Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883.p2b_116.001 Und zu Ehren der Geschichten p2b_116.002 [Spaltenumbruch]
p2b_116.101That ein Denkmal man errichten, p2b_116.003 Deutschlands Kraft und Einigkeit, p2b_116.004 Verkündet es jetzt weit und breit: p2b_116.005 "Mögen sie nur kommen!" Und zu Ehren der Geschichten p2b_116.102 Will ein Denkmal man errichten. p2b_116.103 Schon steht das Piedestal, p2b_116.104 Doch wer die Statüe bezahl', p2b_116.105 Weiß nur Gott im Himmel. p2b_116.106 [Ende Spaltensatz]
Wem ist dieses Lied gelungen? p2b_116.107 Ein Studente hat's gesungen. p2b_116.108 Jn Westphalen trank er viel, p2b_116.109 Drum aus Nationalgefühl p2b_116.110 Hat er's angefertigt. § 66. Das gesellige Lied. p2b_116.112 1. Gesellschaftliches Lied. p2b_116.117 p2b_116.122 p2b_116.129 p2b_116.001 Und zu Ehren der Geschichten p2b_116.002 [Spaltenumbruch]
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Wem ist dieses Lied gelungen? p2b_116.107 Ein Studente hat's gesungen. p2b_116.108 Jn Westphalen trank er viel, p2b_116.109 Drum aus Nationalgefühl p2b_116.110 Hat er's angefertigt. § 66. Das gesellige Lied. p2b_116.112 1. Gesellschaftliches Lied. p2b_116.117 p2b_116.122 p2b_116.129 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <div n="6"> <div n="7"> <p> <pb facs="#f0138" n="116"/> <lb n="p2b_116.001"/> <cb type="start"/> <lg> <l> Und zu Ehren der Geschichten</l> <lb n="p2b_116.002"/> <l>That ein Denkmal man errichten,</l> <lb n="p2b_116.003"/> <l>Deutschlands Kraft und Einigkeit,</l> <lb n="p2b_116.004"/> <l>Verkündet es jetzt weit und breit:</l> <lb n="p2b_116.005"/> <l>„Mögen sie nur kommen!“</l> </lg> <cb/> <lb n="p2b_116.101"/> <lg> <l> Und zu Ehren der Geschichten</l> <lb n="p2b_116.102"/> <l>Will ein Denkmal man errichten.</l> <lb n="p2b_116.103"/> <l>Schon steht das Piedestal,</l> <lb n="p2b_116.104"/> <l>Doch wer die Statüe bezahl',</l> <lb n="p2b_116.105"/> <l>Weiß nur Gott im Himmel. </l> </lg> <lg> <lb n="p2b_116.106"/> <l> Wem ist dieses Lied gelungen?</l> <lb n="p2b_116.107"/> <l>Ein Studente hat's gesungen.</l> <lb n="p2b_116.108"/> <l>Jn Westphalen trank er viel,</l> <lb n="p2b_116.109"/> <l>Drum aus Nationalgefühl</l> <lb n="p2b_116.110"/> <l>Hat er's angefertigt.</l> </lg> <cb type="end"/> </p> </div> <lb n="p2b_116.111"/> <div n="7"> <head> <hi rendition="#c">§ 66. Das gesellige Lied.</hi> </head> <p><lb n="p2b_116.112"/> Man unterscheidet drei Arten von geselligen Liedern: <lb n="p2b_116.113"/> <hi rendition="#et">1. Gesellschaftliches Lied, <lb n="p2b_116.114"/> 2. Anakreontisches Lied, <lb n="p2b_116.115"/> 3. Skolion.</hi></p> <lb n="p2b_116.116"/> <div n="8"> <head> <hi rendition="#c">1. <hi rendition="#g">Gesellschaftliches Lied</hi>.</hi> </head> <p><lb n="p2b_116.117"/> Diejenigen Gedichte, welche der Freundschaft, der Freude und <lb n="p2b_116.118"/> den Vergnügungen des gesellschaftlichen Lebens gewidmet sind, die <lb n="p2b_116.119"/> Gelegenheitsgedichte, wie Geburgstags=, Tauf- und Hochzeitslieder, <lb n="p2b_116.120"/> Weinlieder, Trinklieder, Wanderlieder u. s. w. nennt man gesellige <lb n="p2b_116.121"/> Lieder oder Gesellschaftslieder.</p> <p><lb n="p2b_116.122"/> Die geselligen Lieder sind meist Gelegenheitsgedichte. Das ist kein Vorwurf, <lb n="p2b_116.123"/> denn die schönsten Dichtungen der deutschen Lyrik im Mittelalter, der <lb n="p2b_116.124"/> Proven<hi rendition="#aq">ç</hi>alen, der Jtaliener und Franzosen sind Gelegenheitsgedichte. (Vgl. <lb n="p2b_116.125"/> § 7 d. Bds.) Die Minnesinger wußten durch ihre Subjektivität den Gelegenheitsmotiven <lb n="p2b_116.126"/> eine poetische Seite abzugewinnen; weniger die schlesische Dichterschule, <lb n="p2b_116.127"/> die jede Taufe und Hochzeit besang, und deren Dichter ganze Bände <lb n="p2b_116.128"/> dieser Sorte von Gelegenheitsgedichten drucken ließen. (Vgl. Bd. <hi rendition="#aq">I</hi> S. 34.)