p1b_633.001 IV. Die deutsch=nationalen Strophen der Gegenwart.
p1b_633.002 § 198. Erklärung und Einteilung.
p1b_633.003 1. Neben den bisher aufgeführten Strophen, die in unserer poetischen p1b_633.004 Litteratur größere oder geringere Verwendung fanden, giebt es noch jene p1b_633.005 stattliche Anzahl deutsch=nationaler Strophenformen, die zum Teil p1b_633.006 aus früheren Perioden unserer Litteratur sich herschreiben, zum Teil p1b_633.007 aber der dichterischen Schöpfungskraft unseres Volkes in den letzten p1b_633.008 Jahrhunderten entsprossen sind. Neben ihrer Verschiedenartigkeit in p1b_633.009 Bezug auf Rhythmus und Zeilenlänge unterscheiden sie sich besonders p1b_633.010 durch ihre außerordentlich mannigfaltige Reimstellung und durch ihre p1b_633.011 Zeilenzahl.
p1b_633.012 2. Zeilenzahl und Reimstellung bedingen ihre Gruppierung.
p1b_633.013 3. Die historische Entwickelung der einzelnen Strophenformen p1b_633.014 darzustellen wäre eines Versuchs würdig.
p1b_633.015 1. Welcher weitumfassenden Verschiedenheit und Mannigfaltigkeit unsere p1b_633.016 Strophen fähig sind, dürfte sich schon aus dem Hinblick auf die Anzahl der p1b_633.017 zu ihrem Aufbau verwendbaren Metren ergeben. Jedes Metrum läßt aber p1b_633.018 wieder je nach der Taktanzahl der einzelnen Verse eine beliebige Anzahl von p1b_633.019 Strophenverschiedenheiten zu. Hierzu kommt die durch Reimstellung &c. sich p1b_633.020 ergebende Mannigfaltigkeit und die Verschiedenheit im Verhältnis der Zeilenlängen p1b_633.021 u. s. w.
p1b_633.022 2. Wir teilen die deutsch=nationalen Strophen am besten in zwei=, p1b_633.023 drei=, vier= bis zwanzigzeilige und vielzeilige Strophen ein.
p1b_633.024 Die einzelnen Formen und Modifikationen dieser zwei= bis vielzeiligen p1b_633.025 Strophen behandeln wir bei deren Vorführung in den nachfolgenden Paragraphen.
p1b_633.026
p1b_633.027 Die entlehnten Bezeichnungen Distichon, Tristichon, Tetrastichon &c. p1b_633.028 finden wir bei deutschen Strophen nicht angemessen.
p1b_633.029 3. Jnteressant wäre der Nachweis, wie sich die einzelnen Strophenformen p1b_633.030 bis in die Neuzeit auseinander entfaltet haben: wie also z. B. die dreizeiligep1b_633.031 Strophe durch Hinzufügung eines einzeiligen Abgesangs aus dem p1b_633.032 Reimpaare sich bildete, wie die vierzeilige Strophe durch Brechung des p1b_633.033 Langzeilen-Reimpaars entstand, wie die fünfzeilige Strophe durch Anfügen p1b_633.034 eines einzeiligen Abgesangs aus der vierzeiligen Strophe sich entwickelte, wie p1b_633.035 ferner die fünfzeilige Strophe a a | b b | c - oder a b | a b | a - durch p1b_633.036 Hinzufügung des c oder b Reimes zur sechszeiligen Strophe hindrängte, wie p1b_633.037 die 4zeilige mit 3zeiligem Abgesang eine siebenzeilige, in ihrer Verdoppelung p1b_633.038 aber eine achtzeilige Strophe bildete u. s. w.
p1b_633.039 Wir deuten das Nötige bei den nachstehend aufzuführenden Strophenformen p1b_633.040 an.
p1b_633.001 IV. Die deutsch=nationalen Strophen der Gegenwart.
p1b_633.002 § 198. Erklärung und Einteilung.
p1b_633.003 1. Neben den bisher aufgeführten Strophen, die in unserer poetischen p1b_633.004 Litteratur größere oder geringere Verwendung fanden, giebt es noch jene p1b_633.005 stattliche Anzahl deutsch=nationaler Strophenformen, die zum Teil p1b_633.006 aus früheren Perioden unserer Litteratur sich herschreiben, zum Teil p1b_633.007 aber der dichterischen Schöpfungskraft unseres Volkes in den letzten p1b_633.008 Jahrhunderten entsprossen sind. Neben ihrer Verschiedenartigkeit in p1b_633.009 Bezug auf Rhythmus und Zeilenlänge unterscheiden sie sich besonders p1b_633.010 durch ihre außerordentlich mannigfaltige Reimstellung und durch ihre p1b_633.011 Zeilenzahl.
