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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.

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Den einst ein schönes Augenpaar gewahre: p1b_563.002
Für solch ein süß Gedenken p1b_563.003
Würd' ich das Leben und die Lust verschenken.
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Doch dieser eitle Traum p1b_563.005
Läßt mir zu bittrem Leide p1b_563.006
Trugvolle Hoffnung vor der Seele schweben. p1b_563.007
Gieb nicht dem Wahne Raum, p1b_563.008
Mein Herz, der Tod bescheide, p1b_563.009
Was unerreichbar blieb im langen Leben. p1b_563.010
Längst hab' ich aufgegeben p1b_563.011
So gänzlich dies Vertrauen, p1b_563.012
Daß, Zweifelmut im Blick, p1b_563.013
Vor all dem Mißgeschick p1b_563.014
Jch gar verlern', im Tode Trost zu schauen. p1b_563.015
Ach! Eines nur vergönnte p1b_563.016
Mir Leben: - wenn ich nicht mehr hoffen könnte.
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Was auch die Augen sah'n, p1b_563.018
Nichts kann mir Staunen regen, p1b_563.019
Da hoffnungslos zu sein mir gar benommen. p1b_563.020
Das ward mir angethan; p1b_563.021
Selbst diesen Brand zu legen, p1b_563.022
Der mich verzehrt, - wie könnt' ich dazu kommen! p1b_563.023
Glaubt nicht, ich sei beklommen, p1b_563.024
Man könne mein vergessen; p1b_563.025
Ach, solcherlei Gefahr p1b_563.026
Gewänn' ich lieb sogar; p1b_563.027
Dann hielt' ein Fürchten doch mein Herz besessen. p1b_563.028
Wer sollte je vermeinen, p1b_563.029
Es könne Hoffnung ohne Furcht erscheinen!
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Wer noch verlieren kann, p1b_563.031
Nur der vermag zu beben; p1b_563.032
Wem kein Verlust mehr möglich, - weh' ihm, wehe! p1b_563.033
Schuld seid Jhr, Herrin, dran; p1b_563.034
Denn mir den Tod zu geben p1b_563.035
Gnügt' eine Stunde, wo ich Euch nicht sehe. p1b_563.036
Jhr machtet, daß ich stehe p1b_563.037
Umstrickt von falschem Hoffen; p1b_563.038
Doch kränkt mich das noch mehr: p1b_563.039
Jch galt Euch nie so sehr, p1b_563.040
Daß Euer Zorn mich hätte je getroffen; p1b_563.041
Wer so gering erschienen, p1b_563.042
Vermag so süße Qual nicht zu verdienen.
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Es that so lieb und lind p1b_563.044
Die Liebe mit mir immer, p1b_563.045
Wie's jetzt sich klar ausweist in meinem Leiden; p1b_563.046
Denn hat gefehlt ein Kind, p1b_563.047
Jst keine Strafe schlimmer, p1b_563.048
Als die verdiente Straf' ihm nicht bescheiden; p1b_563.049
Und nimmer braucht zu meiden p1b_563.050
Der unglückselge Kranke, p1b_563.051
Fand ihn des Arztes Blick p1b_563.052
Verfallen dem Geschick,
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Den einst ein schönes Augenpaar gewahre: p1b_563.002
Für solch ein süß Gedenken p1b_563.003
Würd' ich das Leben und die Lust verschenken.
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Doch dieser eitle Traum p1b_563.005
Läßt mir zu bittrem Leide p1b_563.006
Trugvolle Hoffnung vor der Seele schweben. p1b_563.007
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Mir Leben: ─ wenn ich nicht mehr hoffen könnte.
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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882, S. 563. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik01_1882/597>, abgerufen am 25.11.2024.