Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.p1b_684.001 c. O wenn dir Gott ein Lieb geschenkt, p1b_684.002 Behalt' es treu im Herzen, p1b_684.003 Und was dich drückt und was dich kränkt, p1b_684.004 Mit ihr kannst du's verschmerzen; p1b_684.005 Es schwindet jedes Leid der Welt, p1b_684.006 Wenn Liebchens Thräne darauf fällt - p1b_684.007 Drum, wenn dir Gott ein Lieb geschenkt, p1b_684.008 Behalt' es treu im Herzen. (Michel Berend.) p1b_684.009d. Jn dieser Stunde denkt sie mein, p1b_684.010 Jch weiß, in dieser Stunde! p1b_684.011 Die Vögel schlafen groß und klein, p1b_684.012 Es schlafen die Blumen im Grunde. p1b_684.013 An blauem Himmel hell und klar p1b_684.014 Stehn tausend Sterne wunderbar; p1b_684.015 Sie schaut hinauf und denket mein, p1b_684.016 Jch weiß, in dieser Stunde. (Robert Prutz.) p1b_684.017e. O schaurig ist's, übers Moor zu gehn, p1b_684.018 p1b_684.025Wenn es wimmelt vom Heiderauche, p1b_684.019 Sich wie Phantome die Dünste drehn p1b_684.020 Und die Ranke häkelt am Strauche, p1b_684.021 Unter jedem Tritte ein Quellchen springt, p1b_684.022 Wenn aus der Spalte es zischt und singt, p1b_684.023 O schaurig ist's über's Moor zu gehn, p1b_684.024 Wenn das Röhricht knistert im Hauche! (Annette von Droste-Hülshoff, Heidebilder.) p1b_684.026 Singend über die Heide p1b_684.028 Steigen Lerchen empor, p1b_684.029 Goldige Knospen der Weide p1b_684.030 Dringen am Ufer hervor, p1b_684.031 Und der Himmel so wunderblau! p1b_684.032 Allüberall hellsonnige Schau! p1b_684.033 Jch und mein Lieb, wir beide p1b_684.034 Wandeln durch sprießendes Rohr. (Arthur Fitger.) p1b_684.035 p1b_684.036 p1b_684.037 p1b_684.038 Jch habe wohl in jungen Tagen p1b_684.045
Mich stark in mir geglaubt und fest, p1b_684.046 Und keck der Sorgen mich entschlagen, p1b_684.047 Sah ich den Vogel bau'n sein Nest. p1b_684.001 c. O wenn dir Gott ein Lieb geschenkt, p1b_684.002 Behalt' es treu im Herzen, p1b_684.003 Und was dich drückt und was dich kränkt, p1b_684.004 Mit ihr kannst du's verschmerzen; p1b_684.005 Es schwindet jedes Leid der Welt, p1b_684.006 Wenn Liebchens Thräne darauf fällt ─ p1b_684.007 Drum, wenn dir Gott ein Lieb geschenkt, p1b_684.008 Behalt' es treu im Herzen. (Michel Berend.) p1b_684.009d. Jn dieser Stunde denkt sie mein, p1b_684.010 Jch weiß, in dieser Stunde! p1b_684.011 Die Vögel schlafen groß und klein, p1b_684.012 Es schlafen die Blumen im Grunde. p1b_684.013 An blauem Himmel hell und klar p1b_684.014 Stehn tausend Sterne wunderbar; p1b_684.015 Sie schaut hinauf und denket mein, p1b_684.016 Jch weiß, in dieser Stunde. (Robert Prutz.) p1b_684.017e. O schaurig ist's, übers Moor zu gehn, p1b_684.018 p1b_684.025Wenn es wimmelt vom Heiderauche, p1b_684.019 Sich wie Phantome die Dünste drehn p1b_684.020 Und die Ranke häkelt am Strauche, p1b_684.021 Unter jedem Tritte ein Quellchen springt, p1b_684.022 Wenn aus der Spalte es zischt und singt, p1b_684.023 O schaurig ist's über's Moor zu gehn, p1b_684.024 Wenn das Röhricht knistert im Hauche! (Annette von Droste-Hülshoff, Heidebilder.) p1b_684.026 Singend über die Heide p1b_684.028 Steigen Lerchen empor, p1b_684.029 Goldige Knospen der Weide p1b_684.030 Dringen am Ufer hervor, p1b_684.031 Und der Himmel so wunderblau! p1b_684.032 Allüberall hellsonnige Schau! p1b_684.033 Jch und mein Lieb, wir beide p1b_684.034 Wandeln durch sprießendes Rohr. (Arthur Fitger.) p1b_684.035 p1b_684.036 p1b_684.037 p1b_684.038 Jch habe wohl in jungen Tagen p1b_684.045
