Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.p1b_729.001 Meine Klagen sollen lieblich wallen, p1b_729.003 p1b_729.014Den Krystallen gleich im Frühlingsbache, p1b_729.004 Die mit Ache hüpfen auf am Strande, p1b_729.005 Wo vom Rande sich zwei Blumen neigen, p1b_729.006 Und mit Schweigen sich im heiterblauen p1b_729.007 Spiegel schauen, aber, eingeladen p1b_729.008 Sich zu baden, scheu zurück sich biegen p1b_729.009 Und sich schmiegen, als ob sie sich schämen; p1b_729.010 Doch mit Grämen trüben ihren hellen p1b_729.011 Blick die Wellen, die vorüber müssen, p1b_729.012 Schmerzlich grüßen sie im Weitereilen, p1b_729.013 Möchten weilen, müssen doch entjagen. (3 Strophen.) (Rückerts Kindertotenlieder 5.) p1b_729.015 § 210. Die dreizehnzeilige Strophe. p1b_729.016 p1b_729.027 Formen der dreizehnzeiligen Strophe. p1b_729.031 p1b_729.032 p1b_729.033 p1b_729.034 p1b_729.035 p1b_729.036 p1b_729.037 p1b_729.038 p1b_729.039 p1b_729.040 p1b_729.041 p1b_729.042 p1b_729.001 Meine Klagen sollen lieblich wallen, p1b_729.003 p1b_729.014Den Krystallen gleich im Frühlingsbache, p1b_729.004 Die mit Ache hüpfen auf am Strande, p1b_729.005 Wo vom Rande sich zwei Blumen neigen, p1b_729.006 Und mit Schweigen sich im heiterblauen p1b_729.007 Spiegel schauen, aber, eingeladen p1b_729.008 Sich zu baden, scheu zurück sich biegen p1b_729.009 Und sich schmiegen, als ob sie sich schämen; p1b_729.010 Doch mit Grämen trüben ihren hellen p1b_729.011 Blick die Wellen, die vorüber müssen, p1b_729.012 Schmerzlich grüßen sie im Weitereilen, p1b_729.013 Möchten weilen, müssen doch entjagen. (3 Strophen.) (Rückerts Kindertotenlieder 5.) p1b_729.015 § 210. Die dreizehnzeilige Strophe. p1b_729.016 p1b_729.027 Formen der dreizehnzeiligen Strophe. p1b_729.031 p1b_729.032 p1b_729.033 p1b_729.034 p1b_729.035 p1b_729.036 p1b_729.037 p1b_729.038 p1b_729.039 p1b_729.040 p1b_729.041 p1b_729.042 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0763" n="729"/> <p> <lb n="p1b_729.001"/> <hi rendition="#g">Beispiel:</hi> </p> <lb n="p1b_729.002"/> <lg> <l> <hi rendition="#g">Meine Klagen sollen lieblich wallen,</hi> </l> <lb n="p1b_729.003"/> <l>Den Krystallen gleich im Frühlingsbache,</l> <lb n="p1b_729.004"/> <l>Die mit Ache hüpfen auf am Strande,</l> <lb n="p1b_729.005"/> <l>Wo vom Rande sich zwei Blumen neigen,</l> <lb n="p1b_729.006"/> <l>Und mit Schweigen sich im heiterblauen</l> <lb n="p1b_729.007"/> <l>Spiegel schauen, aber, eingeladen</l> <lb n="p1b_729.008"/> <l>Sich zu baden, scheu zurück sich biegen</l> <lb n="p1b_729.009"/> <l>Und sich schmiegen, als ob sie sich schämen;</l> <lb n="p1b_729.010"/> <l>Doch mit Grämen trüben ihren hellen</l> <lb n="p1b_729.011"/> <l>Blick die Wellen, die vorüber müssen,</l> <lb n="p1b_729.012"/> <l>Schmerzlich grüßen sie im Weitereilen,</l> <lb n="p1b_729.013"/> <l>Möchten weilen, müssen doch entjagen. (3 Strophen.)