p1b_507.001 Für weitere Beispiele vgl. man Cl. Brentanos Lustige Musikanten, wo p1b_507.002 4taktige Jamben mit Anapästen und Trochäen wechseln; desgl. Kopischsp1b_507.003 Blücher am Rhein sowie dessen Heinzelmännchen, in welch letzteren durch Abwechselung p1b_507.004 des jambischen mit dem anapästischen Rhythmus die Strophe eine p1b_507.005 strenge Verbindung erhält.
p1b_507.006 VII. Abwechselung der Kola.
p1b_507.007 Das Verfahren, welches den Schluß zum Anfang in gegensätzliche p1b_507.008 Beziehung bringt und das Verhältnis der einzelnen Teile zum Ganzen p1b_507.009 dem Auge und Ohre als einheitliches Ganzes erscheinen läßt, verlangt p1b_507.010 auch in den antiken und antikisierenden Strophen einen Ausdruck.
p1b_507.011 Beispiele:
p1b_507.012
a.
Verkennt denn euer Vaterland,p1b_507.013 Undeutsche Deutsche! steht und gafftp1b_507.014 Mit blöder Bewundrung großem Augep1b_507.015 Das Ausland an!
p1b_507.016
b.
Wie erscholl der Gang des lauten Heersp1b_507.017 Von dem Gebirg in das Thal herab,p1b_507.018 Da zu dem Angriff bei dem Waldstrom das Kriegsliedp1b_507.019 Zu der vertilgenden Schlacht und dem Siege den Befehl rief.
p1b_507.020
(Klopstock.)
p1b_507.021
§ 153. Bedeutung des künstlichen Reims für den Bau p1b_507.022 längerer Strophen.
p1b_507.023 Längere symmetrische Strophen, bei denen der Satzschluß mit dem p1b_507.024 Schluß der rhythmischen Reihen zusammenfällt, werden häufig nur durch p1b_507.025 das Reimband zusammengehalten. (Vgl. § 108, sowie § 137 und p1b_507.026 besonders § 295.)
p1b_507.027 Viele Strophen fallen ohne Weiteres auseinander, sobald wir an Stelle p1b_507.028 des bindenden Reimworts ein anderes Wort setzen, z. B. in der nachstehenden p1b_507.029 Strophe für wandelt == weilet.
p1b_507.030
Überall die zartenp1b_507.031 Leichtbejahrtenp1b_507.032 Schönen aller Arten,p1b_507.033 Schönheitsmarkt ist, wo ihr wandelt.p1b_507.034 Welche Menge milderp1b_507.035 Zierlich wilderp1b_507.036 Allerliebster Bilder!p1b_507.037 Freunde! fanget an und handelt.
p1b_507.038 (Weitere Beispiele ergeben fast sämmtliche in Stanzen geschriebene, größere p1b_507.039 Dichtungen, z. B. Wielands Oberon, Ernst Schulzes bezauberte Rose &c. Vgl. p1b_507.040 § 169.)
p1b_507.001 Für weitere Beispiele vgl. man Cl. Brentanos Lustige Musikanten, wo p1b_507.002 4taktige Jamben mit Anapästen und Trochäen wechseln; desgl. Kopischsp1b_507.003 Blücher am Rhein sowie dessen Heinzelmännchen, in welch letzteren durch Abwechselung p1b_507.004 des jambischen mit dem anapästischen Rhythmus die Strophe eine p1b_507.005 strenge Verbindung erhält.
p1b_507.006 VII. Abwechselung der Kola.
p1b_507.007 Das Verfahren, welches den Schluß zum Anfang in gegensätzliche p1b_507.008 Beziehung bringt und das Verhältnis der einzelnen Teile zum Ganzen p1b_507.009 dem Auge und Ohre als einheitliches Ganzes erscheinen läßt, verlangt p1b_507.010 auch in den antiken und antikisierenden Strophen einen Ausdruck.
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p1b_507.012
a.
Verkennt denn euer Vaterland,p1b_507.013 Undeutsche Deutsche! steht und gafftp1b_507.014 Mit blöder Bewundrung großem Augep1b_507.015 Das Ausland an!
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(Klopstock.)
p1b_507.021
§ 153. Bedeutung des künstlichen Reims für den Bau p1b_507.022 längerer Strophen.
p1b_507.023 Längere symmetrische Strophen, bei denen der Satzschluß mit dem p1b_507.024 Schluß der rhythmischen Reihen zusammenfällt, werden häufig nur durch p1b_507.025 das Reimband zusammengehalten. (Vgl. § 108, sowie § 137 und p1b_507.026 besonders § 295.)
p1b_507.027 Viele Strophen fallen ohne Weiteres auseinander, sobald wir an Stelle p1b_507.028 des bindenden Reimworts ein anderes Wort setzen, z. B. in der nachstehenden p1b_507.029 Strophe für wandelt == weilet.
p1b_507.030
Überall die zartenp1b_507.031 Leichtbejahrtenp1b_507.032 Schönen aller Arten,p1b_507.033 Schönheitsmarkt ist, wo ihr wandelt.p1b_507.034 Welche Menge milderp1b_507.035 Zierlich wilderp1b_507.036 Allerliebster Bilder!p1b_507.037 Freunde! fanget an und handelt.
p1b_507.038 (Weitere Beispiele ergeben fast sämmtliche in Stanzen geschriebene, größere p1b_507.039 Dichtungen, z. B. Wielands Oberon, Ernst Schulzes bezauberte Rose &c. Vgl. p1b_507.040 § 169.)
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4taktige Jamben mit Anapästen und Trochäen wechseln; desgl. Kopischs p1b_507.003
Blücher am Rhein sowie dessen Heinzelmännchen, in welch letzteren durch Abwechselung p1b_507.004
des jambischen mit dem anapästischen Rhythmus die Strophe eine p1b_507.005
strenge Verbindung erhält.
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Das Verfahren, welches den Schluß zum Anfang in gegensätzliche p1b_507.008
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auch in den antiken und antikisierenden Strophen einen Ausdruck.
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Beispiele:
p1b_507.012
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Verkennt denn euer Vaterland, p1b_507.013
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Wie erscholl der Gang des lauten Heers p1b_507.017
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(Klopstock.)
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§ 153. Bedeutung des künstlichen Reims für den Bau p1b_507.022
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Längere symmetrische Strophen, bei denen der Satzschluß mit dem p1b_507.024
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Viele Strophen fallen ohne Weiteres auseinander, sobald wir an Stelle p1b_507.028
des bindenden Reimworts ein anderes Wort setzen, z. B. in der nachstehenden p1b_507.029
Strophe für wandelt == weilet.
p1b_507.030
Überall die zarten p1b_507.031
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Schönen aller Arten, p1b_507.033
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Allerliebster Bilder! p1b_507.037
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p1b_507.038
(Weitere Beispiele ergeben fast sämmtliche in Stanzen geschriebene, größere p1b_507.039
Dichtungen, z. B. Wielands Oberon, Ernst Schulzes bezauberte Rose &c. Vgl. p1b_507.040
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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882, S. 507. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik01_1882/541>, abgerufen am 22.11.2024.
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