Bis mir nicht gönnen mochten die Brüderp1b_400.002 Den Helden zu haben, den hehrsten aller.p1b_400.003 Sie mochten nicht ruhen, nicht richten und schlichtenp1b_400.004 Bis sie Sigurden erschlagen ließen.
p1b_400.005 Vom Thinge traurig traben hört ich Grani;p1b_400.006 Sigurden selber sah ich nicht.p1b_400.007 Alle Rosse waren rot von Blutp1b_400.008 Und in Schweiß geschlagen von den Schächern.
p1b_400.009
(Aus Simrocks Eddaübersetzung. 6. Aufl. I. 209.)
p1b_400.010 § 128. Metrische Bedeutung des Stabreimes.
p1b_400.011 1. Der Stabreim stellt die metrische Verbindung zwischen den p1b_400.012 Klängen der Verse her, also auch zwischen dem Jnhalt der Begriffe. p1b_400.013 Ursprünglich verband er die altgermanischen Langzeilen miteinander. p1b_400.014 Jn der ersten Hälfte derselben befanden sich in der Regel zwei Stäbe, p1b_400.015 in der folgenden Hälfte nur einer, und dieser war der Hauptstab.
p1b_400.016 2. Die dem centralen Hauptstab vorausgehenden allitterierenden p1b_400.017 Anlaute nennt man Stollen oder Liedstäbe. Sie sind die metrischverbindenden p1b_400.018 Glieder.
p1b_400.019 3. Der Stabreim verbindet in der Regel zwei kürzere Verszeilen p1b_400.020 (oder auch nur eine längere Verszeile). Jn neueren Gedichten bindet p1b_400.021 er zuweilen auch 3 und 4 Zeilen.
p1b_400.022 4. Um in langen Zeilen den Stabreim dem Ohre bemerklicher p1b_400.023 zu machen, rückt man nicht selten die allitterierenden Stäbe jeder Zeile p1b_400.024 eng aneinander.
p1b_400.025 5. Jnteressant ist die metrische Verbindung zweier Langzeilen p1b_400.026 durch ein besonderes Kettenglied.
p1b_400.027 6. Die Allitteration war ursprünglich das wesentlichste versregelnde p1b_400.028 Kunstmittel.
p1b_400.029 7. Eine gesetzmäßig bestimmte metrische Gliederung von regelmäßigp1b_400.030 4 Hebungen kann in der früheren Allitterationspoesie nicht p1b_400.031 nachgewiesen werden. Jn Jordans Nibelunge besteht sie.
p1b_400.032 1. Der Stabreim erstrebt vor Allem durch Hervorhebung der Arsen die p1b_400.033 musikalische und mnemonische Verbindung der Zeilen. Oft erfolgt die Verbindung p1b_400.034 (wie beim Beispiel a in § 127) in der Art, daß in der ersten p1b_400.035 Halbzeile derselbe Stab gewöhnlich zweimal und in der darauf folgenden Halbzeile p1b_400.036 zum drittenmal wiederkehrt. Oft aber geht dem centralen Hauptstab p1b_400.037 behufs Versverkettung nur ein Stollen voraus, wie aus demselben Beispiele p1b_400.038 (a in § 127) ersichtlich ist. Seltener finden wir 4 allitterierende Stäbe in p1b_400.039 derselben Zeile, wie z. B.
p1b_400.040
a.
Hream weard in Heorote heo under heolfre genam
p1b_400.041
(Beowulf.)
p1b_400.042
b.
Dir hilft kein Hirn, dir hilft keine Hand.
p1b_400.043
(Rich. Wagner, Werke 6. 327.)
p1b_400.001
Bis mir nicht gönnen mochten die Brüderp1b_400.002 Den Helden zu haben, den hehrsten aller.p1b_400.003 Sie mochten nicht ruhen, nicht richten und schlichtenp1b_400.004 Bis sie Sigurden erschlagen ließen.
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p1b_400.009
(Aus Simrocks Eddaübersetzung. 6. Aufl. I. 209.)
p1b_400.010 § 128. Metrische Bedeutung des Stabreimes.
p1b_400.011 1. Der Stabreim stellt die metrische Verbindung zwischen den p1b_400.012 Klängen der Verse her, also auch zwischen dem Jnhalt der Begriffe. p1b_400.013 Ursprünglich verband er die altgermanischen Langzeilen miteinander. p1b_400.014 Jn der ersten Hälfte derselben befanden sich in der Regel zwei Stäbe, p1b_400.015 in der folgenden Hälfte nur einer, und dieser war der Hauptstab.
p1b_400.016 2. Die dem centralen Hauptstab vorausgehenden allitterierenden p1b_400.017 Anlaute nennt man Stollen oder Liedstäbe. Sie sind die metrischverbindenden p1b_400.018 Glieder.
