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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.

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(Frühlingslied), Jul. Hammer (Jm Abgrund), A. W. Schlegel (Arion), p1b_668.002
Fr. v. Schlegel (Gelübde und Freiheitslied), L. Dreves (Nachtlied), Lampadius p1b_668.003
(Schwarzauges Gut' Nacht), Geibel (Betrogen), Ritter (Frühlingslied: "Regst p1b_668.004
du, o Lenz! die jungen Glieder" &c.). Brinkmeier hat das Zornlied des p1b_668.005
Troubadours Peire Cardinal, und Rückert 2 Lieder im Schi-King (S. 133 p1b_668.006
und 143) in dieser Strophe übersetzt. Schmidt-Cabanis weitgesungenes humoristisches p1b_668.007
"Neues Märlein vom Champagnerwein" hat diese Form weiten Kreisen p1b_668.008
vermittelt, weshalb wir sie durch den Namen dieses Humoristen auszeichnen.

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Beispiel:

p1b_668.010
Kennt Alt wohl und Jung, und Groß und Klein p1b_668.011
Die Mär' von den durstigen Teufeln, p1b_668.012
Die einstmals lüstern nach gutem Wein p1b_668.013
Unter Kork und Draht nun verzweifeln: p1b_668.014
Vom Champagnerwein die lustige Mär', p1b_668.015
Der ein infernalischer Strafwein wär', p1b_668.016
Nur ein höllisches Thränen-Träufeln.(Schmidt-Cabanis.)
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Meine Liebste wollt' im Zimmer p1b_668.018
Hyacinthen ziehn, p1b_668.019
Daß dir was von Frühlingsschimmer, p1b_668.020
Winter, sei verliehn; p1b_668.021
Und in meinen Schachteln liegen stille Gruppen p1b_668.022
Puppen, p1b_668.023
Denen sollen Schmetterling' entfliehn.
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(Rückert, Zimmerfrühling.)

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2. a b a b c b c.

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Es ist dies eine seltene Form, welcher wir nur in einem alten dreiteiligen p1b_668.027
Kirchenlied (vgl. Wackernagels deutsches Kirchenlied S. 839), sowie bei Geibel p1b_668.028
(Zwei Psalmen, und Der Troubadour Nr. 7), endlich bei Rückert (Neuer Mut, p1b_668.029
Großes aus Kleinem, und im Schi-King S. 133) begegnen.

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Beispiel:

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Nun sollt ihr mich nicht unterkriegen, p1b_668.032
Jch schweb' empor, p1b_668.033
Jch hätt' euch können unterliegen p1b_668.034
Noch kurz zuvor, p1b_668.035
Als trübe gleich dem Himmelsbogen p1b_668.036
Von winterlichem Wolkenflor p1b_668.037
War mein Gemüt umzogen.

(Rückert.)

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3. a b a b c c d. (Kirchenliedstrophe.)

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Diese in mehr als 500 lutherischen Kirchenliedern angewandte Strophenform p1b_668.040
verleiht dem durch Luther angeregten, auch im Kirchenlied zum Ausdruck p1b_668.041
gelangten Vorwärtsdrängenden, nach=Licht-Ringenden einen überwältigenden p1b_668.042
Ausdruck, weshalb sie den Namen Kirchenliedstrophe verdienen dürfte. Der p1b_668.043
Name Goethes Sängerstrophe würde ebenso bezeichnend sein, da Goethe in p1b_668.044
ihr seinen weitgekannten Sänger dichtete; doch scheint mir der Name Kirchenliedstrophe p1b_668.045
im Hinblick auf ihr außerordentlich häufiges Vorkommen im Kirchenlied p1b_668.046
größere materielle Berechtigung zu haben.

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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882, S. 668. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik01_1882/702>, abgerufen am 22.11.2024.