Man ruht auf weichem Rasen,p1b_454.002 Von Zitterglanz erhellt:p1b_454.003 Die Schaf und Lämmer grasen;p1b_454.004 Man ruht auf weichem Rasen,p1b_454.005 Und überschaut das Feld.
(Voß.)
p1b_454.006 15. Der Schlußreim.
p1b_454.007 Der Schlußreim besteht zwischen dem Schluß einer Verszeile und p1b_454.008 einer oder mehreren anderen. Er ist die gebräuchlichste und wichtigste p1b_454.009 Reimart. Jn den meisten Fällen versteht man unter Reim schlechthin p1b_454.010 den Schlußreim, da in der That die Mehrzahl der Reime Schlußreime p1b_454.011 sind (wie z. B. die männlichen, weiblichen, gleitenden, schwebenden, p1b_454.012 identischen, reichen Reime, der Doppelreim und das Echo).
p1b_454.013 Jm Folgenden widmen wir der Stellung und Anordnung des Schlußreims p1b_454.014 besondere Beachtung.
p1b_454.015 § 139. Stellung und Aufeinanderfolge des Schlußreims.
p1b_454.016 Die Schlußreime sind bezüglich ihrer Stellung entweder in Paaren p1b_454.017 einander folgend, oder sie sind mannigfach verschlungen. Die sich entsprechenden p1b_454.018 Reimglieder nennt man die Arme des Reims.
p1b_454.019 Bei einem Reim mit nur zwei Armen ist dreierlei möglich: a. es reimt p1b_454.020 sich Zeile auf Zeile (Reimpaare), b. es reimt die erste mit der dritten, die p1b_454.021 zweite mit der vierten Zeile (gekreuzte Reime), c. ein Reimpaar umschließt p1b_454.022 das andere (umarmende Reime). Bei einem Reim mit 3 Armen kann die p1b_454.023 Stellung noch verschiedener sein (verschränkte Reime). Die Folge der Reime p1b_454.024 heißt Reimverschlingung. Sie wird durch Buchstaben bezeichnet, so zwar, daß p1b_454.025 die gleichen Reime gleiche Buchstaben tragen.
p1b_454.026 (Die erste Reimzeile bezeichnet man also mit a, ebenso die ihr entsprechende, p1b_454.027 die zweite Reimzeile und die ihr entsprechende mit b u. s. w., die reimlosen p1b_454.028 Zeilen bezeichnet man meist mit x.)
p1b_454.029 1. Gepaarte Reime oder Reimpaare (Dilettantenreime).
p1b_454.030 (Schema: aa, bb, cc u. s. w.)
p1b_454.031 Die aus dem Althochdeutschen überkommenen Reimpaare bilden p1b_454.032 die allerälteste Form des deutschen Schlußreims. Wir finden sie in den p1b_454.033 meisten althochdeutschen Gedichten, und zwar von Otfrieds Evangelienbuch p1b_454.034 an bis in die neueste Zeit. Wegen ihrer häufigen Anwendung p1b_454.035 von Dichterlingen und Reimschmieden kann man sie füglich als die p1b_454.036 Dilettantenreime bezeichnen.
p1b_454.037 Jn Reimpaaren sind geschrieben: Das Ludwigslied (S. 43 d. B.); p1b_454.038 Der arme Heinrich von Hartmann von Aue; Reinhart von Heinrich dem Glichesäre; p1b_454.039 Reineke Vos; Edelstein von Bonerius; Gedichte von Hans Sachs (z. B.
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Man ruht auf weichem Rasen,p1b_454.002 Von Zitterglanz erhellt:p1b_454.003 Die Schaf und Lämmer grasen;p1b_454.004 Man ruht auf weichem Rasen,p1b_454.005 Und überschaut das Feld.