p1b_400.019 3. Der Stabreim verbindet in der Regel zwei kürzere Verszeilen p1b_400.020 (oder auch nur eine längere Verszeile). Jn neueren Gedichten bindet p1b_400.021 er zuweilen auch 3 und 4 Zeilen.
p1b_400.022 4. Um in langen Zeilen den Stabreim dem Ohre bemerklicher p1b_400.023 zu machen, rückt man nicht selten die allitterierenden Stäbe jeder Zeile p1b_400.024 eng aneinander.
p1b_400.025 5. Jnteressant ist die metrische Verbindung zweier Langzeilen p1b_400.026 durch ein besonderes Kettenglied.
p1b_400.027 6. Die Allitteration war ursprünglich das wesentlichste versregelnde p1b_400.028 Kunstmittel.
p1b_400.029 7. Eine gesetzmäßig bestimmte metrische Gliederung von regelmäßigp1b_400.030 4 Hebungen kann in der früheren Allitterationspoesie nicht p1b_400.031 nachgewiesen werden. Jn Jordans Nibelunge besteht sie.
p1b_400.032 1. Der Stabreim erstrebt vor Allem durch Hervorhebung der Arsen die p1b_400.033 musikalische und mnemonische Verbindung der Zeilen. Oft erfolgt die Verbindung p1b_400.034 (wie beim Beispiel a in § 127) in der Art, daß in der ersten p1b_400.035 Halbzeile derselbe Stab gewöhnlich zweimal und in der darauf folgenden Halbzeile p1b_400.036 zum drittenmal wiederkehrt. Oft aber geht dem centralen Hauptstab p1b_400.037 behufs Versverkettung nur ein Stollen voraus, wie aus demselben Beispiele p1b_400.038 (a in § 127) ersichtlich ist. Seltener finden wir 4 allitterierende Stäbe in p1b_400.039 derselben Zeile, wie z. B.
p1b_400.040
a.
Hream weard in Heorote heo under heolfre genam
p1b_400.041
(Beowulf.)
p1b_400.042
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Dir hilft kein Hirn, dir hilft keine Hand.
p1b_400.043
(Rich. Wagner, Werke 6. 327.)
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Den Helden zu haben, den hehrsten aller. p1b_400.003
Sie mochten nicht ruhen, nicht richten und schlichten p1b_400.004
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Vom Thinge traurig traben hört ich Grani; p1b_400.006
Sigurden selber sah ich nicht. p1b_400.007
Alle Rosse waren rot von Blut p1b_400.008
Und in Schweiß geschlagen von den Schächern.
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(Aus Simrocks Eddaübersetzung. 6. Aufl. I. 209.)
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§ 128. Metrische Bedeutung des Stabreimes. p1b_400.011
1. Der Stabreim stellt die metrische Verbindung zwischen den p1b_400.012
Klängen der Verse her, also auch zwischen dem Jnhalt der Begriffe. p1b_400.013
Ursprünglich verband er die altgermanischen Langzeilen miteinander. p1b_400.014
Jn der ersten Hälfte derselben befanden sich in der Regel zwei Stäbe, p1b_400.015
in der folgenden Hälfte nur einer, und dieser war der Hauptstab.
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2. Die dem centralen Hauptstab vorausgehenden allitterierenden p1b_400.017
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3. Der Stabreim verbindet in der Regel zwei kürzere Verszeilen p1b_400.020
(oder auch nur eine längere Verszeile). Jn neueren Gedichten bindet p1b_400.021
er zuweilen auch 3 und 4 Zeilen.
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4. Um in langen Zeilen den Stabreim dem Ohre bemerklicher p1b_400.023
zu machen, rückt man nicht selten die allitterierenden Stäbe jeder Zeile p1b_400.024
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5. Jnteressant ist die metrische Verbindung zweier Langzeilen p1b_400.026
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p1b_400.027
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p1b_400.029
7. Eine gesetzmäßig bestimmte metrische Gliederung von regelmäßig p1b_400.030
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1. Der Stabreim erstrebt vor Allem durch Hervorhebung der Arsen die p1b_400.033
musikalische und mnemonische Verbindung der Zeilen. Oft erfolgt die Verbindung p1b_400.034
(wie beim Beispiel a in § 127) in der Art, daß in der ersten p1b_400.035
Halbzeile derselbe Stab gewöhnlich zweimal und in der darauf folgenden Halbzeile p1b_400.036
zum drittenmal wiederkehrt. Oft aber geht dem centralen Hauptstab p1b_400.037
behufs Versverkettung nur ein Stollen voraus, wie aus demselben Beispiele p1b_400.038
(a in § 127) ersichtlich ist. Seltener finden wir 4 allitterierende Stäbe in p1b_400.039
derselben Zeile, wie z. B.
p1b_400.040
a.
Hream weard in Heorote heo under heolfre genam
p1b_400.041
(Beowulf.)
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b.
Dir hilft kein Hirn, dir hilft keine Hand.
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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882, S. 400. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik01_1882/434>, abgerufen am 25.11.2024.
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