</p> <p><lb n="p2b_116.129"/> Goethes Gelegenheitsgedichte waren die Vereinigung seiner Empfindung <lb n="p2b_116.130"/> mit dem wirklichen Leben. Nachdem Goethe den Namen und den Begriff des <lb n="p2b_116.131"/> Gelegenheitsgedichtes erklärt und gehoben hatte, ist Rückert geradezu als Virtuos <lb n="p2b_116.132"/> desselben bezeichnet worden, d. h. als ein Dichter, der, was ihm im Leben <lb n="p2b_116.133"/> und Studium in weitesten, engern und engsten Sphären aufstieß, in ein Gedicht <lb n="p2b_116.134"/> verwandelte. Aus der großen Zahl von Gesellschaftsliedern, in denen eigentlich <lb n="p2b_116.135"/> jeder Dichter etwas geleistet hat, und von denen manche zu Volksliedern wurden, <lb n="p2b_116.136"/> erwähnen wir nur: Fischart (Der liebste Buhle, den ich han. Uhlands Volksl. <lb n="p2b_116.137"/> 214 <hi rendition="#aq">A</hi> und <hi rendition="#aq">B</hi>); Goethe (<hi rendition="#aq">I</hi>. Bd. Ausg. 1840. S. 87 bis 124, z. B. Mich <lb n="p2b_116.138"/> ergreift, ich weiß nicht wie“; Mit Mädchen sich vertragen; <hi rendition="#aq">Ergo bibamus</hi>; <lb n="p2b_116.139"/> das dem Volkston nachgebildete Stiftungslied: Was gehst du, schöne Nachbarin, <lb n="p2b_116.140"/> im Garten so allein?); Rückert (Einladung auf's Land; Entschuldigung und <lb n="p2b_116.141"/> Einladung; Verwahrung); Wilh. Müller (Die Arche Noah; Doppeltes Vaterland <lb n="p2b_116.142"/> &c.); Kugler (Gesellige Lieder); Justinus Kerner (Wohlauf! noch getrunken); </p> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [116/0138]
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Und zu Ehren der Geschichten p2b_116.002
That ein Denkmal man errichten, p2b_116.003
Deutschlands Kraft und Einigkeit, p2b_116.004
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„Mögen sie nur kommen!“
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Und zu Ehren der Geschichten p2b_116.102
Will ein Denkmal man errichten. p2b_116.103
Schon steht das Piedestal, p2b_116.104
Doch wer die Statüe bezahl', p2b_116.105
Weiß nur Gott im Himmel.
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Wem ist dieses Lied gelungen? p2b_116.107
Ein Studente hat's gesungen. p2b_116.108
Jn Westphalen trank er viel, p2b_116.109
Drum aus Nationalgefühl p2b_116.110
Hat er's angefertigt.
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§ 66. Das gesellige Lied. p2b_116.112
Man unterscheidet drei Arten von geselligen Liedern: p2b_116.113
1. Gesellschaftliches Lied, p2b_116.114
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3. Skolion.
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1. Gesellschaftliches Lied. p2b_116.117
Diejenigen Gedichte, welche der Freundschaft, der Freude und p2b_116.118
den Vergnügungen des gesellschaftlichen Lebens gewidmet sind, die p2b_116.119
Gelegenheitsgedichte, wie Geburgstags=, Tauf- und Hochzeitslieder, p2b_116.120
Weinlieder, Trinklieder, Wanderlieder u. s. w. nennt man gesellige p2b_116.121
Lieder oder Gesellschaftslieder.
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Die geselligen Lieder sind meist Gelegenheitsgedichte. Das ist kein Vorwurf, p2b_116.123
denn die schönsten Dichtungen der deutschen Lyrik im Mittelalter, der p2b_116.124
Provençalen, der Jtaliener und Franzosen sind Gelegenheitsgedichte. (Vgl. p2b_116.125
§ 7 d. Bds.) Die Minnesinger wußten durch ihre Subjektivität den Gelegenheitsmotiven p2b_116.126
eine poetische Seite abzugewinnen; weniger die schlesische Dichterschule, p2b_116.127
die jede Taufe und Hochzeit besang, und deren Dichter ganze Bände p2b_116.128
dieser Sorte von Gelegenheitsgedichten drucken ließen. (Vgl. Bd. I S. 34.)
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Goethes Gelegenheitsgedichte waren die Vereinigung seiner Empfindung p2b_116.130
mit dem wirklichen Leben. Nachdem Goethe den Namen und den Begriff des p2b_116.131
Gelegenheitsgedichtes erklärt und gehoben hatte, ist Rückert geradezu als Virtuos p2b_116.132
desselben bezeichnet worden, d. h. als ein Dichter, der, was ihm im Leben p2b_116.133
und Studium in weitesten, engern und engsten Sphären aufstieß, in ein Gedicht p2b_116.134
verwandelte. Aus der großen Zahl von Gesellschaftsliedern, in denen eigentlich p2b_116.135
jeder Dichter etwas geleistet hat, und von denen manche zu Volksliedern wurden, p2b_116.136
erwähnen wir nur: Fischart (Der liebste Buhle, den ich han. Uhlands Volksl. p2b_116.137
214 A und B); Goethe (I. Bd. Ausg. 1840. S. 87 bis 124, z. B. Mich p2b_116.138
ergreift, ich weiß nicht wie“; Mit Mädchen sich vertragen; Ergo bibamus; p2b_116.139
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im Garten so allein?); Rückert (Einladung auf's Land; Entschuldigung und p2b_116.141
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&c.); Kugler (Gesellige Lieder); Justinus Kerner (Wohlauf! noch getrunken);
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