(Voß.)
p1b_454.006 15. Der Schlußreim.
p1b_454.007 Der Schlußreim besteht zwischen dem Schluß einer Verszeile und p1b_454.008 einer oder mehreren anderen. Er ist die gebräuchlichste und wichtigste p1b_454.009 Reimart. Jn den meisten Fällen versteht man unter Reim schlechthin p1b_454.010 den Schlußreim, da in der That die Mehrzahl der Reime Schlußreime p1b_454.011 sind (wie z. B. die männlichen, weiblichen, gleitenden, schwebenden, p1b_454.012 identischen, reichen Reime, der Doppelreim und das Echo).
p1b_454.013 Jm Folgenden widmen wir der Stellung und Anordnung des Schlußreims p1b_454.014 besondere Beachtung.
p1b_454.015 § 139. Stellung und Aufeinanderfolge des Schlußreims.
p1b_454.016 Die Schlußreime sind bezüglich ihrer Stellung entweder in Paaren p1b_454.017 einander folgend, oder sie sind mannigfach verschlungen. Die sich entsprechenden p1b_454.018 Reimglieder nennt man die Arme des Reims.
p1b_454.019 Bei einem Reim mit nur zwei Armen ist dreierlei möglich: a. es reimt p1b_454.020 sich Zeile auf Zeile (Reimpaare), b. es reimt die erste mit der dritten, die p1b_454.021 zweite mit der vierten Zeile (gekreuzte Reime), c. ein Reimpaar umschließt p1b_454.022 das andere (umarmende Reime). Bei einem Reim mit 3 Armen kann die p1b_454.023 Stellung noch verschiedener sein (verschränkte Reime). Die Folge der Reime p1b_454.024 heißt Reimverschlingung. Sie wird durch Buchstaben bezeichnet, so zwar, daß p1b_454.025 die gleichen Reime gleiche Buchstaben tragen.
p1b_454.026 (Die erste Reimzeile bezeichnet man also mit a, ebenso die ihr entsprechende, p1b_454.027 die zweite Reimzeile und die ihr entsprechende mit b u. s. w., die reimlosen p1b_454.028 Zeilen bezeichnet man meist mit x.)
p1b_454.029 1. Gepaarte Reime oder Reimpaare (Dilettantenreime).
p1b_454.030 (Schema: aa, bb, cc u. s. w.)
p1b_454.031 Die aus dem Althochdeutschen überkommenen Reimpaare bilden p1b_454.032 die allerälteste Form des deutschen Schlußreims. Wir finden sie in den p1b_454.033 meisten althochdeutschen Gedichten, und zwar von Otfrieds Evangelienbuch p1b_454.034 an bis in die neueste Zeit. Wegen ihrer häufigen Anwendung p1b_454.035 von Dichterlingen und Reimschmieden kann man sie füglich als die p1b_454.036 Dilettantenreime bezeichnen.
p1b_454.037 Jn Reimpaaren sind geschrieben: Das Ludwigslied (S. 43 d. B.); p1b_454.038 Der arme Heinrich von Hartmann von Aue; Reinhart von Heinrich dem Glichesäre; p1b_454.039 Reineke Vos; Edelstein von Bonerius; Gedichte von Hans Sachs (z. B.
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Reineke Vos; Edelstein von Bonerius; Gedichte von Hans Sachs (z. B.
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Die Schaf und Lämmer grasen; p1b_454.004
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(Voß.)
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15. Der Schlußreim.
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Reimart. Jn den meisten Fällen versteht man unter Reim schlechthin p1b_454.010
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Jm Folgenden widmen wir der Stellung und Anordnung des Schlußreims p1b_454.014
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§ 139. Stellung und Aufeinanderfolge des Schlußreims. p1b_454.016
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Reimglieder nennt man die Arme des Reims.
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Bei einem Reim mit nur zwei Armen ist dreierlei möglich: a. es reimt p1b_454.020
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(Die erste Reimzeile bezeichnet man also mit a, ebenso die ihr entsprechende, p1b_454.027
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Zeilen bezeichnet man meist mit x.)
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1. Gepaarte Reime oder Reimpaare (Dilettantenreime).
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(Schema: aa, bb, cc u. s. w.)
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Die aus dem Althochdeutschen überkommenen Reimpaare bilden p1b_454.032
die allerälteste Form des deutschen Schlußreims. Wir finden sie in den p1b_454.033
meisten althochdeutschen Gedichten, und zwar von Otfrieds Evangelienbuch p1b_454.034
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Jn Reimpaaren sind geschrieben: Das Ludwigslied (S. 43 d. B.); p1b_454.038
Der arme Heinrich von Hartmann von Aue; Reinhart von Heinrich dem Glichesäre; p1b_454.039
Reineke Vos; Edelstein von Bonerius; Gedichte von Hans Sachs (z. B.
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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882, S. 454. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik01_1882/488>, abgerufen am 22.11.2024.
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