Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.p1b_675.001
(Walther v. d. Vogelweide.) p1b_675.010 p1b_675.011 p1b_675.014 Vieles hat sich umgestaltet, p1b_675.016 Manches Neu ist schon veraltet, p1b_675.017 Zwietracht hat sich mehr zerspaltet, p1b_675.018 Grausam hat die Zeit geschaltet, p1b_675.019 Doch die Lieb ist nicht erkaltet, p1b_675.020 So die Schwingen erst entfaltet, p1b_675.021 Als ich jene Lieder sang. (A. W. v. Schlegel.) p1b_675.022 p1b_675.023 p1b_675.027 Der Lenz erwacht p1b_675.029 p1b_675.035Mit Werdelust und Schöpfermacht, p1b_675.030 Und Wies' und Wald entgegenlacht p1b_675.031 Jn Farbenduft und Blütenpracht! p1b_675.032 Wach auf, auch du, o Menschenherz, p1b_675.033 Laß fahren allen Erdenschmerz p1b_675.034 Und richt' empor dich himmelwärts! (Osw. Marbachs Frühlingslied.) p1b_675.036 p1b_675.037 p1b_675.038 Wo solch ein Feuer noch gedeiht, p1b_675.040 p1b_675.046Und solch ein Wein noch Flammen speit, p1b_675.041 Da lassen wir in Ewigkeit p1b_675.042 Uns nimmermehr vertreiben. p1b_675.043 Stoßt an! Stoßt an! Der Rhein, p1b_675.044 Und wär's nur um den Wein, p1b_675.045 Der Rhein soll deutsch verbleiben. (Herwegh, Rheinweinlied.) p1b_675.001
(Walther v. d. Vogelweide.) p1b_675.010 p1b_675.011 p1b_675.014 Vieles hat sich umgestaltet, p1b_675.016 Manches Neu ist schon veraltet, p1b_675.017 Zwietracht hat sich mehr zerspaltet, p1b_675.018 Grausam hat die Zeit geschaltet, p1b_675.019 Doch die Lieb ist nicht erkaltet, p1b_675.020 So die Schwingen erst entfaltet, p1b_675.021 Als ich jene Lieder sang. (A. W. v. Schlegel.) p1b_675.022 p1b_675.023 p1b_675.027 Der Lenz erwacht p1b_675.029 p1b_675.035Mit Werdelust und Schöpfermacht, p1b_675.030 Und Wies' und Wald entgegenlacht p1b_675.031 Jn Farbenduft und Blütenpracht! p1b_675.032 Wach auf, auch du, o Menschenherz, p1b_675.033 Laß fahren allen Erdenschmerz p1b_675.034 Und richt' empor dich himmelwärts! (Osw. Marbachs Frühlingslied.) p1b_675.036 p1b_675.037 p1b_675.038 Wo solch ein Feuer noch gedeiht, p1b_675.040 p1b_675.046Und solch ein Wein noch Flammen speit, p1b_675.041 Da lassen wir in Ewigkeit p1b_675.042 Uns nimmermehr vertreiben. p1b_675.043 Stoßt an! Stoßt an! Der Rhein, p1b_675.044 Und wär's nur um den Wein, p1b_675.045 Der Rhein soll deutsch verbleiben. (Herwegh, Rheinweinlied.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0709" n="675"/> <p> <lb n="p1b_675.001"/> <hi rendition="#g">Beispiel:</hi> </p> <lb n="p1b_675.002"/> <p> <hi rendition="#aq"> <lg> <l>Diu welt was gel, rot unde bla,</l> <lb n="p1b_675.003"/> <l> grüne in dem walde und anderswa,</l> <lb n="p1b_675.004"/> <l>Die kleinen vogele sungen da:</l> <lb n="p1b_675.005"/> <l> nu schriet aber diu nebelkra;</l> <lb n="p1b_675.006"/> <l>Hat sie iht ander farbe? ja:</l> <lb n="p1b_675.007"/> <l> sie ist bleich worden und übergra:</l> <lb n="p1b_675.008"/> <l> des rimpfet sich viel manik fra.</l> </lg> </hi> </p> <lb n="p1b_675.009"/> <p> <hi rendition="#right">(Walther v. d. Vogelweide.)</hi> </p> <p><lb n="p1b_675.010"/> 2. <hi rendition="#aq">a a a a a a x</hi>.</p> <p><lb n="p1b_675.011"/> Beispiele finden sich in v. d. Hagens Minnesingern <hi rendition="#aq">I</hi>. 54. Nr. 27 <lb n="p1b_675.012"/> (Gottfr. v. Nifen), sowie in Liliencrons Sammlung Nr. 21, endlich bei A. W. <lb n="p1b_675.013"/> v. Schlegel.</p> <p> <lb n="p1b_675.014"/> <hi rendition="#g">Beispiel:</hi> </p> <lb n="p1b_675.015"/> <lg> <l>Vieles hat sich umgestaltet,</l> <lb n="p1b_675.016"/> <l>Manches Neu ist schon veraltet,</l> <lb n="p1b_675.017"/> <l>Zwietracht hat sich mehr zerspaltet,</l> <lb n="p1b_675.018"/> <l>Grausam hat die Zeit geschaltet,</l> <lb n="p1b_675.019"/> <l>Doch die Lieb ist nicht erkaltet,</l> <lb n="p1b_675.020"/> <l>So die Schwingen erst entfaltet,</l> <lb n="p1b_675.021"/> <l>Als ich jene Lieder sang.</l> </lg> <p> <hi rendition="#right">(A. W. v. Schlegel.)</hi> </p> </div> <div n="4"> <p><lb n="p1b_675.022"/> 3. <hi rendition="#aq">a a a a b b b</hi>. (<hi rendition="#g">Oswald Marbachs Frühlingsstrophe</hi>.)</p> <p><lb n="p1b_675.023"/> Diese Strophe wandte nach Heinr. v. Veldeke (v. d. Hagens Minnesinger <lb n="p1b_675.024"/> <hi rendition="#aq">I</hi>. 37. Nr. 8. 2) Christian von Luppin (ebd. <hi rendition="#aq">II</hi>. 20. 1) und Nithart <lb n="p1b_675.025"/> (ebd. <hi rendition="#aq">II</hi>. 123. 