</l> </lg> <lb n="p1b_729.014"/> <p> <hi rendition="#right">(Rückerts Kindertotenlieder 5.)</hi> </p> </div> </div> <div n="3"> <lb n="p1b_729.015"/> <head> <hi rendition="#c">§ 210. Die dreizehnzeilige Strophe.</hi> </head> <p><lb n="p1b_729.016"/> Diese unsymmetrische Strophe ist von den Neueren nur ausnahmsweise <lb n="p1b_729.017"/> angewendet worden. Wir begegnen ihr bei Leop. Schefer, bei <lb n="p1b_729.018"/> dem sie aus reimlosen Versen besteht; ferner bei Schiller (Einer <lb n="p1b_729.019"/> jungen Freundin ins Stammbuch); bei Rückert (Ges. Ausg. <hi rendition="#aq">VII</hi>. 150; <lb n="p1b_729.020"/> Kindertotenl. 354; Schi-King S. 188); beim Kuhreihen aus dem Haslithal <lb n="p1b_729.021"/> (Kretzschmers Volksl. <hi rendition="#aq">II</hi>. 309) und bei Franz Jahn („Mosel <lb n="p1b_729.022"/> und Rhein“ in Alldeutschland v. Müller v. d. Werra 1871, S. 343). <lb n="p1b_729.023"/> Ausgiebiger wurde sie von den Minnesingern verwertet. Von 24 <lb n="p1b_729.024"/> freundlichen Formen haben 12 die Gliederung 4 + 4 + 5; 10 gliedern <lb n="p1b_729.025"/> sich: 3 + 3 + 7 und nur zwei 2 + 2 + 9. Eine 13zeilige fremde <lb n="p1b_729.026"/> Form ist bekanntlich die im § 171 abgehandelte Kanzone.</p> <p><lb n="p1b_729.027"/> Jnteressant ist die Thatsache, daß keine einzige 13zeilige Form <lb n="p1b_729.028"/> sich wiederholt, daß somit jeder Dichter seine besondere Kombination <lb n="p1b_729.029"/> erfunden hat.</p> <lb n="p1b_729.030"/> <p> <hi rendition="#c">Formen der dreizehnzeiligen Strophe.</hi> </p> <p><lb n="p1b_729.031"/> 1. <hi rendition="#aq">a a a b │ c c c d │ e d d d e</hi>.</p> <p><lb n="p1b_729.032"/><hi rendition="#g">Beispiel:</hi> Goesli von Ehenhein (Hagens Minnes. <hi rendition="#aq">I</hi>. 347. 1).</p> <p><lb n="p1b_729.033"/> 2. <hi rendition="#aq">a a a b │ c c c b │ b d d d b</hi>.</p> <p><lb n="p1b_729.034"/><hi rendition="#g">Beispiel:</hi> Regenbogen (Hagens Minnes. <hi rendition="#aq">II</hi>. 309. 1).</p> <p><lb n="p1b_729.035"/> 3. <hi rendition="#aq">a a a b │ c c c d │ e f e e f</hi>.</p> <p><lb n="p1b_729.036"/><hi rendition="#g">Beispiel:</hi> v. Trostberg (Hagens Minnes. <hi rendition="#aq">II</hi>. 72. 5).</p> <p><lb n="p1b_729.037"/> 4. <hi rendition="#aq">a a a │ b b b │ c d c d d e e</hi>.</p> <p><lb n="p1b_729.038"/><hi rendition="#g">Beispiel:</hi> Ulrich von Wintersteten (Hagens Minnes. <hi rendition="#aq">I</hi>. 153. 14).</p> <p><lb n="p1b_729.039"/> 5. <hi rendition="#aq">a a b │ c c b │ d e d e f f g</hi>.</p> <p><lb n="p1b_729.040"/><hi rendition="#g">Beispiel:</hi> Walther Sigeher (Hagens Minnes. <hi rendition="#aq">II</hi>. 361. 4).</p> <p><lb n="p1b_729.041"/> 6. <hi rendition="#aq">a a b │ c c d │ e e f g g f f</hi>.</p> <p><lb n="p1b_729.042"/><hi rendition="#g">Beispiel:</hi> Ulrich v. Liechtenstein (Hagens Minnes. <hi rendition="#aq">II</hi>. 47. 24).</p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [729/0763]
