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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.

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Die ersten deutschen Ritornelle schrieb Rückert in der Urania 1822, p1b_546.002
worauf W. Müller die seinigen ebenfalls in der Urania folgen ließ. Er gab p1b_546.003
ihnen die Überschrift: Ständchen in Ritornellen. Vers 1 und 3 assoniert bei p1b_546.004
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vereinigt, wodurch - wie Müller meint - lyrischer Ton erreicht wird. Der p1b_546.006
italienischen Form ist es entsprechend, daß die erste kürzere Zeile meist einen p1b_546.007
Pflanzennamen als Anruf bringt. Die Rückertsche Form ist strenger gehalten p1b_546.008
als die italienische, welche statt des Reims meist nur Assonanzen und Ausklänge p1b_546.009
hat (vgl. § 126. 1. 6, S. 394). Rückert schrieb 332 Ritornelle. Jn seinen p1b_546.010
Kindertotenliedern (Frankfurt 1872) S. 220-236 allein finden sich nicht p1b_546.011
weniger als 140 Ritornelle.

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Zu erwähnen sind die Ritornelle in Paul Heyses italienischen Liedern, p1b_546.013
die zuweilen wie die altbayerischen Schnadahüpfl gebraucht werden, ferner die p1b_546.014
Ritornelle Ad. Glasers, Theodor Storms und Walpurga Schindels (vgl. für p1b_546.015
letztere Österr. Wochenschr. f. Wiss. u. K. 1872, sowie Amthors Alpenfreund 1873).

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Beispiel der assonierenden Ritornelle Wilh. Müllers.

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Der Garten des Herzens.

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Vers 1.Jn meines Herzens Mitte blüht ein Gärtchen, p1b_546.019
Verschlossen ist es durch ein enges Pförtchen, p1b_546.020
Zu dem den Schlüssel führt mein liebes Mädchen.
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Es ist April. Komm, wolle dich nicht schämen p1b_546.022
Und pflücke dir heraus die liebsten Blumen! p1b_546.023
Sie drängen sich entgegen deinen Händen.
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Je mehr du pflückst, je mehr sie wieder sprossen; p1b_546.025
Doch willst du unberührt sie blühen lassen, p1b_546.026
So werden sie vor ihrer Zeit vertrocknen.

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(Man beachte die bis zu unreinen Reimen "abgewetzten" Reimwetzler p1b_546.028
Pförtchen, Blumen, lassen.)

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Vers 2.Mir träumt', ich starb, und deine Thränen flossen, p1b_546.030
Da richtet' ich mich auf und lebte wieder, p1b_546.031
Der welken Blume gleich, die Tau begossen.(Rückert.)
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Vers 3.Krone der Nelke! p1b_546.033
Zum Schattendach dient dir mein Liebeskummer, p1b_546.034
Daß deine Pracht nicht an der Sonne welke.(Rückert.)
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Vers 4.Dunkle Cypressen, p1b_546.036
Die Welt ist gar zu lustig p1b_546.037
Es wird doch alles vergessen.(Theodor Storm.)
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Vers 5.Einfache Raute! p1b_546.039
Wenn bunte Blumen hell das Leben zieren, p1b_546.040
Folgst du in's Grab als einzige Vertraute.(Adolf Glaser.)
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Vers 6.Wilde Reben! p1b_546.042
Der Frühling will aus euern dunklen Zweigen p1b_546.043
Ein grünes Zelt verborg'ner Liebe weben.

(W. Schindel.)

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Die ersten deutschen Ritornelle schrieb Rückert in der Urania 1822, p1b_546.002
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Zu erwähnen sind die Ritornelle in Paul Heyses italienischen Liedern, p1b_546.013
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Beispiel der assonierenden Ritornelle Wilh. Müllers.

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Der Garten des Herzens.

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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882, S. 546. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik01_1882/580>, abgerufen am 22.11.2024.