Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.p1b_644.001 p1b_644.002 Jn Gluckgluck leb' ich, p1b_644.004 p1b_644.007Jn Gluckgluck schweb' ich; p1b_644.005 Und wer in Gluckgluck lebt, p1b_644.006 Das ist mein Bruder. (Aus Hofmanns schlesischen Volksliedern S. 259.) p1b_644.008 p1b_644.009 p1b_644.016 a. Jm Nebelgeriesel, im tiefen Schnee, p1b_644.018 p1b_644.021Jm wilden Wald, in der Winternacht, p1b_644.019 Jch hörte der Wölfe Hungergeheul, p1b_644.020 Jch hörte der Eulen Geschrei.(Goethe.) b. Komm doch, Herr, und laß dich sehen! p1b_644.022 p1b_644.025Auch du, Herrin, laß die Schlüssel klingen, p1b_644.023 Auch du, Fräulein, komm und spiel' mit uns, p1b_644.024 Denn drei Kränze brachten wir für's Haus. (Aus Volkslieder der Polen, 1833. S. 18.) p1b_644.026 p1b_644.029 § 202. Fünfzeilige Strophen. p1b_644.030 1. Stollen.
2. Stollen. Und andern kleinen vogellin: p1b_644.038 p1b_644.039do daht' ich an die vrouwen min: Abgesang. diu ist mins herzen künigin. p1b_644.040(Gotfr. v. Nifen. Vgl. Hagens Minnes. I. 62.) p1b_644.001 p1b_644.002 Jn Gluckgluck leb' ich, p1b_644.004 p1b_644.007Jn Gluckgluck schweb' ich; p1b_644.005 Und wer in Gluckgluck lebt, p1b_644.006 Das ist mein Bruder. (Aus Hofmanns schlesischen Volksliedern S. 259.) p1b_644.008 p1b_644.009 p1b_644.016 a. Jm Nebelgeriesel, im tiefen Schnee, p1b_644.018 p1b_644.021Jm wilden Wald, in der Winternacht, p1b_644.019 Jch hörte der Wölfe Hungergeheul, p1b_644.020 Jch hörte der Eulen Geschrei.(Goethe.) b. Komm doch, Herr, und laß dich sehen! p1b_644.022 p1b_644.025Auch du, Herrin, laß die Schlüssel klingen, p1b_644.023 Auch du, Fräulein, komm und spiel' mit uns, p1b_644.024 Denn drei Kränze brachten wir für's Haus. (Aus Volkslieder der Polen, 1833. S. 18.) p1b_644.026 p1b_644.029 § 202. Fünfzeilige Strophen. p1b_644.030 1. Stollen.
2. Stollen. Und andern kleinen vogellin: p1b_644.038 p1b_644.039do daht' ich an die vrouwen min: Abgesang. diu ist mins herzen künigin. p1b_644.040(Gotfr. v. Nifen. Vgl. Hagens Minnes. I. 62.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0678" n="644"/> <p><lb n="p1b_644.001"/> 9. <hi rendition="#aq">a a b c</hi>.</p> <p> <lb n="p1b_644.002"/> <hi rendition="#g">Beispiel:</hi> </p> <lb n="p1b_644.003"/> <lg> <l>Jn Gluckgluck leb' ich,</l> <lb n="p1b_644.004"/> <l>Jn Gluckgluck schweb' ich;</l> <lb n="p1b_644.005"/> <l>Und wer in Gluckgluck lebt,</l> <lb n="p1b_644.006"/> <l>Das ist mein Bruder.</l> </lg> <lb n="p1b_644.007"/> <p> <hi rendition="#right">(Aus Hofmanns schlesischen Volksliedern S. 259.)</hi> </p> <p><lb n="p1b_644.008"/> 10. <hi rendition="#aq">a b c d</hi>.</p> <p><lb n="p1b_644.009"/> Die weiteren Kombinationen <hi rendition="#aq">a b a a, a b c a, a b c c, a b b c</hi> <lb n="p1b_644.010"/> kommen bei besseren Dichtern nicht vor. Dagegen finden wir reimlose vierzeilige <lb n="p1b_644.011"/> Strophen (<hi rendition="#aq">a b c d</hi>) bei Kleist, Klopstock, Herder, Heine, Goethe, Platen <lb n="p1b_644.012"/> sowie besonders in serbischen, österreichischen, polnischen und deutschen Volksliedern; <lb n="p1b_644.013"/> auch die indische Liebesklage (übersetzt in Höfers indischen Gedichten <hi rendition="#aq">II</hi>. <lb n="p1b_644.014"/> 142) ist in dieser Strophe gedichtet. Die Strophe ist der Anfang zur unstrophisch <lb n="p1b_644.015"/> regellosen Hymne, zur Dithyrambe wie zur Ode.</p> <p> <lb n="p1b_644.016"/> <hi rendition="#g">Beispiele:</hi> </p> <lb n="p1b_644.017"/> <p rendition="#left"><hi rendition="#aq">a</hi>.</p> <lg> <l>Jm Nebelgeriesel, im tiefen Schnee,</l> <lb n="p1b_644.018"/> <l>Jm wilden Wald, in der Winternacht,</l> <lb n="p1b_644.019"/> <l>Jch hörte der Wölfe Hungergeheul,</l> <lb n="p1b_644.020"/> <l>Jch hörte der Eulen Geschrei.<hi rendition="#right">(Goethe.)</hi> </l> </lg> <lb n="p1b_644.021"/> <p rendition="#left"><hi rendition="#aq">b</hi>.</p> <lg> <l>Komm doch, Herr, und laß dich sehen!</l> <lb n="p1b_644.022"/> <l>Auch du, Herrin, laß die Schlüssel klingen,</l> <lb n="p1b_644.023"/> <l>Auch du, Fräulein, komm und spiel' mit uns,</l> <lb n="p1b_644.024"/> <l>Denn drei Kränze brachten wir für's Haus.</l> </lg> <lb n="p1b_644.025"/> <p> <hi rendition="#right">(Aus Volkslieder der Polen, 1833. S. 18.)</hi> </p> <p><lb n="p1b_644.026"/> Weitere Beispiele s. Wila, serb. Volksl. v. Gerhard <hi rendition="#aq">I</hi>. 174; Tschischka, <lb n="p1b_644.027"/> österr. Volksl. S. 92; Erk, deutsche Volksl. 72 u. s. w., sowie die Publikation <lb n="p1b_644.028"/> „Laudon im Gedicht und Liede seiner Zeitgenossen“ S. 120.