p1b_516.001 zwei einander folgende Gedichtsabschnitte gebildet würden, sondern so, daß sie p1b_516.002 sich durchflechten. Zehn im Druck der Glocke durch Einrücken genügend p1b_516.003 charakterisierte trochäische Strophen von je 8 Zeilen mit dem strophischen p1b_516.004 Charakteristikum, welches der 5. und 6. Verszeile nur 3 Takte einräumte, p1b_516.005 bilden das konstante Element der Rhythmopöie. Zwischen je zwei dieser p1b_516.006 10 Strophen ist sodann eine Partie in freier metrischer Form eingefügt. Diese p1b_516.007 zehn trochäischen Strophen stehen unter sich in engem Zusammenhang, so zwar, p1b_516.008 daß sie für sich ein abgeschlossenes Gedicht bilden könnten. Den Jnhalt dieser p1b_516.009 Strophen bilden die Einzelheiten alles desjenigen, was sich auf den Glockenguß p1b_516.010 bezieht. Der Meister spricht in ihnen an die Gesellen. Die unregelmäßigenp1b_516.011 Strophen enthalten jene Momente, welche das Menschenleben in idealer Verbindung p1b_516.012 behandeln. Die 4 ersten schön disponierten und ausgeführten Bilder (Taufe, p1b_516.013 Trauung, Feuer, Tod) sind dem Familienleben angehörig, während die beiden p1b_516.014 letzteren (Abendglocke und Aufruhrglocke) das Leben der Gemeinde wiederspiegeln.
p1b_516.015 Die Mehrzahl der Strophen wechselt im Rhythmus, - ein Verfahren, das der p1b_516.016 Dichter z. B. auch in seinem 27strophigen Gedicht Das Eleusische Fest beliebte, p1b_516.017 wo die 1., die 14. und die 27. Strophe daktylisch gebaut sind, während die p1b_516.018 übrigen Strophen trochäisch sind. Auch in Würde der Frauen läßt Schiller p1b_516.019 daktylische und trochäische Strophen so wechseln, daß diese die Männer, jene p1b_516.020 die Frauen behandeln. (Ähnlich verleiht Goethe dem Gedichte Auf dem Seep1b_516.021 abwechselnd jambischen, trochäischen und trochäisch=daktylischen Rhythmus.)
p1b_516.023 Alle in der deutschen Poesie bekannten Strophenformen zerfallen p1b_516.024 nach Herkunft und Anwendung in vier große Hauptgruppen:
p1b_516.025 I. Antike und antikisierende Strophen.
p1b_516.026 II. Fremde moderne Strophen.
p1b_516.027 III. Althochdeutsche und mittelhochdeutsche Strophen.
p1b_516.028 IV. Deutsch nationale Strophen der Gegenwart.
p1b_516.029 1. Die antiken Strophen, welche in unserer poetischen Litteratur durch p1b_516.030 Nachahmung der Antike Eingang fanden, sind vor Allem a. die sapphische p1b_516.031 Strophe, b. die alkäische, c. die asklepiadeischen Strophen, d. die pherekratische, p1b_516.032 e. die glykonische, f. die phaläkische Strophe. Hierzu kommt noch eine große p1b_516.033 Zahl antikisierender Strophen, die von deutschen Dichtern aus antiken Versen p1b_516.034 und Metren gebildet wurden.
p1b_516.035 2. Die in unsere Litteratur übergegangenen, von andern Nationen entlehnten, p1b_516.036 also fremden modernen Strophen teilen sich nach ihrer Herkunft in: p1b_516.037 a. provencalisch=italienische, b. spanische, c. französische, d. orientalische.
p1b_516.038 3. Die althochdeutschen Strophen sind meist Reimpaare. Die mittelhochdeutschen p1b_516.039 Strophen sind der Hauptsache nach a. die Nibelungenstrophe, p1b_516.040 b. die Gudrunstrophe, c. die meist dreigeteilten künstlichen Strophen der p1b_516.041 Minnesinger und der Meistersänger, d. die Leiche.
