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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.

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Vgl. hiezu Beispiel a § 127: "Wieder wie weiland wacht er und wacht."

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Das von Rückert beachtete Gesetz von drei Allitterationen in 2 Halbzeilen p1b_401.003
wurde am häufigsten von den späteren Skalden angewandt, die sich - p1b_401.004
beiläufig bemerkt - zur alten Verskunst verhielten wie die Meistersänger zu p1b_401.005
den Minnesingern.

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2. Fast in allen Beispielen, welche 3 Allitterationen auf 2 Zeilen verteilen, p1b_401.007
bilden die beiden ersten gleichen Anlaute die Stollen, und erst der p1b_401.008
dritte Gleichlaut ist der centrale Hauptstab. Daß übrigens die 3. Allitteration p1b_401.009
nicht durchweg Hauptstab ist, dieser vielmehr vom Sinn und Jnhalt der Verszeilen p1b_401.010
abhängig ist, beweise folgendes Beispiel:

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enti den lihhamun likkan lazzit p1b_401.012
Und den Leichnam liegen lässet.(Aus Muspilli.)

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3. Die meisten Allitterationen verbinden nur 2 kurze oder 1 lange Zeile, p1b_401.014
vgl. Beisp. b u. c § 127. Ein Mittel zur Steigerung der Wirkung der Allitteration p1b_401.015
ist die durch Wiederholung desselben Stabes in der nächsten (zuweilen p1b_401.016
in der 3. u. 4.) Langzeile bewirkte metrische Verbindung dieser Zeilen, z. B.:

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Und kannst du dein Kind nicht küssen und herzen p1b_401.018
Mit dem Leibe, von Luft und Licht gewoben, p1b_401.019
Wie verlangend es lechzt, dich liebend zu fühlen, p1b_401.020
So laß, für verlorene Lieder beim Wiegen, p1b_401.021
Mich noch länger belauschen dein leises Gelispel.

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4. Je schlichter, je mehr der Prosa sich nähernd der Jnhalt des Stabverses p1b_401.023
ist, desto weniger Stabreime enthält er. Je leidenschaftlicher er sich p1b_401.024
gestaltet, desto häufiger werden die gleichen Anlaute. Bei wenig Allitterationen p1b_401.025
und in langen Zeilen steigert man daher die Wirkung dadurch, daß man die p1b_401.026
allitterierenden Stäbe möglichst nahe an einander rückt, um je den neuen Gleichlaut p1b_401.027
wie ein wirkliches Klangecho zu empfinden, z. B.

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habdun fan rumuburg riki giwunnan.
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(Heliand.)

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5. Die metrische Verbindung zweier Langzeilen durch ein besonderes p1b_401.031
Kettenglied, das man als Nebenallitteration auffassen kann, hat neben der p1b_401.032
metrischen Bedeutung auch eine mnemonische. Man vergleiche die folgenden p1b_401.033
Beispiele aus dem Beowulf:

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hlaudne in healle paer was heorpan Sweg p1b_401.035
swutol sang scopes: saegde se pe cupe. - - p1b_401.036
wig weorpunga wordun Baedon p1b_401.037
paet him gast Bona geoce gefremede.

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Obwohl der Deutsche im allgemeinen die deutschen Verse des Beowulf wie p1b_401.039
des Hildebrandsliedes fast ebensowenig verstehen mag, als das Chinesische, so p1b_401.040
habe ich doch diese Beispiele der Form halber hergeschrieben, um auch dadurch p1b_401.041
zu zeigen, wie unser Ohr anders geworden ist, sofern es nicht mehr als gültigen p1b_401.042
Stabreim anerkennt, wenn von einer Doppelkonsonanz nur der erste Konsonant p1b_401.043
wiederkehrt u. s. w.

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Vgl. hiezu Beispiel a § 127: „Wieder wie weiland wacht er und wacht.“

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Das von Rückert beachtete Gesetz von drei Allitterationen in 2 Halbzeilen p1b_401.003
wurde am häufigsten von den späteren Skalden angewandt, die sich ─ p1b_401.004
beiläufig bemerkt ─ zur alten Verskunst verhielten wie die Meistersänger zu p1b_401.005
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2. Fast in allen Beispielen, welche 3 Allitterationen auf 2 Zeilen verteilen, p1b_401.007
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habdun fan rumuburg riki giwunnan.
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(Heliand.)

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5. Die metrische Verbindung zweier Langzeilen durch ein besonderes p1b_401.031
Kettenglied, das man als Nebenallitteration auffassen kann, hat neben der p1b_401.032
metrischen Bedeutung auch eine mnemonische. Man vergleiche die folgenden p1b_401.033
Beispiele aus dem Beowulf:

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hlûdne in healle paer was heorpan Sweg p1b_401.035
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Obwohl der Deutsche im allgemeinen die deutschen Verse des Beowulf wie p1b_401.039
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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882, S. 401. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik01_1882/435>, abgerufen am 22.11.2024.