Mich stark in mir geglaubt und fest, p1b_684.046 Und keck der Sorgen mich entschlagen, p1b_684.047 Sah ich den Vogel bau'n sein Nest. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0718" n="684"/> <lb n="p1b_684.001"/> <p rendition="#left"><hi rendition="#aq">c</hi>.</p> <lg> <l>O <hi rendition="#g">wenn dir Gott ein Lieb geschenkt,</hi></l> <lb n="p1b_684.002"/> <l> <hi rendition="#g">Behalt' es treu im Herzen,</hi> </l> <lb n="p1b_684.003"/> <l>Und was dich drückt und was dich kränkt,</l> <lb n="p1b_684.004"/> <l>Mit ihr kannst du's verschmerzen;</l> <lb n="p1b_684.005"/> <l>Es schwindet jedes Leid der Welt,</l> <lb n="p1b_684.006"/> <l>Wenn Liebchens Thräne darauf fällt ─</l> <lb n="p1b_684.007"/> <l> <hi rendition="#g">Drum, wenn dir Gott ein Lieb geschenkt,</hi> </l> <lb n="p1b_684.008"/> <l> <hi rendition="#g">Behalt' es treu im Herzen.</hi> </l> </lg> <p> <hi rendition="#right">(Michel Berend.)</hi> </p> <lb n="p1b_684.009"/> <p rendition="#left"><hi rendition="#aq">d</hi>.</p> <lg> <l> <hi rendition="#g">Jn dieser Stunde denkt sie mein,</hi> </l> <lb n="p1b_684.010"/> <l> <hi rendition="#g">Jch weiß, in dieser Stunde!</hi> </l> <lb n="p1b_684.011"/> <l>Die Vögel schlafen groß und klein,</l> <lb n="p1b_684.012"/> <l>Es schlafen die Blumen im Grunde.</l> <lb n="p1b_684.013"/> <l>An blauem Himmel hell und klar</l> <lb n="p1b_684.014"/> <l>Stehn tausend Sterne wunderbar;</l> <lb n="p1b_684.015"/> <l> <hi rendition="#g">Sie schaut hinauf und denket mein,</hi> </l> <lb n="p1b_684.016"/> <l> <hi rendition="#g">Jch weiß, in dieser Stunde.</hi> </l> </lg> <p> <hi rendition="#right">(Robert Prutz.)</hi> </p> <lb n="p1b_684.017"/> <p rendition="#left"><hi rendition="#aq">e</hi>.</p> <lg> <l>O <hi rendition="#g">schaurig ist's, übers Moor zu gehn,</hi></l> <lb n="p1b_684.018"/> <l> <hi rendition="#g">Wenn es wimmelt vom Heiderauche,</hi> </l> <lb n="p1b_684.019"/> <l>Sich wie Phantome die Dünste drehn</l> <lb n="p1b_684.020"/> <l>Und die Ranke häkelt am Strauche,</l> <lb n="p1b_684.021"/> <l>Unter jedem Tritte ein Quellchen springt,</l> <lb n="p1b_684.022"/> <l>Wenn aus der Spalte es zischt und singt,</l> <lb n="p1b_684.023"/> <l>O <hi rendition="#g">schaurig ist's über's Moor zu gehn,</hi></l> <lb n="p1b_684.024"/> <l> <hi rendition="#g">Wenn das Röhricht knistert im Hauche!</hi> </l> </lg> <lb n="p1b_684.025"/> <p> <hi rendition="#right">(Annette von Droste-Hülshoff, Heidebilder.)</hi> </p> <p><lb n="p1b_684.026"/> 2. <hi rendition="#g">Seitenstück zum Gedicht der Annette von Droste-Hülshoff.</hi></p> <lb n="p1b_684.027"/> <lg> <l>Singend über die Heide</l> <lb n="p1b_684.028"/> <l>Steigen Lerchen empor,</l> <lb n="p1b_684.029"/> <l>Goldige Knospen der Weide</l> <lb n="p1b_684.030"/> <l>Dringen am Ufer hervor,</l> <lb n="p1b_684.031"/> <l>Und der Himmel so wunderblau!</l> <lb n="p1b_684.032"/> <l>Allüberall hellsonnige Schau!</l> <lb n="p1b_684.033"/> <l>Jch und mein Lieb, wir beide</l> <lb n="p1b_684.034"/> <l>Wandeln durch sprießendes Rohr.</l> </lg> <p> <hi rendition="#right">(Arthur Fitger.)</hi> </p> <p><lb n="p1b_684.035"/> 4. <hi rendition="#aq">a b a b b c c c</hi>.</p> <p><lb n="p1b_684.036"/><hi rendition="#g">Beispiel:</hi> Rückerts Vogelschießen.</p> <p><lb n="p1b_684.037"/> 5. <hi rendition="#aq">a b a b c c c b</hi>.</p> <p><lb n="p1b_684.038"/> Wir finden diese Strophe schon bei Gottfr. von Nifen (v. d. Hagens <lb n="p1b_684.039"/> Minnes. <hi rendition="#aq">I</hi>. 55. Nr. 28) und bei Graf Rud. von Neuenburg (ebd. <hi rendition="#aq">I</hi>. 