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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.

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Denn gleichwie deine Faust der Gläubigen Geschlecht, p1b_536.002
Als es in höchster Not, errettet und ergötzet, p1b_536.003
Also hat durch dein Haupt, die Kugel (leider) recht p1b_536.004
Der Deutschen Freiheit Herz und Tugendhaupt verlötzet.
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Siegreich und selig zwar hat dich, weil in der Schlacht p1b_536.006
Du frei für Gottes Wort dein teures Blut vergossen, p1b_536.007
Jn die endlose Freud und Ehr dein End gebracht:
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Jedoch in Leid und Not sind deine Bundsgenossen, p1b_536.009
Weil deine Herrschung du mit Sieg, Triumph und Pracht p1b_536.010
Dort in dem Himmelreich anfangend, hie beschlossen.

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Gleichzeitig mit Weckherlin - vielleicht schon vor ihm - hat Paul p1b_536.012
Melissus (Bibliothekar in Heidelberg, 1539-1602), der nebenbei bemerkt die p1b_536.013
ersten deutschen Terzinen dichtete, Sonette geschrieben. Die ersten geharnischten p1b_536.014
patriotischen Sonette schrieb Paul Flemming (1609-1649) ebenfalls p1b_536.015
in Alexandrinern.

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Beispiel Flemmings:

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An die jetzigen Deutschen.

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Jetzt fällt man uns in's Mahl, in unsre vollen Schalen, p1b_536.019
Wie man uns längst gedräut! Wo ist nun unser Mut? p1b_536.020
Der ausgestählte Sinn? das kriegerische Blut? p1b_536.021
Es fällt kein Ungar nicht von unserm eiteln Prahlen!
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Kein Busch, kein Schützenrock, kein buntes Fahnenmalen p1b_536.023
Schreckt den Kroaten ab. Das Ansehn ist sehr gut, p1b_536.024
Das Ansehn mein ich nur, das nichts zum Schlagen thut, p1b_536.025
Wir feigsten Krieger wir, die Phöbus kann bestrahlen!
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Was ängsten wir uns doch und legen Rüstung an, p1b_536.027
Die doch der weiche Leib nicht um sich leiden kann? p1b_536.028
Des großen Vaters Helm ist viel zu weit dem Sohne!
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Der Degen schändet ihn! Wir Männer ohne Mann, p1b_536.030
Wir Starken auf den Schein, so ist's um uns gethan, p1b_536.031
Uns Namens-Deutsche nur! Jch sag's auch mir zum Hohne.

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Die Dichter der ersten schlesischen Dichterschule, Opitz, Gryphius u. A., schrieben p1b_536.033
Sonette im Alexandriner. Dann verfiel das Sonett bis zur Zeit Bürgers p1b_536.034
(1748-1794) und des berühmten Übersetzers Ariosts, Tassos und Calderons, p1b_536.035
Joh. Dietrich Gries (1775-1842), welch' letzterer im Tone Flemmings p1b_536.036
geharnischte Sonette schrieb. Besonders pflegte es Bürger, dessen bezaubernd p1b_536.037
schöne Sonette als Ausdruck der tiefsten Empfindung auch heute noch p1b_536.038
gerühmt werden sollten. Seine Sonette waren meist im fünftaktigen Trochäus p1b_536.039
geschrieben, z. B. die Erscheinung, Täuschung, Für Sie mein Eins und Alles, p1b_536.040
Trauerstelle, Verlust, Liebe ohne Heimat, Überall Molly und Liebe, An A. W. p1b_536.041
Schlegel &c. Doch hat er auch einige Sonette im jambischen Quinar geschrieben, p1b_536.042
z. B. die Eine, die Unvergleichliche, Naturrecht &c.

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Denn gleichwie deine Faust der Gläubigen Geschlecht, p1b_536.002
Als es in höchster Not, errettet und ergötzet, p1b_536.003
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Dort in dem Himmelreich anfangend, hie beschlossen.

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Gleichzeitig mit Weckherlin ─ vielleicht schon vor ihm ─ hat Paul p1b_536.012
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Beispiel Flemmings:

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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882, S. 536. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik01_1882/570>, abgerufen am 22.11.2024.