</p> </div> </div> <div n="3"> <lb n="p1b_644.029"/> <p> <hi rendition="#c">§ 202. Fünfzeilige Strophen.</hi> </p> <p><lb n="p1b_644.030"/> Wie die beiden Otfriedschen Langzeilen gebrochen die vierzeilige <lb n="p1b_644.031"/> Strophe bildeten, so entwickelte sich durch Hinzufügung einer Halbzeile <lb n="p1b_644.032"/> die fünfzeilige Strophe. Die beiden in 4 Halbzeilen geteilten <lb n="p1b_644.033"/> Langzeilen bildeten gewissermaßen die Stollen des Aufgesangs, während <lb n="p1b_644.034"/> die fünfte Zeile als Abgesang angesehen werden konnte, z. B.:</p> <lb n="p1b_644.035"/> <p rendition="#left">1. <hi rendition="#g">Stollen.</hi></p> <p> <hi rendition="#aq"> <lg> <l>Diu nahtegal diu sanc so wol,</l> <lb n="p1b_644.036"/> <l>daz man ir's imer danken sol,</l> </lg> </hi> </p> <lb n="p1b_644.037"/> <p rendition="#left">2. <hi rendition="#g">Stollen.</hi></p> <lg> <l> <hi rendition="#aq">Und andern kleinen vogellin:</hi> </l> <lb n="p1b_644.038"/> <l><hi rendition="#aq">do daht' ich an die vrouwen min</hi>:</l> </lg> <lb n="p1b_644.039"/> <p rendition="#left"> <hi rendition="#g">Abgesang.</hi> </p> <lg> <l><hi rendition="#aq">diu ist mins herzen künigin</hi>.</l> </lg> <lb n="p1b_644.040"/> <p> <hi rendition="#right">(Gotfr. v. Nifen. Vgl. Hagens Minnes. <hi rendition="#aq">I</hi>. 62.)</hi> </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [644/0678]
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9. a a b c.
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Beispiel:
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Jn Gluckgluck leb' ich, p1b_644.004
Jn Gluckgluck schweb' ich; p1b_644.005
Und wer in Gluckgluck lebt, p1b_644.006
Das ist mein Bruder.
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(Aus Hofmanns schlesischen Volksliedern S. 259.)
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10. a b c d.
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Die weiteren Kombinationen a b a a, a b c a, a b c c, a b b c p1b_644.010
kommen bei besseren Dichtern nicht vor. Dagegen finden wir reimlose vierzeilige p1b_644.011
Strophen (a b c d) bei Kleist, Klopstock, Herder, Heine, Goethe, Platen p1b_644.012
sowie besonders in serbischen, österreichischen, polnischen und deutschen Volksliedern; p1b_644.013
auch die indische Liebesklage (übersetzt in Höfers indischen Gedichten II. p1b_644.014
142) ist in dieser Strophe gedichtet. Die Strophe ist der Anfang zur unstrophisch p1b_644.015
regellosen Hymne, zur Dithyrambe wie zur Ode.
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Beispiele:
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a.
Jm Nebelgeriesel, im tiefen Schnee, p1b_644.018
Jm wilden Wald, in der Winternacht, p1b_644.019
Jch hörte der Wölfe Hungergeheul, p1b_644.020
Jch hörte der Eulen Geschrei.(Goethe.)
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b.
Komm doch, Herr, und laß dich sehen! p1b_644.022
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Auch du, Fräulein, komm und spiel' mit uns, p1b_644.024
Denn drei Kränze brachten wir für's Haus.
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(Aus Volkslieder der Polen, 1833. S. 18.)
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Weitere Beispiele s. Wila, serb. Volksl. v. Gerhard I. 174; Tschischka, p1b_644.027
österr. Volksl. S. 92; Erk, deutsche Volksl. 72 u. s. w., sowie die Publikation p1b_644.028
„Laudon im Gedicht und Liede seiner Zeitgenossen“ S. 120.
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§ 202. Fünfzeilige Strophen.
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Wie die beiden Otfriedschen Langzeilen gebrochen die vierzeilige p1b_644.031
Strophe bildeten, so entwickelte sich durch Hinzufügung einer Halbzeile p1b_644.032
die fünfzeilige Strophe. Die beiden in 4 Halbzeilen geteilten p1b_644.033
Langzeilen bildeten gewissermaßen die Stollen des Aufgesangs, während p1b_644.034
die fünfte Zeile als Abgesang angesehen werden konnte, z. B.:
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1. Stollen.
Diu nahtegal diu sanc so wol, p1b_644.036
daz man ir's imer danken sol,
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2. Stollen.
Und andern kleinen vogellin: p1b_644.038
do daht' ich an die vrouwen min:
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Abgesang.
diu ist mins herzen künigin.
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(Gotfr. v. Nifen. Vgl. Hagens Minnes. I. 62.)
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