2b_122.002
Das idyllische Lied ist der Gegensatz des elegischen. Sein Charakter p2b_122.003
ist heitere, frohe, hoffnungsreiche Stimmung.
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Schiller sagt: „Setzt der Dichter die Natur der Kunst und das Jdeal der p2b_122.005
Wirklichkeit so entgegen, daß die Darstellung des ersten überwiegt und das p2b_122.006
Wohlgefallen an demselben herrschende Empfindung wird, so nenne ich ihn p2b_122.007
elegisch.“ Er fügt dann hinzu: „Entweder ist die Natur und das Jdeal ein p2b_122.008
Gegenstand der Trauer, wenn jene als verloren, dieses als unerreicht dargestellt p2b_122.009
wird. Oder beide sind ein Gegenstand der Freude, indem sie als wirklich p2b_122.010
vorgestellt werden.“ Somit unterscheidet Schiller je nach dem Unterschied p2b_122.011
in der Empfindungsweise zwischen elegischem und idyllischem Liede. Jn der p2b_122.012
That ist das idyllische Lied der Gegensatz des elegischen, insofern das subjektive p2b_122.013
Empfinden die Freude an der Natur mit so schönen Farben malt, daß das p2b_122.014
Gefühl eines Gegensatzes zwischen Natur und Jdeal in uns gar nicht Platz p2b_122.015
greifen kann. Das idyllische Lied gestattet keinen Blick auf den Unbestand des p2b_122.016
Seienden, sondern lediglich den Blick auf jene freudigen Gefilde, welche der p2b_122.017
schönen Zukunft entblühen. Jhm ist z. B. der Winter die Voraussetzung des p2b_122.018
Frühlings, der Tod bringt ihm das Wiedersehen, der Schmerz die Freude.
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Beispiele des idyllischen Liedes.
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Frühlingsahnung, von Uhland.
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O sanfter, süßer Hauch! p2b_122.022
Schon weckest du wieder p2b_122.023
Mir Frühlingslieder. p2b_122.024
Bald blühen die Veilchen auch.
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Morgenlied, von P. A. Wolf.
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Die Sonn' erwacht! p2b_122.027
Mit ihrer Pracht p2b_122.028
Erfüllt sie die Berge, das Thal; p2b_122.029
O Morgenluft! p2b_122.030
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Mit freiem, mit fröhlichem Sinn' &c.
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Frühling läßt sein blaues Band p2b_122.040
Wieder flattern durch die Lüfte, p2b_122.041
Süße, wohlbekannte Düfte p2b_122.042
Streifen ahnungsvoll das Land.
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