Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.p1b_739.001 Deines Winters Wolken jagen p1b_739.002 p1b_739.009Rot vom blut'gen Widerschein; p1b_739.003 Jn der Brust die Todeswunde p1b_739.004 Ruht hier Freund und Feind im Bunde. p1b_739.005 Die Cypresse muß vereinen, p1b_739.006 Die der Ölzweig nimmer krönt; p1b_739.007 Wenn sie um die Toten weinen, p1b_739.008 Sind die Kämpfenden versöhnt. (3 Strophen.) (Zum Neuen Jahr 1871 v. Rud. Gottschall.) p1b_739.010 p1b_739.012 p1b_739.014 § 212. Die fünfzehnzeilige Strophe. p1b_739.015 Formen der fünfzehnzeiligen Strophe. p1b_739.025 p1b_739.026 Bächlein, laß dein Rauschen sein! p1b_739.028 p1b_739.042Räder, stellt euer Brausen ein! p1b_739.029 All ihr muntern Waldvögelein, p1b_739.030 Groß und klein, p1b_739.031 Endet eure Melodein! p1b_739.032 Durch den Hain p1b_739.033 Aus und ein p1b_739.034 Schalle heut' ein Reim allein: p1b_739.035 Die geliebte Müllerin ist mein! p1b_739.036 Mein! p1b_739.037 Frühling, sind das alle deine Blümelein? p1b_739.038 Sonne, hast du keinen hellern Schein? p1b_739.039 Ach, so muß ich ganz allein p1b_739.040 Mit dem seligen Worte mein p1b_739.041 Unverstanden in der Schöpfung sein! (Wilh. Müllers "Mein!" I. 28.) p1b_739.043 p1b_739.044 p1b_739.001 Deines Winters Wolken jagen p1b_739.002 p1b_739.009Rot vom blut'gen Widerschein; p1b_739.003 Jn der Brust die Todeswunde p1b_739.004 Ruht hier Freund und Feind im Bunde. p1b_739.005 Die Cypresse muß vereinen, p1b_739.006 Die der Ölzweig nimmer krönt; p1b_739.007 Wenn sie um die Toten weinen, p1b_739.008 Sind die Kämpfenden versöhnt. (3 Strophen.) (Zum Neuen Jahr 1871 v. Rud. Gottschall.) p1b_739.010 p1b_739.012 p1b_739.014 § 212. Die fünfzehnzeilige Strophe. p1b_739.015 Formen der fünfzehnzeiligen Strophe. p1b_739.025 p1b_739.026 Bächlein, laß dein Rauschen sein! p1b_739.028 p1b_739.042Räder, stellt euer Brausen ein! p1b_739.029 All ihr muntern Waldvögelein, p1b_739.030 Groß und klein, p1b_739.031 Endet eure Melodein! p1b_739.032 Durch den Hain p1b_739.033 Aus und ein p1b_739.034 Schalle heut' ein Reim allein: p1b_739.035 Die geliebte Müllerin ist mein! p1b_739.036 Mein! p1b_739.037 Frühling, sind das alle deine Blümelein? p1b_739.038 Sonne, hast du keinen hellern Schein? p1b_739.039 Ach, so muß ich ganz allein p1b_739.040 Mit dem seligen Worte mein p1b_739.041 Unverstanden in der Schöpfung sein! (Wilh. 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Von den neueren Dichtern hat die Strophe <lb n="p1b_739.019"/> schöne Anwendung gefunden bei Goethe, Lenau und bei Rückert, der <lb n="p1b_739.020"/> noch in seiner allerletzten Zeit in ihr dichtete; ferner bei Gustav <lb n="p1b_739.021"/> Pfarrius, dem beliebten Dichter des Nahethals, und bei Kobell, dem <lb n="p1b_739.022"/> berühmten Pfälzerdialekt-Dichter. Wiederholungen des gleichen Schemas <lb n="p1b_739.023"/> finden sich nirgends.</p> <lb n="p1b_739.024"/> <p> <hi rendition="#c">Formen der fünfzehnzeiligen Strophe.</hi> </p> <p><lb n="p1b_739.025"/> 1. <hi rendition="#aq">a a a a a a a a a a a a a a a</hi>.</p> <p> <lb n="p1b_739.026"/> <hi rendition="#g">Beispiel:</hi> </p> <lb n="p1b_739.027"/> <lg> <l>Bächlein, laß dein Rauschen sein!</l> <lb n="p1b_739.028"/> <l>Räder, stellt euer Brausen ein!</l> <lb n="p1b_739.029"/> <l>All ihr muntern Waldvögelein,</l> <lb n="p1b_739.030"/> <l>Groß und klein,</l> <lb n="p1b_739.031"/> <l>Endet eure Melodein!</l> <lb n="p1b_739.032"/> <l>Durch den Hain</l> <lb n="p1b_739.033"/> <l>Aus und ein</l> <lb n="p1b_739.034"/> <l>Schalle heut' <hi rendition="#g">ein</hi> Reim allein:</l> <lb n="p1b_739.035"/> <l>Die geliebte Müllerin ist <hi rendition="#g">mein!</hi></l> <lb n="p1b_739.036"/> <l>Mein!</l> <lb n="p1b_739.037"/> <l>Frühling, sind das alle deine Blümelein?</l> <lb n="p1b_739.038"/> <l>Sonne, hast du keinen hellern Schein?</l> <lb n="p1b_739.039"/> <l>Ach, so muß ich ganz allein</l> <lb n="p1b_739.040"/> <l>Mit dem seligen Worte <hi rendition="#g">mein</hi></l> <lb n="p1b_739.041"/> <l>Unverstanden in der Schöpfung sein!</l> </lg> <lb n="p1b_739.042"/> <p> <hi rendition="#right">(Wilh. 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Rot vom blut'gen Widerschein; p1b_739.003
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Die Cypresse muß vereinen, p1b_739.006
Die der Ölzweig nimmer krönt; p1b_739.007
Wenn sie um die Toten weinen, p1b_739.008
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(Zum Neuen Jahr 1871 v. Rud. Gottschall.)
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28. a a b b c d c d e f e f g g. (Rittershaus' Freimaurerstrophe.)
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Beispiel: „Freimaurer sind wir und wir bleiben frei“ von Emil p1b_739.013
Rittershaus. (4 Strophen.)
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§ 212. Die fünfzehnzeilige Strophe. p1b_739.015
Diese Strophe kommt weit seltener vor als die vorige. Bei p1b_739.016
den Minnesingern begegnen wir ihr nur in 11 Formen. Die Gliederung p1b_739.017
ist in 6 Fällen 3 + 3 + 9, in 5 Beispielen 4 + 4 + 7 p1b_739.018
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schöne Anwendung gefunden bei Goethe, Lenau und bei Rückert, der p1b_739.020
noch in seiner allerletzten Zeit in ihr dichtete; ferner bei Gustav p1b_739.021
Pfarrius, dem beliebten Dichter des Nahethals, und bei Kobell, dem p1b_739.022
berühmten Pfälzerdialekt-Dichter. Wiederholungen des gleichen Schemas p1b_739.023
finden sich nirgends.
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Formen der fünfzehnzeiligen Strophe.
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1. a a a a a a a a a a a a a a a.
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Beispiel:
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Bächlein, laß dein Rauschen sein! p1b_739.028
Räder, stellt euer Brausen ein! p1b_739.029
All ihr muntern Waldvögelein, p1b_739.030
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Frühling, sind das alle deine Blümelein? p1b_739.038
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Beispiel: Schulmeister von Eßlingen (Hagens Minnes. II. 139. 9).
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