p1b_729.001
Beispiel:
p1b_729.002
Meine Klagen sollen lieblich wallen, p1b_729.003
Den Krystallen gleich im Frühlingsbache, p1b_729.004
Die mit Ache hüpfen auf am Strande, p1b_729.005
Wo vom Rande sich zwei Blumen neigen, p1b_729.006
Und mit Schweigen sich im heiterblauen p1b_729.007
Spiegel schauen, aber, eingeladen p1b_729.008
Sich zu baden, scheu zurück sich biegen p1b_729.009
Und sich schmiegen, als ob sie sich schämen; p1b_729.010
Doch mit Grämen trüben ihren hellen p1b_729.011
Blick die Wellen, die vorüber müssen, p1b_729.012
Schmerzlich grüßen sie im Weitereilen, p1b_729.013
Möchten weilen, müssen doch entjagen. (3 Strophen.)
p1b_729.014
(Rückerts Kindertotenlieder 5.)
p1b_729.015
§ 210. Die dreizehnzeilige Strophe. p1b_729.016
Diese unsymmetrische Strophe ist von den Neueren nur ausnahmsweise p1b_729.017
angewendet worden. Wir begegnen ihr bei Leop. Schefer, bei p1b_729.018
dem sie aus reimlosen Versen besteht; ferner bei Schiller (Einer p1b_729.019
jungen Freundin ins Stammbuch); bei Rückert (Ges. Ausg. VII. 150; p1b_729.020
Kindertotenl. 354; Schi-King S. 188); beim Kuhreihen aus dem Haslithal p1b_729.021
(Kretzschmers Volksl. II. 309) und bei Franz Jahn („Mosel p1b_729.022
und Rhein“ in Alldeutschland v. Müller v. d. Werra 1871, S. 343). p1b_729.023
Ausgiebiger wurde sie von den Minnesingern verwertet. Von 24 p1b_729.024
freundlichen Formen haben 12 die Gliederung 4 + 4 + 5; 10 gliedern p1b_729.025
sich: 3 + 3 + 7 und nur zwei 2 + 2 + 9. Eine 13zeilige fremde p1b_729.026
Form ist bekanntlich die im § 171 abgehandelte Kanzone.
p1b_729.027
Jnteressant ist die Thatsache, daß keine einzige 13zeilige Form p1b_729.028
sich wiederholt, daß somit jeder Dichter seine besondere Kombination p1b_729.029
erfunden hat.
p1b_729.030
Formen der dreizehnzeiligen Strophe.
p1b_729.031
1. a a a b │ c c c d │ e d d d e.
p1b_729.032
Beispiel: Goesli von Ehenhein (Hagens Minnes. I. 347. 1).
p1b_729.033
2. a a a b │ c c c b │ b d d d b.
p1b_729.034
Beispiel: Regenbogen (Hagens Minnes. II. 309. 1).
p1b_729.035
3. a a a b │ c c c d │ e f e e f.
p1b_729.036
Beispiel: v. Trostberg (Hagens Minnes. II. 72. 5).
p1b_729.037
4. a a a │ b b b │ c d c d d e e.
p1b_729.038
Beispiel: Ulrich von Wintersteten (Hagens Minnes. I. 153. 14).
p1b_729.039
5. a a b │ c c b │ d e d e f f g.
p1b_729.040
Beispiel: Walther Sigeher (Hagens Minnes. II. 361. 4).
p1b_729.041
6. a a b │ c c d │ e e f g g f f.
p1b_729.042
Beispiel: Ulrich v. Liechtenstein (Hagens Minnes. II. 47. 24).
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription.
(2015-09-30T09:54:39Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: nicht übernommen; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |