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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.

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Herz und Seele, leben und sterben, Weh und Schmerz. I=Assonanz. Brief p1b_396.002
und Siegel, hin und wieder, wider Wissen und Willen. O=Assonanz. Lohn p1b_396.003
und Kost, Not und Sorge, Spott und Hohn, Zorn und Groll. U=Assonanz. p1b_396.004
Blut und Wunden, Hunger und Durst, Schlucht und Kluft, schuldig und verbunden. p1b_396.005
Ü=Assonanz. Grünen und blühen. Au=Assonanz. Braun und p1b_396.006
blau, Rauch und Staub, glauben und schauen. Ei=Assonanz. Bein und p1b_396.007
Stein, Weib und Wein, Zeit und Weil', heimlich und leis'. Eu=Assonanz. p1b_396.008
Es fleucht und kreucht.

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e. Sprichwörtliche Formeln des Vollreims.

p1b_396.010
Beispiele: Stammlaut a. Saft und Kraft, Sack und Pack, mitgegangen, p1b_396.011
mitgefangen, mitgehangen, schalten und walten, Rand und Band, Sang und p1b_396.012
Klang, Rat und That, Ach und Krach, Handel und Wandel. Stammlaut ä, p1b_396.013
e
oder ö, Ächzen und Krächzen, Weg und Steg, Dreck und Speck, hehlen und p1b_396.014
stehlen, Krethi und Plethi (2. Sam. 8. 18), weh- und demütig, sterben und p1b_396.015
verderben, Ehstand und Wehstand &c. Stammlaut i oder ü. Singen und p1b_396.016
springen, Schritt und Tritt, Titel ohne Mittel, windig und findig; hüben und p1b_396.017
drüben, gebügelt und geschniegelt, bücken und drücken, Hülle und Fülle. Stammlaut p1b_396.018
o. Verschroben und verschoben, toll und voll, Sonne und Wonne, p1b_396.019
gestorben und verdorben, Not und Tod. Stammlaut u. Lug und Trug, p1b_396.020
knuffen und puffen, Gruß und Kuß, Gut und Blut, Schutz und Trutz, Rumpf p1b_396.021
und Stumpf. Stammlaut au. Verbauern und versauern, Saus und Braus. p1b_396.022
Stammlaut eu und ei. Kreucht und fleucht, scheiden und meiden, rein und p1b_396.023
fein, das Mein und Dein, weit und breit u. s. w.

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I. Der Stabreim oder die Allitteration.
p1b_396.025
§ 127. Gesetz und Wesen des Stabreims und seine Bedeutung p1b_396.026
für die deutsche Accententwickelung.

p1b_396.027
1. Der Name Stabreim (Stabung) deutet zunächst auf die Runen p1b_396.028
hin, welche sich auf Stäben befanden und lange vor Einführung des p1b_396.029
Christentums bestanden. Später wurde in der Schrift das erste Zeichen p1b_396.030
der Begriffswörter mit größerem Stabe gebildet, und man nannte nun p1b_396.031
hauptsächlich die Anfangszeichen Stäbe. Den in diesen Anfangsstäben p1b_396.032
sich wiederholenden Gleichklang nannte man Stabreim oder Anreim, p1b_396.033
wofür - wie § 126 erwähnt - im 16. Jahrh. die Bezeichnung p1b_396.034
Allitteration aufkam.

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2. Das Wesen des Stabreims beruht in der Wiederkehr gleicher p1b_396.036
Anfangsbuchstaben (auch Doppelkonsonanten) bei den begrifflich bedeutenden p1b_396.037
Wörtern (Stammsilben), die auf diese Weise als wichtige Arsen p1b_396.038
hervorgehoben werden. Der Stabreim verlieh unserer Sprache höchstwahrscheinlich p1b_396.039
ihr accentuierendes Gepräge. Somit ist er für die p1b_396.040
Entwickelung derselben von der allergrößten Bedeutung.

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Es fleucht und kreucht.

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I. Der Stabreim oder die Allitteration.
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1. Der Name Stabreim (Stabung) deutet zunächst auf die Runen p1b_396.028
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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882, S. 396. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik01_1882/430>, abgerufen am 25.11.2024.