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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.

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e. Gekreuzte männliche Reime.

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Es treibt der Sturm die Wellen, p1b_504.003
Die Wellen im blauen Meer, p1b_504.004
Sie jauchzen auf zum Himmel p1b_504.005
Und schluchzen grabesschwer.

(Oskar Riecke.)

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f. Weibliches Schlußreimpaar.

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Unlängst auf einem Wirtshaustisch p1b_504.008
Sah ich der Namen bunt Gemisch p1b_504.009
Vom Rande bis zur Mitten p1b_504.010
Jn's Eichenholz geschnitten.

(Gustav Pfitzer.)

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IV. Wechsel im Tongrad als strophisches Charakteristikum.

p1b_504.012
Der Liebsten Aug' ist ein Sultan, p1b_504.013
Läßt euch mit Groll oder Huld an p1b_504.014
Nach keinen andern Gesetzen, p1b_504.015
Als seinem hohen Ergetzen.

(Rückert.)

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V. Wechsel des Reimvokals als strophisches Charakteristikum.

p1b_504.017
1. Strophe hat den Vokal u, die 2. Strophe den Vokal a.

p1b_504.018
Die goldne Zeit ist nicht entschwunden, p1b_504.019
Denn sie ist ewig neu und jung; p1b_504.020
Noch wird des Goldes gnug gefunden, p1b_504.021
Habt ihr dazu nur Lust genung.
p1b_504.022
Doch zu dem goldensten der Bande p1b_504.023
Webt sich der Liebsten goldnes Haar, p1b_504.024
Und zwischen durch mit goldnem Brande p1b_504.025
Glüht ihrer Augen Sonnenpaar u. s. w.

(Rückert.)

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Diese charakteristische Lautverschiedenheit, die für den Ausdruck des strophischen p1b_504.027
Gliederungsgesetzes bedeutungsvoll genug ist, erleichtert das Auffassen p1b_504.028
der Strophen ungemein.

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VI. Wechsel des Rhythmus als strophisches Charakteristikum.

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Hierher gehört vor Allem das Beispiel § 152. II. 3. S. 501, wo p1b_504.031
erst zwei aus je einem Trochäus und einem Bacchius gebildete Verse p1b_504.032
kommen, worauf zwei rein jambische Verse die Strophe schließen.

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Weitere Beispiele:

p1b_504.034
Nun laßt die Glocken p1b_504.035
Von Turm zu Turm p1b_504.036
Durch's Land frohlocken p1b_504.037
Jm Jubelsturm! p1b_504.038
Des Flammenstoßes p1b_504.039
Geleucht' facht an!

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e. Gekreuzte männliche Reime.

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Es treibt der Sturm die Wellen, p1b_504.003
Die Wellen im blauen Meer, p1b_504.004
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Und schluchzen grabesschwer.

(Oskar Riecke.)

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f. Weibliches Schlußreimpaar.

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Unlängst auf einem Wirtshaustisch p1b_504.008
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(Gustav Pfitzer.)

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IV. Wechsel im Tongrad als strophisches Charakteristikum.

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Nach keinen andern Gesetzen, p1b_504.015
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(Rückert.)

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1. Strophe hat den Vokal u, die 2. Strophe den Vokal a.

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Hierher gehört vor Allem das Beispiel § 152. II. 3. S. 501, wo p1b_504.031
erst zwei aus je einem Trochäus und einem Bacchius gebildete Verse p1b_504.032
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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882, S. 504. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik01_1882/538>, abgerufen am 29.08.2024.