37), von Neuern wieder Oswald Marbach an, weshalb sie seinen <lb n="p1b_675.026"/> Namen tragen möge.</p> <p> <lb n="p1b_675.027"/> <hi rendition="#g">Beispiel:</hi> </p> <lb n="p1b_675.028"/> <lg> <l>Der Lenz erwacht</l> <lb n="p1b_675.029"/> <l>Mit Werdelust und Schöpfermacht,</l> <lb n="p1b_675.030"/> <l>Und Wies' und Wald entgegenlacht</l> <lb n="p1b_675.031"/> <l>Jn Farbenduft und Blütenpracht!</l> <lb n="p1b_675.032"/> <l>Wach auf, auch du, o Menschenherz,</l> <lb n="p1b_675.033"/> <l>Laß fahren allen Erdenschmerz</l> <lb n="p1b_675.034"/> <l>Und richt' empor dich himmelwärts!</l> </lg> <lb n="p1b_675.035"/> <p> <hi rendition="#right">(Osw. Marbachs Frühlingslied.)</hi> </p> </div> <div n="4"> <p><lb n="p1b_675.036"/> 4. <hi rendition="#aq">a a a b c c b</hi>. (<hi rendition="#g">Herweghs Rheinweinliedstrophe</hi>.)</p> <p><lb n="p1b_675.037"/> Beispiele finden sich bei Goethe (Lebendiges Angedenken) und bei Herwegh.</p> <p> <lb n="p1b_675.038"/> <hi rendition="#g">Beispiel:</hi> </p> <lb n="p1b_675.039"/> <lg> <l>Wo solch ein Feuer noch gedeiht,</l> <lb n="p1b_675.040"/> <l>Und solch ein Wein noch Flammen speit,</l> <lb n="p1b_675.041"/> <l>Da lassen wir in Ewigkeit</l> <lb n="p1b_675.042"/> <l> Uns nimmermehr vertreiben.</l> <lb n="p1b_675.043"/> <l> Stoßt an! Stoßt an! Der Rhein,</l> <lb n="p1b_675.044"/> <l> Und wär's nur um den Wein,</l> <lb n="p1b_675.045"/> <l> Der Rhein soll deutsch verbleiben.</l> </lg> <lb n="p1b_675.046"/> <p> <hi rendition="#right">(Herwegh, Rheinweinlied.)</hi> </p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [675/0709]
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Beispiel:
p1b_675.002
Diu welt was gel, rot unde bla, p1b_675.003
grüne in dem walde und anderswa, p1b_675.004
Die kleinen vogele sungen da: p1b_675.005
nu schriet aber diu nebelkra; p1b_675.006
Hat sie iht ander farbe? ja: p1b_675.007
sie ist bleich worden und übergra: p1b_675.008
des rimpfet sich viel manik fra.
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(Walther v. d. Vogelweide.)
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2. a a a a a a x.
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Beispiele finden sich in v. d. Hagens Minnesingern I. 54. Nr. 27 p1b_675.012
(Gottfr. v. Nifen), sowie in Liliencrons Sammlung Nr. 21, endlich bei A. W. p1b_675.013
v. Schlegel.
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Beispiel:
p1b_675.015
Vieles hat sich umgestaltet, p1b_675.016
Manches Neu ist schon veraltet, p1b_675.017
Zwietracht hat sich mehr zerspaltet, p1b_675.018
Grausam hat die Zeit geschaltet, p1b_675.019
Doch die Lieb ist nicht erkaltet, p1b_675.020
So die Schwingen erst entfaltet, p1b_675.021
Als ich jene Lieder sang.
(A. W. v. Schlegel.)
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3. a a a a b b b. (Oswald Marbachs Frühlingsstrophe.)
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Diese Strophe wandte nach Heinr. v. Veldeke (v. d. Hagens Minnesinger p1b_675.024
I. 37. Nr. 8. 2) Christian von Luppin (ebd. II. 20. 1) und Nithart p1b_675.025
(ebd. II. 123. 37), von Neuern wieder Oswald Marbach an, weshalb sie seinen p1b_675.026
Namen tragen möge.
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Beispiel:
p1b_675.028
Der Lenz erwacht p1b_675.029
Mit Werdelust und Schöpfermacht, p1b_675.030
Und Wies' und Wald entgegenlacht p1b_675.031
Jn Farbenduft und Blütenpracht! p1b_675.032
Wach auf, auch du, o Menschenherz, p1b_675.033
Laß fahren allen Erdenschmerz p1b_675.034
Und richt' empor dich himmelwärts!
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(Osw. Marbachs Frühlingslied.)
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4. a a a b c c b. (Herweghs Rheinweinliedstrophe.)
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Beispiele finden sich bei Goethe (Lebendiges Angedenken) und bei Herwegh.
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Beispiel:
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Wo solch ein Feuer noch gedeiht, p1b_675.040
Und solch ein Wein noch Flammen speit, p1b_675.041
Da lassen wir in Ewigkeit p1b_675.042
Uns nimmermehr vertreiben. p1b_675.043
Stoßt an! Stoßt an! Der Rhein, p1b_675.044
Und wär's nur um den Wein, p1b_675.045
Der Rhein soll deutsch verbleiben.
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(Herwegh, Rheinweinlied.)
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