Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.p1b_705.001 Von dem persischen Pfühl in dem Purpurgezelt p1b_705.003 p1b_705.012Sprang säbelumgürtet der Herr der Welt; p1b_705.004 Wie die Schlünde der See bei des Nordsturms Nah'n, p1b_705.005 So ertosten die Thale von Hindostan, p1b_705.006 Denn der Mogul ritt zum Jagen. p1b_705.007 Und es tanzte der Hengst über knirschenden Sand, p1b_705.008 Doch schwer hin stampfte der Elefant, p1b_705.009 Wie ein Wandelgebirg, mit dem Turme geschmückt, p1b_705.010 Und des Turmes Gebälk war lanzengespickt, p1b_705.011 Und sein Dach mit Schilden beschlagen. (7 Strophen.) (Strachwitz, Die Jagd des Moguls.) p1b_705.013 p1b_705.014 p1b_705.021 Aus der Erde engem dumpfem Thale p1b_705.023 p1b_705.032Schwingt es euch zum hohen Jdeale, p1b_705.024 Zu dem Blütenreich der Phantasie. p1b_705.025 Kaum berühret das gemeine Leben p1b_705.026 Euer himmelwärts gekehrtes Schweben, p1b_705.027 Seligkeit empfindet ihr schon hie. p1b_705.028 Freudig siehet, wie's um sie gestaltet, p1b_705.029 Eure glühende Begeisterung, p1b_705.030 Glückliche, die niemals ihr veraltet! p1b_705.031 Ewig bleibt der Künstler froh und jung. (6 Strophen.) (König Ludwig von Bayern, An die Künstler.) p1b_705.033 p1b_705.034 p1b_705.039 p1b_705.040 p1b_705.041 p1b_705.042 p1b_705.001 Von dem persischen Pfühl in dem Purpurgezelt p1b_705.003 p1b_705.012Sprang säbelumgürtet der Herr der Welt; p1b_705.004 Wie die Schlünde der See bei des Nordsturms Nah'n, p1b_705.005 So ertosten die Thale von Hindostan, p1b_705.006 Denn der Mogul ritt zum Jagen. p1b_705.007 Und es tanzte der Hengst über knirschenden Sand, p1b_705.008 Doch schwer hin stampfte der Elefant, p1b_705.009 Wie ein Wandelgebirg, mit dem Turme geschmückt, p1b_705.010 Und des Turmes Gebälk war lanzengespickt, p1b_705.011 Und sein Dach mit Schilden beschlagen. (7 Strophen.) 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Wir ehren das Gedächtnis des fürstlichen Dichters, <lb n="p1b_705.020"/> indem wir der Strophe seinen Namen verleihen.</p> <p> <lb n="p1b_705.021"/> <hi rendition="#g">Beispiel:</hi> </p> <lb n="p1b_705.022"/> <lg> <l>Aus der Erde engem dumpfem Thale</l> <lb n="p1b_705.023"/> <l>Schwingt es euch zum hohen Jdeale,</l> <lb n="p1b_705.024"/> <l>Zu dem Blütenreich der Phantasie.</l> <lb n="p1b_705.025"/> <l>Kaum berühret das gemeine Leben</l> <lb n="p1b_705.026"/> <l>Euer himmelwärts gekehrtes Schweben,</l> <lb n="p1b_705.027"/> <l>Seligkeit empfindet ihr schon hie.</l> <lb n="p1b_705.028"/> <l>Freudig siehet, wie's um sie gestaltet,</l> <lb n="p1b_705.029"/> <l>Eure glühende Begeisterung,</l> <lb n="p1b_705.030"/> <l>Glückliche, die niemals ihr veraltet!</l> <lb n="p1b_705.031"/> <l>Ewig bleibt der Künstler froh und jung. 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Nifen <lb n="p1b_705.038"/> (ebd. <hi rendition="#aq">I</hi>. 49. 17).</p> <p><lb n="p1b_705.039"/> 12. <hi rendition="#aq">a b a b c d e c d e</hi>.</p> <p><lb n="p1b_705.040"/><hi rendition="#g">Beispiel:</hi> Die Unbefangenen von Annette Droste-Hülshoff.</p> </div> <div n="4"> <p><lb n="p1b_705.041"/> 13. <hi rendition="#aq">a b a b c d d c e e</hi>. (<hi rendition="#g">Marseillaise-Strophe</hi>.)</p> <p><lb n="p1b_705.042"/> Jn dieser von Ulrich von Wintersteten (Hagens Minnes. <hi rendition="#aq">I</hi>. 172. 45) <lb n="p1b_705.043"/> gebrauchten Form dichtete Paul Gerhard sein allbekanntes Kirchenlied: Sollt' <lb n="p1b_705.044"/> ich meinem Gott nicht singen? Sie ist auch das Schema der weltbekannten <lb n="p1b_705.045"/> Marseillaise.</p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [705/0739]
