Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.p1b_719.001 p1b_719.002 Entspringen muß der Freude Quell p1b_719.004 p1b_719.014Jn deinem eig'nen Herzen; p1b_719.005 Doch scheint mir nicht der Himmel hell, p1b_719.006 So dunkeln meine Kerzen. p1b_719.007 Und auch die Menschen müssen sich p1b_719.008 Und mich in Ruhe lassen; p1b_719.009 Allein nicht freuen kann ich mich, p1b_719.010 Wo all' einander hassen. p1b_719.011 Frühling, Freud' und Frieden, p1b_719.012 Wo die ungeschieden, p1b_719.013 Da ist's schön hienieden. (3 Strophen.) (Rückert, Frühhauch.) p1b_719.015 p1b_719.016 p1b_719.017 p1b_719.018 p1b_719.019 p1b_719.020 p1b_719.021 p1b_719.022 p1b_719.023 p1b_719.024 Ahnungsgrauend, todesmutig, p1b_719.027 Bricht der große Morgen an; p1b_719.028 Und die Sonne kalt und blutig p1b_719.029 Leuchtet uns'rer blut'gen Bahn. p1b_719.030 Jn der nächsten Stunden Schoße p1b_719.031 Liegt das Schicksal einer Welt, p1b_719.032 Und es zittern schon die Lose, p1b_719.033 Und der eh'rne Würfel fällt. p1b_719.034 Brüder! euch mahne die dämmernde Stunde, p1b_719.035 Mahne euch ernst zu dem heiligsten Bunde: p1b_719.036 Treu, so zum Tod, als zum Leben, gesellt! &c. (Körner.) p1b_719.037 p1b_719.038 Die Blum' am Anger spricht: O Himmelsnaß, p1b_719.040
Von mir gekannt einst unterm Namen Tau! p1b_719.041 Jn Frühlingsnächten weckest du mich schlau, p1b_719.042 Verhießest Pflege süß ohn' Unterlaß. p1b_719.043 Wie hat sich nun in Haß p1b_719.044 Verkehrt dein Schmeicheln lau? p1b_719.045 Als Herbstreif machst du mir die Wangen blaß. p1b_719.001 p1b_719.002 Entspringen muß der Freude Quell p1b_719.004 p1b_719.014Jn deinem eig'nen Herzen; p1b_719.005 Doch scheint mir nicht der Himmel hell, p1b_719.006 So dunkeln meine Kerzen. p1b_719.007 Und auch die Menschen müssen sich p1b_719.008 Und mich in Ruhe lassen; p1b_719.009 Allein nicht freuen kann ich mich, p1b_719.010 Wo all' einander hassen. p1b_719.011 Frühling, Freud' und Frieden, p1b_719.012 Wo die ungeschieden, p1b_719.013 Da ist's schön hienieden. (3 Strophen.) (Rückert, Frühhauch.) p1b_719.015 p1b_719.016 p1b_719.017 p1b_719.018 p1b_719.019 p1b_719.020 p1b_719.021 p1b_719.022 p1b_719.023 p1b_719.024 Ahnungsgrauend, todesmutig, p1b_719.027 Bricht der große Morgen an; p1b_719.028 Und die Sonne kalt und blutig p1b_719.029 Leuchtet uns'rer blut'gen Bahn. p1b_719.030 Jn der nächsten Stunden Schoße p1b_719.031 Liegt das Schicksal einer Welt, p1b_719.032 Und es zittern schon die Lose, p1b_719.033 Und der eh'rne Würfel fällt. p1b_719.034 Brüder! euch mahne die dämmernde Stunde, p1b_719.035 Mahne euch ernst zu dem heiligsten Bunde: p1b_719.036 Treu, so zum Tod, als zum Leben, gesellt! &c. (Körner.) p1b_719.037 p1b_719.038 Die Blum' am Anger spricht: O Himmelsnaß, p1b_719.040
Von mir gekannt einst unterm Namen Tau! p1b_719.041 Jn Frühlingsnächten weckest du mich schlau, p1b_719.042 Verhießest Pflege süß ohn' Unterlaß. p1b_719.043 Wie hat sich nun in Haß p1b_719.044 Verkehrt dein Schmeicheln lau? p1b_719.045 Als Herbstreif machst du mir die Wangen blaß. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0753" n="719"/> <p><lb n="p1b_719.001"/> 49. <hi rendition="#aq">a b a b c d c d e e e</hi>.</p> <p> <lb n="p1b_719.002"/> <hi rendition="#g">Beispiel:</hi> </p> <lb n="p1b_719.003"/> <lg> <l>Entspringen muß der Freude Quell</l> <lb n="p1b_719.004"/> <l>Jn deinem eig'nen Herzen;</l> <lb n="p1b_719.005"/> <l>Doch scheint mir nicht der Himmel hell,</l> <lb n="p1b_719.006"/> <l>So dunkeln meine Kerzen.</l> <lb n="p1b_719.007"/> <l>Und auch die Menschen müssen sich</l> <lb n="p1b_719.008"/> <l>Und mich in Ruhe lassen;</l> <lb n="p1b_719.009"/> <l>Allein nicht freuen kann ich mich,</l> <lb n="p1b_719.010"/> <l>Wo all' einander hassen.</l> <lb n="p1b_719.011"/> <l>Frühling, Freud' und Frieden,</l> <lb n="p1b_719.012"/> <l>Wo die ungeschieden,</l> <lb n="p1b_719.013"/> <l>Da ist's schön hienieden. (3 Strophen.)</l> </lg> <lb n="p1b_719.014"/> <p> <hi rendition="#right">(Rückert, Frühhauch.)</hi> </p> <p><lb n="p1b_719.015"/> 50. <hi rendition="#aq">a b b a a b b a c c c</hi>.</p> <p><lb n="p1b_719.016"/> Zwei persische Vierzeilen mit dreizeiligem Abgesang.