p1b_633.012 2. Zeilenzahl und Reimstellung bedingen ihre Gruppierung.
p1b_633.013 3. Die historische Entwickelung der einzelnen Strophenformen p1b_633.014 darzustellen wäre eines Versuchs würdig.
p1b_633.015 1. Welcher weitumfassenden Verschiedenheit und Mannigfaltigkeit unsere p1b_633.016 Strophen fähig sind, dürfte sich schon aus dem Hinblick auf die Anzahl der p1b_633.017 zu ihrem Aufbau verwendbaren Metren ergeben. Jedes Metrum läßt aber p1b_633.018 wieder je nach der Taktanzahl der einzelnen Verse eine beliebige Anzahl von p1b_633.019 Strophenverschiedenheiten zu. Hierzu kommt die durch Reimstellung &c. sich p1b_633.020 ergebende Mannigfaltigkeit und die Verschiedenheit im Verhältnis der Zeilenlängen p1b_633.021 u. s. w.
p1b_633.022 2. Wir teilen die deutsch=nationalen Strophen am besten in zwei=, p1b_633.023 drei=, vier= bis zwanzigzeilige und vielzeilige Strophen ein.
p1b_633.024 Die einzelnen Formen und Modifikationen dieser zwei= bis vielzeiligen p1b_633.025 Strophen behandeln wir bei deren Vorführung in den nachfolgenden Paragraphen.
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p1b_633.027 Die entlehnten Bezeichnungen Distichon, Tristichon, Tetrastichon &c. p1b_633.028 finden wir bei deutschen Strophen nicht angemessen.
p1b_633.029 3. Jnteressant wäre der Nachweis, wie sich die einzelnen Strophenformen p1b_633.030 bis in die Neuzeit auseinander entfaltet haben: wie also z. B. die dreizeiligep1b_633.031 Strophe durch Hinzufügung eines einzeiligen Abgesangs aus dem p1b_633.032 Reimpaare sich bildete, wie die vierzeilige Strophe durch Brechung des p1b_633.033 Langzeilen-Reimpaars entstand, wie die fünfzeilige Strophe durch Anfügen p1b_633.034 eines einzeiligen Abgesangs aus der vierzeiligen Strophe sich entwickelte, wie p1b_633.035 ferner die fünfzeilige Strophe a a │ b b │ c ─ oder a b │ a b │ a ─ durch p1b_633.036 Hinzufügung des c oder b Reimes zur sechszeiligen Strophe hindrängte, wie p1b_633.037 die 4zeilige mit 3zeiligem Abgesang eine siebenzeilige, in ihrer Verdoppelung p1b_633.038 aber eine achtzeilige Strophe bildete u. s. w.
p1b_633.039 Wir deuten das Nötige bei den nachstehend aufzuführenden Strophenformen p1b_633.040 an.
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1. Neben den bisher aufgeführten Strophen, die in unserer poetischen p1b_633.004
Litteratur größere oder geringere Verwendung fanden, giebt es noch jene p1b_633.005
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aus früheren Perioden unserer Litteratur sich herschreiben, zum Teil p1b_633.007
aber der dichterischen Schöpfungskraft unseres Volkes in den letzten p1b_633.008
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durch ihre außerordentlich mannigfaltige Reimstellung und durch ihre p1b_633.011
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2. Zeilenzahl und Reimstellung bedingen ihre Gruppierung.
p1b_633.013
3. Die historische Entwickelung der einzelnen Strophenformen p1b_633.014
darzustellen wäre eines Versuchs würdig.
p1b_633.015
1. Welcher weitumfassenden Verschiedenheit und Mannigfaltigkeit unsere p1b_633.016
Strophen fähig sind, dürfte sich schon aus dem Hinblick auf die Anzahl der p1b_633.017
zu ihrem Aufbau verwendbaren Metren ergeben. Jedes Metrum läßt aber p1b_633.018
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p1b_633.022
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Die einzelnen Formen und Modifikationen dieser zwei= bis vielzeiligen p1b_633.025
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3. Jnteressant wäre der Nachweis, wie sich die einzelnen Strophenformen p1b_633.030
bis in die Neuzeit auseinander entfaltet haben: wie also z. B. die dreizeilige p1b_633.031
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aber eine achtzeilige Strophe bildete u. s. w.
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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882, S. 633. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik01_1882/667>, abgerufen am 22.11.2024.
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