p1b_516.001 zwei einander folgende Gedichtsabschnitte gebildet würden, sondern so, daß sie p1b_516.002 sich durchflechten. Zehn im Druck der Glocke durch Einrücken genügend p1b_516.003 charakterisierte trochäische Strophen von je 8 Zeilen mit dem strophischen p1b_516.004 Charakteristikum, welches der 5. und 6. Verszeile nur 3 Takte einräumte, p1b_516.005 bilden das konstante Element der Rhythmopöie. Zwischen je zwei dieser p1b_516.006 10 Strophen ist sodann eine Partie in freier metrischer Form eingefügt. Diese p1b_516.007 zehn trochäischen Strophen stehen unter sich in engem Zusammenhang, so zwar, p1b_516.008 daß sie für sich ein abgeschlossenes Gedicht bilden könnten. Den Jnhalt dieser p1b_516.009 Strophen bilden die Einzelheiten alles desjenigen, was sich auf den Glockenguß p1b_516.010 bezieht. Der Meister spricht in ihnen an die Gesellen. Die unregelmäßigenp1b_516.011 Strophen enthalten jene Momente, welche das Menschenleben in idealer Verbindung p1b_516.012 behandeln. Die 4 ersten schön disponierten und ausgeführten Bilder (Taufe, p1b_516.013 Trauung, Feuer, Tod) sind dem Familienleben angehörig, während die beiden p1b_516.014 letzteren (Abendglocke und Aufruhrglocke) das Leben der Gemeinde wiederspiegeln.
p1b_516.015 Die Mehrzahl der Strophen wechselt im Rhythmus, ─ ein Verfahren, das der p1b_516.016 Dichter z. B. auch in seinem 27strophigen Gedicht Das Eleusische Fest beliebte, p1b_516.017 wo die 1., die 14. und die 27. Strophe daktylisch gebaut sind, während die p1b_516.018 übrigen Strophen trochäisch sind. Auch in Würde der Frauen läßt Schiller p1b_516.019 daktylische und trochäische Strophen so wechseln, daß diese die Männer, jene p1b_516.020 die Frauen behandeln. (Ähnlich verleiht Goethe dem Gedichte Auf dem Seep1b_516.021 abwechselnd jambischen, trochäischen und trochäisch=daktylischen Rhythmus.)
p1b_516.023 Alle in der deutschen Poesie bekannten Strophenformen zerfallen p1b_516.024 nach Herkunft und Anwendung in vier große Hauptgruppen:
p1b_516.025 I. Antike und antikisierende Strophen.
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p1b_516.027 III. Althochdeutsche und mittelhochdeutsche Strophen.
p1b_516.028 IV. Deutsch nationale Strophen der Gegenwart.
p1b_516.029 1. Die antiken Strophen, welche in unserer poetischen Litteratur durch p1b_516.030 Nachahmung der Antike Eingang fanden, sind vor Allem a. die sapphische p1b_516.031 Strophe, b. die alkäische, c. die asklepiadeischen Strophen, d. die pherekratische, p1b_516.032 e. die glykonische, f. die phaläkische Strophe. Hierzu kommt noch eine große p1b_516.033 Zahl antikisierender Strophen, die von deutschen Dichtern aus antiken Versen p1b_516.034 und Metren gebildet wurden.
p1b_516.035 2. Die in unsere Litteratur übergegangenen, von andern Nationen entlehnten, p1b_516.036 also fremden modernen Strophen teilen sich nach ihrer Herkunft in: p1b_516.037 a. provençalisch=italienische, b. spanische, c. französische, d. orientalische.
p1b_516.038 3. Die althochdeutschen Strophen sind meist Reimpaare. Die mittelhochdeutschen p1b_516.039 Strophen sind der Hauptsache nach a. die Nibelungenstrophe, p1b_516.040 b. die Gudrunstrophe, c. die meist dreigeteilten künstlichen Strophen der p1b_516.041 Minnesinger und der Meistersänger, d. die Leiche.
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§ 158. Einteilung sämtlicher Strophen. p1b_516.023
Alle in der deutschen Poesie bekannten Strophenformen zerfallen p1b_516.024
nach Herkunft und Anwendung in vier große Hauptgruppen:
p1b_516.025
I. Antike und antikisierende Strophen.
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1. Die antiken Strophen, welche in unserer poetischen Litteratur durch p1b_516.030
Nachahmung der Antike Eingang fanden, sind vor Allem a. die sapphische p1b_516.031
Strophe, b. die alkäische, c. die asklepiadeischen Strophen, d. die pherekratische, p1b_516.032
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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882, S. 516. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik01_1882/550>, abgerufen am 25.11.2024.
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