</p> <p><lb n="p1b_719.017"/><hi rendition="#g">Beispiel:</hi> Rückerts Abschied (Ges. Ausg. <hi rendition="#aq">II</hi>. 515. 5 Strophen).</p> <p><lb n="p1b_719.018"/> 51. <hi rendition="#aq">a b a b a b a b c c c</hi>.</p> <p><lb n="p1b_719.019"/> Eine Siciliane mit angefügter Dreizeile.</p> <p><lb n="p1b_719.020"/><hi rendition="#g">Beispiel:</hi> Rückerts Verschließung (Ges. Ausg. <hi rendition="#aq">II</hi>. 309).</p> <p><lb n="p1b_719.021"/> 52. <hi rendition="#aq">a b b a c c b c b b b</hi>.</p> <p><lb n="p1b_719.022"/><hi rendition="#g">Beispiel:</hi> Rückerts „Hast mit halbem Scherz gefragt“ (Kindertotenl. 169).</p> <p><lb n="p1b_719.023"/> 53. <hi rendition="#aq">a b a b c d c d e e d</hi>.</p> <p><lb n="p1b_719.024"/><hi rendition="#g">Beispiel:</hi> Goethe, Der Gott und die Bajadere. (9 Strophen.) Ferner <lb n="p1b_719.025"/> Körner, Bundeslied vor der Schlacht.</p> <lb n="p1b_719.026"/> <lg> <l> Ahnungsgrauend, todesmutig,</l> <lb n="p1b_719.027"/> <l> Bricht der große Morgen an;</l> <lb n="p1b_719.028"/> <l> Und die Sonne kalt und blutig</l> <lb n="p1b_719.029"/> <l> Leuchtet uns'rer blut'gen Bahn.</l> <lb n="p1b_719.030"/> <l> Jn der nächsten Stunden Schoße</l> <lb n="p1b_719.031"/> <l> Liegt das Schicksal einer Welt,</l> <lb n="p1b_719.032"/> <l> Und es zittern schon die Lose,</l> <lb n="p1b_719.033"/> <l> Und der eh'rne Würfel fällt.</l> <lb n="p1b_719.034"/> <l>Brüder! euch mahne die dämmernde Stunde,</l> <lb n="p1b_719.035"/> <l>Mahne euch ernst zu dem heiligsten Bunde:</l> <lb n="p1b_719.036"/> <l> Treu, so zum Tod, als zum Leben, gesellt! &c. (Körner.)</l> </lg> <p><lb n="p1b_719.037"/> 54. <hi rendition="#aq">a b b a a b a c d c d</hi>.</p> <p> <lb n="p1b_719.038"/> <hi rendition="#g">Beispiel:</hi> </p> <lb n="p1b_719.039"/> <lg> <l>Die Blum' am Anger spricht: O Himmelsnaß,</l> <lb n="p1b_719.040"/> <l>Von mir gekannt einst unterm Namen Tau!</l> <lb n="p1b_719.041"/> <l>Jn Frühlingsnächten weckest du mich schlau,</l> <lb n="p1b_719.042"/> <l>Verhießest Pflege süß ohn' Unterlaß.</l> <lb n="p1b_719.043"/> <l>Wie hat sich nun in Haß</l> <lb n="p1b_719.044"/> <l>Verkehrt dein Schmeicheln lau?</l> <lb n="p1b_719.045"/> <l>Als Herbstreif machst du mir die Wangen blaß.</l> </lg> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [719/0753]
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Entspringen muß der Freude Quell p1b_719.004
Jn deinem eig'nen Herzen; p1b_719.005
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Zwei persische Vierzeilen mit dreizeiligem Abgesang.
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Beispiel: Rückerts Abschied (Ges. Ausg. II. 515. 5 Strophen).
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51. a b a b a b a b c c c.
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Eine Siciliane mit angefügter Dreizeile.
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Beispiel: Rückerts Verschließung (Ges. Ausg. II. 309).
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52. a b b a c c b c b b b.
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Beispiel: Rückerts „Hast mit halbem Scherz gefragt“ (Kindertotenl. 169).
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Beispiel: Goethe, Der Gott und die Bajadere. (9 Strophen.) Ferner p1b_719.025
Körner, Bundeslied vor der Schlacht.
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Ahnungsgrauend, todesmutig, p1b_719.027
Bricht der große Morgen an; p1b_719.028
Und die Sonne kalt und blutig p1b_719.029
Leuchtet uns'rer blut'gen Bahn. p1b_719.030
Jn der nächsten Stunden Schoße p1b_719.031
Liegt das Schicksal einer Welt, p1b_719.032
Und es zittern schon die Lose, p1b_719.033
Und der eh'rne Würfel fällt. p1b_719.034
Brüder! euch mahne die dämmernde Stunde, p1b_719.035
Mahne euch ernst zu dem heiligsten Bunde: p1b_719.036
Treu, so zum Tod, als zum Leben, gesellt! &c. (Körner.)
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54. a b b a a b a c d c d.
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Beispiel:
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Die Blum' am Anger spricht: O Himmelsnaß, p1b_719.040
Von mir gekannt einst unterm Namen Tau! p1b_719.041
Jn Frühlingsnächten weckest du mich schlau, p1b_719.042
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