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Beispiel:
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Von dem persischen Pfühl in dem Purpurgezelt p1b_705.003
Sprang säbelumgürtet der Herr der Welt; p1b_705.004
Wie die Schlünde der See bei des Nordsturms Nah'n, p1b_705.005
So ertosten die Thale von Hindostan, p1b_705.006
Denn der Mogul ritt zum Jagen. p1b_705.007
Und es tanzte der Hengst über knirschenden Sand, p1b_705.008
Doch schwer hin stampfte der Elefant, p1b_705.009
Wie ein Wandelgebirg, mit dem Turme geschmückt, p1b_705.010
Und des Turmes Gebälk war lanzengespickt, p1b_705.011
Und sein Dach mit Schilden beschlagen. (7 Strophen.)
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(Strachwitz, Die Jagd des Moguls.)
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10. a a b c c b d e d e. (König Ludwigs Künstlerstrophe.)
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Diese bereits von Gottfr. v. Nifen (Hagens Minnes. I. 52. 22), ferner p1b_705.015
von Jakob v. Warte (ebd. I. 66. 2 und 3) angewandte Strophe hat Schiller p1b_705.016
in Das Jdeal und das Leben sowie An die Freunde, Körner in Aspern, und p1b_705.017
der als Dichter weit zu wenig gewürdigte große Wittelsbacher König Ludwig p1b_705.018
von Bayern in seiner so schönen, dreigeteilten Dichtung An die Künstler neu p1b_705.019
zur Bedeutung gebracht. Wir ehren das Gedächtnis des fürstlichen Dichters, p1b_705.020
indem wir der Strophe seinen Namen verleihen.
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Beispiel:
p1b_705.022
Aus der Erde engem dumpfem Thale p1b_705.023
Schwingt es euch zum hohen Jdeale, p1b_705.024
Zu dem Blütenreich der Phantasie. p1b_705.025
Kaum berühret das gemeine Leben p1b_705.026
Euer himmelwärts gekehrtes Schweben, p1b_705.027
Seligkeit empfindet ihr schon hie. p1b_705.028
Freudig siehet, wie's um sie gestaltet, p1b_705.029
Eure glühende Begeisterung, p1b_705.030
Glückliche, die niemals ihr veraltet! p1b_705.031
Ewig bleibt der Künstler froh und jung. (6 Strophen.)
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(König Ludwig von Bayern, An die Künstler.)
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11. a a b c c b d e e d.
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Wir finden diese Strophe bei dem Thüring (Hagens Minnes. II. 27. 7), p1b_705.035
bei Nithart (ebd. II. 100. 2), bei Kost zu Sarne (ebd. II. 133. 7), bei p1b_705.036
Friedrich dem Knecht (ebd. II. 169. 2), bei Johannes Hadloub (ebd. II. p1b_705.037
279. 2), bei Rumsland (ebd. II. 367. 1), endlich bei Gottfried v. Nifen p1b_705.038
(ebd. I. 49. 17).
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12. a b a b c d e c d e.
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Beispiel: Die Unbefangenen von Annette Droste-Hülshoff.
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13. a b a b c d d c e e. (Marseillaise-Strophe.)
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Jn dieser von Ulrich von Wintersteten (Hagens Minnes. I. 172. 45) p1b_705.043
gebrauchten Form dichtete Paul Gerhard sein allbekanntes Kirchenlied: Sollt' p1b_705.044
ich meinem Gott nicht singen? Sie ist auch das Schema der weltbekannten p1b_705.045
Marseillaise.
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