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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.

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Hamerling in der Beschreibung des goldenen Hauses und der Dionysosfeier p1b_036.002
in Neros Garten und neuerdings in der Aspasia, Wagner in p1b_036.003
dem somnambulen Zug Sentas zum Holländer, in der Liebe Elsas zu p1b_036.004
Lohengrin, in Tristan und Jsolde, in der Walküre durch Benützung der dämonischen p1b_036.005
Elementargewalt der Liebe als eines hervorragenden dramatischen Leitmotivs p1b_036.006
- sie scheinen mit der hellblitzenden Farbe Makarts zu malen. p1b_036.007
Hamerling gelangt durch Erfassung einer dichterisch geistigen Perspektive p1b_036.008
zu seinem Ahasver und seiner Aspasia; Makart erringt nach Durchdringung p1b_036.009
des sinnlichen Naturalismus seine Höhe, und Wagner, der malende Dichterkomponist, p1b_036.010
kam erst nach Überfliegen der von Meyerbeer repräsentierten historischen p1b_036.011
Oper über Rienzi und der zweiten Gruppe seiner Schöpfungen (fliegender p1b_036.012
Holländer, Tannhäuser, Lohengrin) zu seinen großartigen Gesamtkunstwerken: p1b_036.013
den Meistersängern, Tristan und Jsolde und dem Ring des Nibelungen.

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Wie Hamerling die Sprache, wie Makart die Farbe, so p1b_036.015
absichts voll für die Wirkung gebraucht Wagner sein Orchester.

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Hamerling, der seinen Nero nach unschuldigem Menschenblut verlangen p1b_036.017
läßt, dessen Herz so heiß ist, daß ein Dolch darin schmelzen könnte, ist in der p1b_036.018
Empfindung überschwenglich, im Ausdruck genial. Makart, dem das schöne Auge p1b_036.019
brennen, die Haut wie mit Magnesiumlicht leuchten muß, und der auch einmal - p1b_036.020
der Wirkung halber - die Krebse stahlblau malt: er korrigiert mit kühner Hand p1b_036.021
scheinbar die Natur. Jn Wirklichkeit ist er der sichere Jnterpret der Lichtreflexe. p1b_036.022
Wagners Behandlung der Leidenschaft hat etwas Grandioses. Was ist Gluckscher p1b_036.023
und Mozartscher Haß oder deren Liebe, was deren Entsetzen, was Verdis p1b_036.024
Kulissenempfindung gegen Wagnersche Leidenschaft, die doch nie die Grenzen p1b_036.025
des allgemein Menschlichen verläßt, wenn auch das Empfinden, die Sinnlichkeit p1b_036.026
u. a. übertrieben scheint. Solch ein Dreiklang, den dieser Genius durch sein p1b_036.027
Orchester klingen läßt (wo z. B. Walter in den Meistersängern sein Lied beginnt) p1b_036.028
- er klingt wie ein Klang aus höheren Sphären, wie ein Zauberton, der den p1b_036.029
Frühling bringt. Hamerling hat mit Makart und Wagner gemeinsam, daß p1b_036.030
sinnliche Überschwenglichkeit nach übersinnlichen Äquivalenten sucht, welche sich p1b_036.031
dem überreizten Willen nicht fügen wollen. Dadurch erhalten wir eine leidenschaftschwangere p1b_036.032
Atmosphäre, die wie Opium betäubt, dämonisch wirkt. Dies ist p1b_036.033
bei Wagner und Makart bekanntlich weit mehr der Fall, als bei Hamerling, p1b_036.034
den das dichterische Maß vor Ausschreitungen schützt, obwohl er z. B. das Laster p1b_036.035
malt mit Farben, welche die Augen blenden, mit Lichtern, die wie Sonnenstrahlen p1b_036.036
wirken, obwohl Vieles bei ihm Verzückung, fieberhafter Rausch, Krampf, Genuß p1b_036.037
bis zur Übersättigung ist. Makart hat sich nicht einmal durch den Hinblick p1b_036.038
auf den Kaulbachschen Jdealismus (der idealen Linienschönheit) in Verfolgung p1b_036.039
seines Ziels beirren lassen; aber den idealen Cornelius, den weichempfindenden p1b_036.040
Overbeck scheint er in sich verarbeitet zu haben, um weit mehr als ein Tintoretto, p1b_036.041
Paul Veronese &c. Repräsentant des Realismus zu werden und, unbekümmert p1b_036.042
um Allegorie, Reflexion und das geistige Moment, Stoffmalerei, Bravour p1b_036.043
des Machwerks, frappierende Wiedergabe des Körperlichen zu erreichen. Es muß

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Hamerling in der Beschreibung des goldenen Hauses und der Dionysosfeier p1b_036.002
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Wie Hamerling die Sprache, wie Makart die Farbe, so p1b_036.015
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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik01_1882/70>, abgerufen am 24.11.2024.