18. <lb n="p1b_684.040"/> Nr. 2). Ein Beispiel (Züricher Krieg) findet sich auch in Liliencrons Sammlung <lb n="p1b_684.041"/> Nr. 80. Jn neuester Zeit hat sie Rückert in Prophezeiung, des Kauffahrers <lb n="p1b_684.042"/> Heimkehr sowie im Schi-King S. 218, Goethe im Trinklied, und Geibel <lb n="p1b_684.043"/> im nachfolgenden Lied angewandt;</p> <lb n="p1b_684.044"/> <lg> <l>Jch habe wohl in jungen Tagen</l> <lb n="p1b_684.045"/> <l>Mich stark in mir geglaubt und fest,</l> <lb n="p1b_684.046"/> <l>Und keck der Sorgen mich entschlagen,</l> <lb n="p1b_684.047"/> <l>Sah ich den Vogel bau'n sein Nest.</l> </lg> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [684/0718]
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c.
O wenn dir Gott ein Lieb geschenkt, p1b_684.002
Behalt' es treu im Herzen, p1b_684.003
Und was dich drückt und was dich kränkt, p1b_684.004
Mit ihr kannst du's verschmerzen; p1b_684.005
Es schwindet jedes Leid der Welt, p1b_684.006
Wenn Liebchens Thräne darauf fällt ─ p1b_684.007
Drum, wenn dir Gott ein Lieb geschenkt, p1b_684.008
Behalt' es treu im Herzen.
(Michel Berend.)
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d.
Jn dieser Stunde denkt sie mein, p1b_684.010
Jch weiß, in dieser Stunde! p1b_684.011
Die Vögel schlafen groß und klein, p1b_684.012
Es schlafen die Blumen im Grunde. p1b_684.013
An blauem Himmel hell und klar p1b_684.014
Stehn tausend Sterne wunderbar; p1b_684.015
Sie schaut hinauf und denket mein, p1b_684.016
Jch weiß, in dieser Stunde.
(Robert Prutz.)
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e.
O schaurig ist's, übers Moor zu gehn, p1b_684.018
Wenn es wimmelt vom Heiderauche, p1b_684.019
Sich wie Phantome die Dünste drehn p1b_684.020
Und die Ranke häkelt am Strauche, p1b_684.021
Unter jedem Tritte ein Quellchen springt, p1b_684.022
Wenn aus der Spalte es zischt und singt, p1b_684.023
O schaurig ist's über's Moor zu gehn, p1b_684.024
Wenn das Röhricht knistert im Hauche!
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(Annette von Droste-Hülshoff, Heidebilder.)
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2. Seitenstück zum Gedicht der Annette von Droste-Hülshoff.
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Singend über die Heide p1b_684.028
Steigen Lerchen empor, p1b_684.029
Goldige Knospen der Weide p1b_684.030
Dringen am Ufer hervor, p1b_684.031
Und der Himmel so wunderblau! p1b_684.032
Allüberall hellsonnige Schau! p1b_684.033
Jch und mein Lieb, wir beide p1b_684.034
Wandeln durch sprießendes Rohr.
(Arthur Fitger.)
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4. a b a b b c c c.
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Beispiel: Rückerts Vogelschießen.
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5. a b a b c c c b.
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Wir finden diese Strophe schon bei Gottfr. von Nifen (v. d. Hagens p1b_684.039
Minnes. I. 55. Nr. 28) und bei Graf Rud. von Neuenburg (ebd. I. 18. p1b_684.040
Nr. 2). Ein Beispiel (Züricher Krieg) findet sich auch in Liliencrons Sammlung p1b_684.041
Nr. 80. Jn neuester Zeit hat sie Rückert in Prophezeiung, des Kauffahrers p1b_684.042
Heimkehr sowie im Schi-King S. 218, Goethe im Trinklied, und Geibel p1b_684.043
im nachfolgenden Lied angewandt;
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Jch habe wohl in jungen Tagen p1b_684.045
Mich stark in mir geglaubt und fest, p1b_684.046
Und keck der Sorgen mich entschlagen, p1b_684.047
Sah ich den Vogel bau'n sein Nest.
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