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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.

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Einer ähnlichen Anschauung huldigt Christian Kirchhoff-Altona im Deutschen p1b_469.002
Dichterheim Jahrg. 1881. Nr. 9. Er setzt die Entscheidung über Zulässigkeit p1b_469.003
unreiner Reime in das Ermessen des gebildeten Geschmacks, wogegen die Redaktion p1b_469.004
durch die Erklärung sich verwahrt, "daß die Aufnahme dieser Ausführung p1b_469.005
keineswegs die künftige Duldung unreiner Reime im D. Dichterh. zur p1b_469.006
Folge haben werde".

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Wir müssen schon aus metrischen wie aus ästhetischen Gründen die der p1b_469.008
Regellosigkeit Thür und Thor öffnende Anschauung von der Ungefährlichkeit p1b_469.009
unreiner Reime bekämpfen.

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3. Gleichheit der Silbenquantität.

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Zur Reinheit des Reimes gehört es, daß die accentuierte oder arsische p1b_469.012
Silbe reimt, nicht die thetische wie in den falschen Reimen Vergeßlichkeit, p1b_469.013
Ewigkeit - Heiterkeit, Vorsehung - Behandlung, Spiegelung - Hoffnung, p1b_469.014
feierlich - freventlich, hinein - Fältelein. Reine Reime müssen p1b_469.015
auch hinsichtlich der Silbenquantität gleichartig sein, z. B. verde5rbli2ch - p1b_469.016
unste5rbli2ch. Nicht aber verbli5ch und unste5rbli2ch.

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Es verstößt gegen die Silbenquantität wenn ein weiblicher Reim als p1b_469.018
Echo eines schwebenden Reimes gewählt wird. Z. B. heißt er - Meister p1b_469.019
(== Meister), nimm es - Grimmes, daß er - Wasser.

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Aber dein Licht, im Jnnern blünht es p1b_469.021
Meines Gemüntes.(Rückert.)
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Wie stolz und stattlich geht er! p1b_469.023
Wie adlig ist sein Mut! p1b_469.024
Er ist nur ein Trompeter p1b_469.025
Und doch bin ich ihm gut.

(Scheffel, Trompeter.)

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"Er" ist im letzten Beispiel so schwer, daß es einer Arsis gleich kommt; p1b_469.027
man macht vor dem Wort unwillkürlich eine Vortragspause, weshalb man p1b_469.028
durch den Gleichklang gezwungen ist, auch die Nachsilbe bei Trompeter zu p1b_469.029
betonen, was durchaus unschön oder komisch klingt. Reden auf Trompeten p1b_469.030
ergiebt gleich leichte Silben, nicht aber "geht er" und "Trompeter".

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Gegen die Quantität verstoßen ferner alle den gleichen prosodischen Betonungsgesetzen p1b_469.032
widersprechenden Reimsilben oder Wörter, insofern Ableitungssilben p1b_469.033
geringeren Ton haben als Reimsilben und somit kein reines Klang-Echo ergeben p1b_469.034
können, z. B. Le5id - Unaussprechlichke3it, Kra5ft - Ritterscha3ft, p1b_469.035
kle5in
- Mägdele3in, Sinn - Schäferin, hi5n - Mülleri3n, Di5ng - Schmetter= p1b_469.036
li3ng, Blüteze4it - Vergessenhe3it, bere5it - Seligke3it, Stre5it - Sicherhe3it, p1b_469.037
Kra5ft
- Mannscha3ft, kla5r - offenba3r, La5mm - Bräutiga3m, Ru5hm p1b_469.038
- Altertu3m.

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Einer ähnlichen Anschauung huldigt Christian Kirchhoff-Altona im Deutschen p1b_469.002
Dichterheim Jahrg. 1881. Nr. 9. Er setzt die Entscheidung über Zulässigkeit p1b_469.003
unreiner Reime in das Ermessen des gebildeten Geschmacks, wogegen die Redaktion p1b_469.004
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Folge haben werde“.

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Wir müssen schon aus metrischen wie aus ästhetischen Gründen die der p1b_469.008
Regellosigkeit Thür und Thor öffnende Anschauung von der Ungefährlichkeit p1b_469.009
unreiner Reime bekämpfen.

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3. Gleichheit der Silbenquantität.

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Zur Reinheit des Reimes gehört es, daß die accentuierte oder arsische p1b_469.012
Silbe reimt, nicht die thetische wie in den falschen Reimen Vergeßlichkeit, p1b_469.013
Ewigkeit ─ Heiterkeit, Vorsehung ─ Behandlung, Spiegelung ─ Hoffnung, p1b_469.014
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Es verstößt gegen die Silbenquantität wenn ein weiblicher Reim als p1b_469.018
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Aber dein Licht, im Jnnern blǖht ēs p1b_469.021
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Wie stolz und stattlich geht er! p1b_469.023
Wie adlig ist sein Mut! p1b_469.024
Er ist nur ein Trompeter p1b_469.025
Und doch bin ich ihm gut.

(Scheffel, Trompeter.)

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Er“ ist im letzten Beispiel so schwer, daß es einer Arsis gleich kommt; p1b_469.027
man macht vor dem Wort unwillkürlich eine Vortragspause, weshalb man p1b_469.028
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betonen, was durchaus unschön oder komisch klingt. Reden auf Trompeten p1b_469.030
ergiebt gleich leichte Silben, nicht aber „gēht ēr“ und „Trompētĕr“.

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Gegen die Quantität verstoßen ferner alle den gleichen prosodischen Betonungsgesetzen p1b_469.032
widersprechenden Reimsilben oder Wörter, insofern Ableitungssilben p1b_469.033
geringeren Ton haben als Reimsilben und somit kein reines Klang-Echo ergeben p1b_469.034
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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882, S. 469. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik01_1882/503>, abgerufen am 22.11.2024.